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Presse-Stelle:  Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. Geschäftsstelle, D-30159 Hannover
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 26.02.2005
Pressemeldung der Europäischen Vegetarier Union (EVU):
Vorurteile gegen die vegetarische Ernährung...
Vorurteile gegen die vegetarische Ernährung
Pressemeldung der Europäischen Vegetarier Union (EVU), 24. Februar 2005

Versuche mit dem Ziel, die vegetarische Lebensweise in Misskredit zu bringen, sind bekannt. Der neue Fall aber stellt eine besonders bemerkenswerte Kombination von wissenschaftlich unhaltbaren Aussagen, extremen Lebensbedingungen der untersuchten Kinder und ganz offensichtlicher finanzieller Beteiligung der Fleischindustrie dar.

In einem Vortrag vor der "American Association for the Advancement of Science" in Washington machte Professor Lindsay Allen (Universität von Kalifornien) ernste Anklagen: "Von Tieren stammende Nahrungsmittel haben einige Nährstoffe, die nirgendwo anders enthalten sind. Hinsichtlich der Ernährung von kleinen Kindern und schwangeren und stillenden Frauen würde ich so weit gehen zu sagen, dass es unmoralisch ist, ihnen diese Nahrungsmittel in den Lebensphasen vorzuenthalten."

Unmoralisch? Die Europäische Vegetarier Union kann diese Aussage keinesfalls akzeptieren und stellt richtig:

1. Die Behauptung von Professor Allen basiert auf einer Studie (1) mit 544 Kindern in Kenia, die sehr einseitig mangelernährt waren und von denen viele eine Reihe von Gesundheitsproblemen hatten, unter anderem auch Infektionskrankheiten, die zu inneren Blutungen führen und damit zu einem Mangel am Vitamin B12 und Eisen. Es ist bekannt, dass ein Mangel an B12 die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen kann. Eine positive gesundheitliche Entwicklung bei zusätzlichem B12 ist also keinesfalls überraschend.

Obwohl die Kinder an einem Mangel an verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen litten, konnte durch die zusätzliche Gabe von Milch und Fleisch nur der Wert des Vitamin B12 im Blutplasma erhöht werden. (2)

Es muss jedoch betont werden, dass von den drei durchgeführten Tests nur einer für die Fleisch-Gruppe günstige Ergebnisse brachte. Bei den beiden anderen ergab die Ernährung ohne tierische Produkte (aber mit Pflanzenöl) die besten Resultate. Bei allen drei Testmethoden hatte die Milchgruppe die schlechtesten Ergebnisse, in einem Fall sogar schlechter als die Kontrollgruppe. Wenn man diesen mangelernährten Kindern eine sorgfältig geplante vegetarische Diät gegeben hätte, würde man mehr für deren Gesundheit erreicht haben.



2. In einigen Berichten bezieht man sich auf nicht weiter spezifizierte "Vegetarier-Studien in den Vereinigten Staaten und in Europa/Holland", aus denen hervorgehen soll, dass die Entwicklung eines Kindes ohne Fleisch und Milchprodukte dauerhaft beeinträchtigt werden könne.


Derartige Behauptungen können leicht durch sehr überzeugende Beweise widerlegt werden:

- Schon seit mehreren hundert oder sogar tausend Jahren sind viele Inder Vegetarier. Es gibt nicht die geringsten Anzeichen, dass ihnen diese Lebensweise geschadet hätte - genau das Gegenteil ist der Fall.

- Kinder in einigen europäischen Familien sind Vegetarier in der vierten oder sogar fünften Generation. Sie sind aufgeweckt und gesund.

- Langjährige Vegetarier sind entsetzt über die von Professor Allen aufgestellten Behauptungen. Sir Paul McCartney, selbst Vater von vier gesunden und erfolgreichen vegetarischen Kindern, weist ihre Anklage als "Quatsch" zurück.

b. In ihrem Papier "Vegetarische Ernährung", stellt die American Dietetic Association and Dietitians of Canada (ADA), der grösste nationale Verband für Experten in Ernährungsfragen mit fast 70.000 Mitgliedern, fest, dass "eine entsprechend geplante vegetarische Ernährung gesund und ernährungsmässig vollwertig ist und gesundheitliche Vorteile bei der Vermeidung und Behandlung bestimmter Krankheiten bringt. [...] Gut geplante vegane und andere Arten der vegetarischen Ernährungsweise sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Pubertät. Vegetarische Ernährungsweisen bieten eine Reihe von Ernährungsvorteilen. (3)

3. Die Untersuchungen von Professor Allen lassen sogar bei unbefangenen Beobachtern Zweifel an deren Objektivität aufkommen: Sie wurden auf einer Konferenz "Tierische Nahrungsmittel und Ernährung in Entwicklungsländern" vorgestellt, die in Washington am 24-26. Juni 2002 stattfand und von einer Reihe von Viehzucht- und Fleischgenossenschaften finanziell gefördert wurde, unter anderem von der Vereinigung der amerikanischen Rinderzüchter.



Zusammenfassung: Die Europäische Vegetarier Union stellt fest, dass eine vegetarische Ernährung ausgewogen sein sollte, wie jede andere auch. Jedoch haben umfangreiche Studien, die über lange Perioden und mit Tausenden von Teilnehmern durchgeführt wurden, immer wieder bewiesen, dass die vegetarische Lebensweise gesund ist.


Renato Pichler
Amtierender Präsident

Europäische Vegetarier Union (EVU)
www.european-vegetarian.org

Kontakt: EVU Sekretariat
Tel. +32 65 362584, e-mail: evu@ivu.org


Die Pressemeldung ist online unter

www.european-vegetarian.org/lang/de/news/news.php?id=2127〈


(1) www.nutrition.org/cgi/content/full/133/11/3941S

(2) www.nutrition.org/cgi/content/full/133/11/3972S

(3) www.eatright.org/Public/NutritionInformation/92_17084.cfm



Kommentare (englisch) der

- Vegan Society UK - www.european-vegetarian.org/lang/en/news/news.php?id=2109

- VegSource - www.vegsource.com/articles2/ncbs_vegan_study.htm

- VVF - www.vegetarian.org.uk/mediareleases/050221



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