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Friedrich ahnte, dass die Kartoffel das Zeug hat, die Welt oder zumindest Europa zu ernähren. Bis heut gilt sie als eines der gesündesten und nahrhaftesten Lebensmittel. So enthält sie doppelt so viele Kohlenhydrate und fast die gleiche Menge an Eiweiß wie Getreide. Schließlich stecken in der schmackhaften Knolle noch verdauungsfördernde Ballaststoffe und wichtige Mineralien wie Magnesium, Kalzium, Eisen sowie die Vitamine C und B6. Weil Vitamine und Mineralstoffe der schmackhaften Erdäpfel vor allem direkt unter der Schale sitzen, lohnt es sich, sie mitzuessen. Dass Kartoffeln dick machen, ist überdies ein hartnäckiges, falsches Gerücht. Tatsächlich enthält eine Portion gekochte Kartoffeln nur wenig mehr als 100 Kalorien, Teigwaren hingegen bringen es auf die vierfache Menge an Kalorien, genauso wie fettige Pommes frites. Nicht die Kartoffel macht also dick, sondern die Art der Zubereitung mit zuviel Fett. Wann exakt der Mensch die erste Kartoffel angebaut hat, ist unbekannt. Sicher ist allerdings: Schon vor über 9000 Jahren züchteten die Ureinwohner Südamerikas aus Wildkartoffeln die essbaren Knollen in einer Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Aus dem Supermarktangebot kennen wir heute vielleicht nur fünf oder sechs Sorten. Weltweit aber gibt es noch schätzungsweise 5000 kultivierte Kartoffelsorten. Allein rund 3.000 davon pflanzen Kleinbauern in den Anden an. Auf traditionellen, indianischen Äckern kann man nur auf einem Feld über 40 verschiedene Sorten wachsen sehen, Kartoffeln in den unterschiedlichsten Formen und Farben: von Weiß über Gelb, Rot, Blau, Violett bis Schwarz. Doch selbst dort in Peru, Bolivien oder Chili ist die Erosion der genetischen Vielfalt schon längst im Gange. Neue, in Monokultur angebaute Sorten haben auch dort schon in vielen Gebieten Fuß gefasst und einheimische Sorten verdrängt. Eine genetische Katastrophe wäre es, wenn diese "Entwicklungsländer" dazu gedrängt würden, eines Tages auch Gen-Kartoffeln zuzulassen. Die Wiege und Schatzkammer der Kartoffelvielfalt stünde auf dem Spiel, ähnlich wie beim Mais. Dessen Ursprungsland, Mexiko, ist bereits teilweise mit Gen-Mais-Sorten belastet, dank des "Freihandelsabkommens" mit dem Nachbarland USA. Unter dem Deckmantel von Gesundheitsaspekten testet die Technische Universität München derzeit mit Steuergeldern eine genetisch manipulierte Kartoffelsorten. Vor kurzem suchte sie Freiwillige, die die deutschen Gen-Kartoffeln Made by Weihenstephan beziehungsweise TU München zu Testzwecken eine Woche lang verzehren sollten - täglich ein halbes Kilogramm. Die genetisch manipulierten Knollen sollen die Menschheit dank des genetisch erhöhten Karotingehaltes vor Altersblindheit schützen, meinen die beteiligten Wissenschaftler. Und wer schütz die Menschheit vor diesen bereits heute kurzsichtigen Forschern, die die Welt und vor allem die "Dritte Welt" mit den Frankenstein-Kreationen der "Ersten Welt" beglücken möchten? Bereits der als Segen für die Armen in Südostasien von der Gen-Lobby propagierte, "goldene" Gen-Reis, der gleichfalls mit Fremdgenen anderer Spezies künstlich aufgepeppt wurde, um Karotin zu produzieren, war nichts als ein trojanisches Pferd. Wer mehr Karotin benötigt, kann doch schon seit Jahrtausenden zur Karotte oder Dutzenden anderen Gemüsesorten greifen, die von Natur aus reich an Karotin sind. Der Welt mangelt es nicht an genetisch manipulierten Lebewesen. Es Mangelt ihr höchstens an gerechter Verteilung und Einsicht bei den Entscheidungsträgern. Statt neuer Gen-Sorten brauchen wir im Gegenteil mehr Schutz und damit Anbaufläche für die alten, bewährten Sorten. Es gibt nur noch wenige Bauern in unseren Landen, die nicht die modernen, dem Massengeschmack angepassten und Maschinen gerechten Kartoffelsorten anbauen. Dutzend von alten Sorten blieben dabei auf der Strecke. In unseren Nachbarländern, Frankreich, Großbritannien oder Österreich haben alte Sorten noch einen höheren Stellenwert als bei uns. So erfreut sich die mehr als 130 Jahre alte "La Ratte" in Frankreich noch immer großer Beliebtheit. Dass sich die konsequente Erhaltung alter Kartoffelsorten sogar durchaus für die Land- und Volkswirtschaft lohnt, zeigt die Kanalinsel Jersey. Seit 1880 wird dort die vielleicht älteste Frühkartoffel Europas, die Jersey Royal unverändert angebaut. Die mit Seetang aus dem Meer gedüngte und von Hand geerntete Jersey Royal gilt als besonders schmackhaft und ist deshalb gerade von Feinschmeckern begehrt, was sich auch in ihrem Preis niederschlägt: zwischen vier und sechs Euro das Kilo. Jährlich bringen die königlichen Kartoffeln so den Insulanern rund 30 Millionen Euro ein, was die Jersey Royal - sie gedeiht auf rund der Hälfte der Anbaufläche Jerseys von insgesamt 6000 Hektar - zum wichtigsten landwirtschaftlichen Produkt der Insel macht. Außerdem bringt sie alte Frühkartoffel dank der notwendigen Handarbeit viele Jobs. Und noch ein - global gesehen - positiver Nebeneffekt hat der Erfolg der Jersey Royal. Schon 1999 hat sich Jersey zur Gentechnik freien Insel erklärt, denn das Geschäft mit ihrer alten Kartoffelsorte, will sich die Inselbevölkerung auf keinen Fall durch genmanipulierte Sorten verderben lassen. Auch wir Verbraucher in Deutschland können etwas zum Erhalt der alten Kartoffelsorten tun. Zum einen durch den Kauf von diesen Sorten im Naturkostladen oder direkt beim Bio-Bauern, da sie in der Regel auch biologisch angebaut werden. Zum anderen, indem man sie selbst im Garten anbaut. Es gibt bereites einige Gärtnereien, Initiativen und Vereine, bei denen man alte Sorten beziehen kann. Norbert Suchanek Weitere Informationen: - Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. Sandbachstraße 5, 38162 Schandelah E-Mail: ven.nutz@gmx.de www.nutzpflanzenvielfalt.de - Arche Noah - Gesellschaft zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt Obere Str. 40, A-3553 Schloß Schiltern www.arche-noah.at - Pro Spezie Rara, Sortenzentrale Postfach 95, CH-5742 Kölliken www.psrara.org - Biolandhof Ellenberg Ebstorferstr.1, 29576 Barum kartoffelvielfalt@t-online.de www.kartoffelvielfalt.de Bioland-Kartoffeln aus der Region gibt es u.a. vom - Bioland-Hof Hatzl, www.hatzlhof.de - Bioland-Hof Huber, www.gutekartoffeln.de - Stumbeck-Hof, www.stumbeck-hof.de
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