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Der weltweite Bio-Umsatz wächst im Jahr 2004 nach Schätzungen des Londoner Marketing- und Beratungsunternehmens Organic Monitor um 5 bis 7 %. Geht man von 25 Mrd. US $ Umsatz 2003 aus, dann stehen 2004 etwa 26,5 Mrd. US $ zu Buche. Amarjit Sahota von Organic Monitor: "Die höchsten Wachstumsraten sind derzeit in Nordamerika zu beobachten, während die meisten westeuropäischen Länder eine eher geringe Zuwachsrate mit bis zu 5 % verzeichnen. Ein hohes prozentuales Wachstum gibt es auch im asiatisch pazifischen Raum, Lateinamerika und Osteuropa, allerdings auf einer niedrigeren Ausgangsbasis." Der europäische Markt ist nach den USA der größte Einzelmarkt. In Europa hat Deutschland mit rund 3,1 Mrd. EUR Umsatz (ZMP, Bonn) die Nase vorn. Die Ausweitung des Bio-Angebots im Handel sowie die Eröffnung weiterer Bio-Supermärkte werden europaweit auch in den nächsten Jahren für ein regelmäßiges Wachstum sorgen. Öffentlich diskutierte Themen wie Gentechnik, Einsatz von Pestiziden sowie fairer Handel lassen immer mehr informierte Verbraucher zur gesunden Alternative greifen. Gerald A. Herrmann, Geschäftsführer des Weltdachverbands der Bio-Landbauorganisationen IFOAM, beurteilt die gegenwärtige Lage des Öko-Landbaus durchweg positiv: "In allen Märkten stellen wir z. T. kräftige Absatzzunahmen fest. Steigendes Verbraucherbewusstsein und die in vielen Ländern greifenden Programme zur Förderung des Öko-Landbaus bereiten den Boden dafür. Wenn es dauerhaft gelingt, eine sinnvolle Synthese aus internationalem Handel und lokaler bzw. regionaler Versorgung zu erreichen, wird das Wachstum weiter anhalten." Die weltweit bewirtschaftete Bio-Fläche lag Anfang 2004 bei 24 Mio. ha. Den Löwenanteil davon bilden Weideland in Australien (10 Mio. ha) und in Argentinien (3 Mio. ha), das für die Tierhaltung genutzt wird. An dritter Stelle folgt Italien mit über einer Mio. und die USA mit knapp einer Mio. Hektar. Daten über die Entwicklung des Ökolandbaus weltweit, die regelmäßig vom Welt-Dachverband der Bio-Organisationen IFOAM veröffentlicht werden, beziehen inzwischen 98 Länder dieser Erde ein. Aktualisierte Zahlen stellen IFOAM, SÖL (Stiftung Ökologie und Landbau, Deutschland) und FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Schweiz) auf der BioFach 2005 vor. Vergleicht man die Kontinente, so werden in Europa 5,5 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche mit biologischen Methoden umweltfreundlich und nachhaltig bewirtschaftet. In Nordamerika inkl. Kanada sind es 1,5 Mio. ha, in Südamerika 5,8 Mio. ha. In Asien werden 880.000 ha und in Afrika 320.000 ha biologisch bewirtschaftet. Aber auch dort ist die ökologische Wirtschaftsweise deutlich im Aufwärtstrend. Die Produktion wird nicht nur in die Industrieländer exportiert, es entwickeln sich zunehmend eigene Märkte. Dabei läuft die Vermarktung über herkömmliche Handelsketten, Wochenmärkte, Lieferdienste, Lebensmittelkooperativen und Ab-Hof-Verkauf. Auch spezialisierte Fachgeschäfte, die bislang vor allem Kräuter und Reformwaren handelten oder neu eröffnet werden, übernehmen den Verkauf von biologisch erzeugten Lebensmitteln. Obwohl die Bevölkerung in aufstrebenden Ballungszentren wie in China, Indien, Brasilien oder auch Osteuropa sicher noch andere Sorgen hat, spielt Bio eine zunehmende Rolle. "Häufig wurde die Entwicklung des Öko-Landbaus in Entwicklungsländern durch die Nachfrage in den Industrieländern induziert - und die Erzeugnisse wurden dann exportiert. Was wir jetzt erleben: Viele Märkte wie z. B. in Indien machen sich selbstständig und bedienen im eigenen Land die aufkeimende Nachfrage", erklärt Dr. Helga Willer vom (FiBL). Diese steigende Nachfrage, prognostiziert Willer, wird auch in den nächsten Jahren ein Wachstum des Öko-Landbaus weltweit garantieren. Brasilien: Enorme Wachstumsraten im Ökolandbau Als Beispiel für rasantes Wachstum kann Brasilien, das Land des Jahres der BioFach 2005, gelten. 