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Holz ist vielleicht der wichtigste, ökologische Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Von Möbeln bis zu Häusern, ja selbst Fahrräder lassen sich aus diesem im Prinzip nachhaltigen, weil nachwachsenden Werkstoff herstellen. Für umwelt- und Naturschutz wichtig ist allerdings die Frage, woher das Holz kommt und wie es geerntet wird. Holz für den Export aus noch intakten Urwäldern zu schlagen ist wahrscheinlich der größte Frevel. Leider ist dies noch immer rund um den Globus der Fall, und damit es die Verbraucher nicht merken und anstößig finden, werden die aus Raubbau gewonnenen Holzerzeugnisse einfach absichtlich falsch deklariert. Erst Februar diesen Jahres deckte Greenpeace einen Betrug mit Fichtenholz aus russischen "Urwäldern" auf. Die Umweltschutzorganisation fand in Filialen der Baumarktketten Bauhaus, BayWa, Hagebau, Marktkauf, Obi, Praktiker und Toom in sieben Bundesländern Bauholz mit falscher Kennzeichnung. Holz aus russischer Urwaldzerstörung war mit dem falschen Logo "Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft - Gewachsen in Deutschlands Wäldern" gekennzeichnet. Dabei stamme es in Wirklichkeit aus dem Dvinsky-Urwald, einem der größten noch verbliebenen Urwälder Europas. Greenpeace verdächtigt die Firma Rettenmeier im bayerischen Wilburgstetten, das importierte russische Urwaldholz falsch deklariert zu haben. Ähnlich sieht es auch beim Tropenholz aus. So warnt die Umweltschutzorganisation Robin Wood insbesondere davor, Gartenmöbel aus Teak oder anderen Hölzern aus den Tropen zu kaufen. Robin Wood: "Um Bedenken der Käufer wegen der Zerstörung von Urwäldern zu zerstreuen, würden insbesondere Teakmöbel häufig mit dem Hinweis angeboten, das Holz stamme aus Plantagen." Tatsächlich komme Teak überwiegend aus völlig übernutzten Plantagen auf der Insel Java. Zusätzlich zum Problem des massiven illegalen Holzeinschlags gebe es dort Landrechtskonflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und dem Plantagenunternehmen. Wie bereits zu Kolonialzeiten würden die Plantagen auf Flächen entstehen, die von der lokalen Bevölkerung enteignet oder besser gesagt gestohlen wurden. "Wenn deutsche Gartenmöbelhändler jetzt Teakmöbel mit Ökomärchen als unbedenklich anpreisen, grenzt das an Betrug", kommentiert Robin Wood-Tropenwaldexperte Peter Gerhardt. Schein-Öko-Siegel stiften Verwirrung Die von Greenpeace und Robin Wood aufgedeckten Holzbetrügereien sind keine Einzelfälle. Deutschland importiert jährlich mehrere Millionen Kubikmeter Holz und Holzprodukte aus aller Herren Länder. Allein aus Russland drängen schätzungsweise 10.000 LKW-Ladungen Fichtenholz jährlich auf den deutschen Markt. Hinzukommen Tausende von Tonnen Papier und Zellstoff, das all zu oft immer noch durch Urwaldeinschlag oder aus umwelt- und sozial schädlichen Eukalyptusmonokulturen produziert wird. Wer will das alles genau nach Herkunft und nachhaltigen Kriterien kontrollieren? Der unter Privatisierungsdruck stehende Staat ist damit offensichtlich überfordert, und wahrscheinlich ist es den verantwortlichen Politikern auch egal. Während der Verbraucher allein gelassen und zudem gerne von Teilen der Holzwirtschaft in die Irre geführt wird. Zum Beispiel mit dem "Schein-Öko-Siegel" PEFC, was für "Programme for the endorsement of forest certification schemes" steht. "Den Namen PEFC sollte man gleich wieder vergessen. Das ist ein Scheinsiegel, das den Verkauf von billigem Raubbauholz weiter angekurbelt - Unglück für den Urwald", so Martin Kaiser, Waldexperte von Greenpeace. Das 1999 von Papier- und Holzindustrie erdachte PEFC-Siegel könnten Waldbesitzer ohne eine vorherige