 |
| ECO-News - die grüne Presseagentur |
Presse-Stelle: | Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin |
Rubrik: | Essen & Trinken Datum: 05.12.2004 |
|
 |
Für eine nationale Strategie gegen Fehlernährung |
Anlässlich der sehr gut besuchten Konferenz der grünen Bundestagsfraktion "Gesunde Ernährung" erklärt Ulrike Höfken, agar- und verbraucherpolitische Sprecherin. |
 |
Die Uhr läuft. Eine dramatische Anzahl von Kindern und Jugendlichen sind heute fehlernährt oder übergewichtig. Diabetes und Folgeerkrankungen wie Herzerkrankungen oder orthopädische Erkrankungen treten zunehmend schon bei Kindern auf. Herzinfarkte sind Todesursache Nummer eins, 80 Prozent davon könnten durch eine bessere Ernährung vermieden werden.
Ernährungsbedingte Krankheiten gehören damit zu den grossen Belastungen unseres Gesundheitswesens und der Lohnnebenkosten.
Deutlich wurden auch die Zusammenhänge von Armut und Fehlernährung. Ernährung ist sowohl Privatsache wie auch Aufgabe der Politik, sie ist gefordert einen wirksamen Rahmen gegen die Fehlentwicklungen zu schaffen. Eltern und betroffene Kinder dürfen nicht alleingelassen werden.
Die Lösungsansätze auf den verschiedenen Ebenen wurden auf der Konferenz offen diskutiert. Von Seiten der Verbraucherverbände, der Ärzte, der Wissenschaft und der Wirtschaft wurde einhellig festgestellt:
Von allergrösster Bedeutung sind sektorübergreifende Ansätze, um dauerhaft einen Paradigemenwechsel zu erreichen.- Nötig ist eine nationale Strategie gegen Fehlernährung.
- Wir brauchen eine positive, auf Steigerung der Lebensqualität ausgerichtete Strategie, Verbote nützen wenig.
- Diese Strategie ist als Querschnittsaufgabe zu verankern: in den Politikbereichen (Agrar-, Wirtschafts-, Bildungs-, Gesundheits-, Sozial-, Forschungs- und Städtebaupolitk) aber auch im zusammenwirken der Akteure (Eltern, Wirtschaft, Erzieher, Wissenschaft, Ärzte, Krankenkassen).
- Eine besondere Bedeutung kommt dem Bildungsbereich zu: Zum einen sind die Anstrengungen deutlich zu verstärken, für alle Kinder und Jugendliche ein gutes Verpflegungsangebot in den Einrichtungen sicherzustellen, zum anderen kommt es auf die entsprechende Ausbildung der Pädagogen und Mediziner an. Gleichzeitig müssen Ernährung, Gesundheit und Hauswirtschaft wieder Unterrichtsgegenstand in den Lehrplänen werden.
- Aufklärung und Verbraucherinformation müssen fortgesetzt und verstärkt werden
- ordnungspolitische Maßnahmen, wie sie die Weltgesundheitsorganisation und Deutschland als Mitgliedsland beschlossen haben, müssen auf ihre Wirksamkeit geprüft werden. Dazu gehören steuerliche Umsteuerungen - vor allem zugunsten sozial Schwacher - und die auf EU-Ebene ab Montag diskutierten Werbebeschränkungen.
- Die "Stiftung-Gesundheit" und das Präventionsgesetz müssen schnell realisiert werden und der Ernährungsbereich muss schwerpunktmäßig berücksichtigt werden.
Andere europäische Länder haben bereits gravierende Maßnahmen ergriffen: Gerade ist in Großbritannien ein Weißbuch zur Bekämpfung der Fehlernährung beschlossen worden, die Medien veröffentlichten die 100 ungesundesten Lebensmittel, die Wirtschaft erhielt eine Dreijahresfrist, um die Produktion umzusteuern.
In Frankreich wurden zuckerhaltige Getränke in den Automaten an Schulen verboten, Finnland hat steurlich effektive Maßnahmen ergriffen.
In Deutschland hat vor allem Ministerin Künast zahlreiche aufklärungsorientierte Initiativen ergriffen und zusammen mit der Wirtschaft und anderen Akteuren die "Plattform für gesunde Ernährung und Bewegung " ins Leben gerufen. Auch das Forschungs- und Gesundheitsministerium haben Maßnahmen ergriffen beziehungsweise in der Planung.
Die Plattform für ist eine sehr gute Grundlage für ein gemeinsames Handeln in Deutschland. Aber erwartet werden nun klare Ziele, Zeitvorgaben und umsetzungsorientierte Arbeit, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Dann wird sie grosse Unterstützung erfahren.
Die Anpassung von Produktuion und Lebenstil an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts muss auch für Land- und Ernährungswirtschaft wirtschaftlichen Erfolg bedeuten.
|