2001 waren 276.000 ha zertifiziert, 2003 schon rund dreimal soviel, nämlich 800.000 ha. Das ist etwas mehr als in Deutschland. Hinzu kommt noch der Teil der biologischen Produktion, der aus Kostengründen nicht von offiziellen Stellen zertifiziert wird, so der IFOAM-Bericht "The World of Organic Agriculture 2004". Die Zahl der Bio-Erzeuger, von denen die meisten Kleinbauern sind, wird auf 14.000 geschätzt. Der Verkaufswert der brasilianischen Bio-Produktion lag 2003 bei rund 200 Mio. US $. Verglichen mit anderen lateinamerikanischen Ländern sind die Absatzwege innerhalb Brasiliens und Argentiniens am besten organisiert. Wochenmärkte werden in den Ballungsgebieten im Süden Brasiliens immer beliebter. Am größten dieser Märkte in Porto Allegre beteiligen sich wöchentlich über 300 Bauern. Zunehmend werden Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften gegründet, so genannte CSA (La Comunidad Sustenta a la Agricultura). Schon seit fast zwei Jahrzehnten bereiten z. B. bäuerliche Lieferdienste, die einzelne Verbraucher in den Städten versorgen, den Boden für einen zunehmenden Bekanntheitsgrad von Bio-Produkten. Zwölf brasilianische und neun internationale Kontrollstellen haben ein Auge auf den Bio-Landbau, damit auch wirklich garantiert "Bio" drin ist, wenn "Bio" drauf steht. Trotz eines wachsenden heimischen Marktes geht der überwiegende Anteil der lateinamerikanischen Produktion in den Export - und ist natürlich auch auf der BioFach gut vertreten: Kaffee, Bananen, Kakao, Zucker, exotische Früchte aus dem tropischen Teil des Kontinents, Getreide, Soja und Fleisch aus südlichen Regionen. Auf dem deutschen Bio-Markt bleibt es spannend Deutschland, wichtigster europäischer Bio-Markt, spürt im zweiten Halbjahr 2004 einen deutlichen Aufwind. Die Ursachen für das neue Nachfragewachstum sind vielfältig. Sicher fördert die Diskussion um die Verwendung gentechnisch veränderter Produkte den Griff zu Lebensmitteln, die gesund und "sicher" sind. Auf ihre Gesundheit bedachte Konsumenten wollen zudem über Bio-Lebensmittel das Restrisiko von Pestizidrückständen ausschließen. In regelmäßigen Abständen erschüttern Meldungen von hohen Pestizidwerten in Obst und Gemüse die Verbraucher. Es begann im Frühjahr mit Schreckensmeldungen bei Erdbeeren und Paprika, setzte sich im Herbst bei Trauben fort, deren Pestizidbelastung teilweise gesetzliche Höchstwerte um das 14-Fache überschritt. Da verunsicherte Kunden ganz schlecht für das Geschäft mit Lebensmitteln sind, zog Aldi in den Niederlanden 2004 die Konsequenz und listete konventionelle Trauben aus und Bio-Trauben ein. Die Öko-Anbaufläche in Deutschland nahm 2003 um 5,3 % auf 735.000 ha zu. 16.500 Bio-Höfe gibt es derzeit in Deutschland, die 4,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaften und regelmäßig auf die Einhaltung der Richtlinien überprüft werden. Den größten Flächenanteil mit 9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche erreicht Brandenburg. Die Zahl der Unternehmen - Erzeuger, Verarbeiter, Importeure - erhöhte sich nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf insgesamt 20.367. Mit 11 % legten verarbeitende Betriebe und Importeure besonders stark zu. Ein Wermutstropfen bremste jedoch die Entwicklung: Bei manchen Produkten sanken die Erzeugerpreise, was zu heftigen Protesten der Bauern führte und einige Betriebe die Bio-Landwirtschaft sogar aufgaben. Vor allem bei Milch werden sowohl im Bio- wie im konventionellen Bereich die nicht kostendeckenden Auszahlungspreise der Molkereien für die Misere verantwortlich gemacht. Dicke Kinder: Gesunde, biologische Ernährung kann helfen Zunehmend gerät die Fettleibigkeit großer Bevölkerungsgruppen ins Visier nicht nur der Gesundheitspolitiker. Nun hat die deutsche Verbraucherministerin Renate Künast sich des Themas angenommen und Ende September 2004 die "Plattform Ernährung und Bewegung" ins Leben gerufen. Ziel ist es, einen gesunden Ernährungsstil zu propagieren, der verhindert, dass jedes fünfte Kind zu dick, jedes zwölfte sogar krankhaft übergewichtig (adipös) ist. In den USA, wo dieses Problem bereits seit längerem existiert, und zahlreichen anderen Ländern ist das Thema Übergewicht in der öffentlichen Diskussion. In England wird beispielsweise nicht nur eine gesunde Diät mit viel Obst und Gemüse empfohlen, sondern auch die Umstellung auf Bio-Kost. Aktionen dieser Art können sich in Zukunft als Nachfragemotoren entwickeln, wenn sie richtig konzipiert sind. Mehr und mehr wird wieder über den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in Schul- und Krankenhausküchen debattiert. In den vier großen Flächenstaaten Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien gibt es Erfolg versprechende Ansätze in dieser Richtung, die in Italien schon am weitesten gediehen sind. Dort schreibt ein Gesetz vor, dass Bio-Erzeugnisse Verwendung finden müssen. So wird in Hunderten von italienischen Schulküchen zumindest zum Teil mit Bio-Lebensmitteln gekocht. Auch in Wien setzen die 360 städtischen Kindergärten auf Bio-Essen. Seit vergangenem Jahr werden täglich 30.000 Kinder mit einem Mittagsmenü versorgt, dessen Zutaten etwa zur Hälfte aus ökologischem Landbau stammen. Bio + TransFair - eine unschlagbare Allianz Immer mehr Lebensmittel sind gleichzeitig aus Bio-Anbau als auch fair gehandelt. Davon zeugt beispielsweise das wachsende Angebot von Produkten mit dem in Europa einheitlichen TransFair-Logo. Der gemeinnützige Verein TransFair wurde vor 16 Jahren in Deutschland gegründet und will benachteiligte Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika fördern, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern. TransFair-Produkte werden nicht nur im Bio-Handel angeboten. Edeka wird künftig fair gehandelte Bio-Bananen im Sortiment führen. Jährlich eine Million Kilogramm TransFair-Bananen sind das Ziel. Mangos, Trauben und Avocados sollen folgen. Und das Engagement zahlt sich aus: Bei Edeka stieg der Umsatz mit Bio-Obst und -Gemüse im ersten Halbjahr 2004 um 30 %. Die dritte deutschlandweite "Faire Woche" im Herbst 2004 lud zu 1.000 Einzelveranstaltungen. Dennoch bleibt einiges zu tun: Mit nur 1 % Marktanteil z. B. bei fair gehandeltem Kaffee sind Steigerungsraten durchaus möglich. Lediglich 0,63 EUR gibt jeder Deutsche jährlich für TransFair-Produkte aus. In Österreich sind es immerhin 1,50 EUR und in der Schweiz sogar 14 EUR. Der hohe Wert in der Schweiz ist in erster Linie dem großen Engagement des Filialisten Coop Schweiz zu danken, der sich für Bio-Produkte, Öko-Textilien, artgerechte Tierhaltung und fairen Handel stark macht. Ansprechpartner Presse/Medien: Petra Trommer, petra.trommer@nuernbergmesse.de Ellen Rascher, ellen.rascher@nuernbergmesse.de Tel +49 (0) 9 11. 86 06-83 28 Presseinformationen und Fotos zum kostenfreien Download für Journalisten unter www.biofach.de/presse
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