Prüfung ihres Forstes per Faxabruf "bestellen", kritisiert Greenpeace. Vorgeschrieben seien nur unzureichende ökologische und soziale Kriterien. Naturnahe Wälder für Mensch und Klima Die Umweltschutzorganisationen empfehlen in erster Linie heimische Hölzer aus naturnaher oder nachhaltiger Waldwirtschaft zu kaufen, die in Deutschland zunimmt. So wurden 2001 bereits 21.400 Hektar Wald in Deutschland nach den Naturland Richtlinien gepflegt und genutzt. Die Richtlinien zur ökologischen Waldnutzung hat der Anbauverband zusammen mit Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) , Robin Wood und Greenpeace entwickelt. "Naturnahe Wälder, ökologisch stabil und ökonomisch erfolgreich, sind lebenswichtig für Mensch und Natur," erklärt Naturland-Geschäftsführer Gerald Herrmann. Ökologisch genutzte Wälder schützen Klima, Boden und Trinkwasser, sind wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, bieten unverzichtbare Erholungsgebiete für Menschen - und sie liefern den vielseitigen, ökologisch optimalen Rohstoff Holz. Naturland-Waldbetriebe tragen inzwischen auch das Holzsiegel des internationalen Forest Stewardship Council (FSC). Die Verbraucher müssen dabei keine Angst haben, dass uns der heimische "Bio-Rohstoff" ausgeht. Holz aus deutschen Landen gibt es genug, stellte erst jüngst wieder die Bundesregierung fest. So wird die Gesamtmenge des verfügbaren Rohholzaufkommens in Deutschland auf jährlich rund 57 Millionen Kubikmeter geschätzt, wovon aber bisher nur 70 Prozent genutzt werden. Wer verstärkt auf heimisches Holz zurückgreift fördert darüber hinaus die regionale Wirtschaft und erhält Arbeitsplätze oder schafft sogar neue. Die etwa 60.000 Betriebe der heimischen Papier- und Holzwirtschaft erzielten 1999 einen Jahresumsatz von rund 85 Milliarden Euro und beschäftigte 650.000 Menschen - fast so viele wie die deutsche Automobilindustrie! INFO FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V Postfach 5810 79026 Freiburg Tel.: 0761 / 6966433 Fax: 0761 /6966434 Broschüre "Gute Hölzer, schlechte Hölzer" Greenpeace e.V. Große Elbstraße 39 22767 Hamburg Fax 040-30618-100 Email: mail@greenpeace.de Robin Wood Tropenwaldreferent Tel: 040-380892-18 Email: tropenwald@robinwood.de www.robinwood.de/tropenwald Aktuell: Kritischer Papierbericht Wo wächst das Holz für unser Papier? Was sind die Folgen, wenn immer mehr Papier verbraucht wird? Was hat das mit Klimaschutz zu tun? Ein neuer "Kritischer Papierbericht" beleuchtet aktuell und sachkundig, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen die Produktion von Papier sowie der Konsum in Deutschland haben. Herausgegeben wird er von der Initiative 2000 plus, die sich als Zusammenschluss von Umwelt- und Verbraucherschützern seit 1999 für Recyclingpapier engagiert. "20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 80 Prozent der weltweiten Papierproduktion - allein in Deutschland so viel wie auf dem afrikanischen und südamerikanischen Kontinent zusammen. Der Massenkonsum hat Folgen: Wertvolle Wälder fallen der Säge zum Opfer. Die Holzindustrie macht den Menschen ihr Land streitig und zerstört traditionelle Lebensweisen", heißt in der Pressemitteilung der Initiative 2000 plus. Der Kritische Papierbericht stelle klar, dass der gegenwärtige Papierverbrauch in Deutschland von rund 230 Kilo pro Einwohner und Jahr nicht vereinbar ist mit einer ökologisch und sozial verträglichen Rohstoff- und Papierproduktion und sucht nach Perspektiven. Jupp Trauth, Evelyn Schönheit: Kritischer Papierbericht 2004; herausgegeben von der Initiative 2000 plus, gefördert durch das Umweltbundesamt (UBA), 42 Seiten, Bezug: ARA e.V. August-Bebel-Str. 16-18, 33602 Bielefeld, Tel.: 0521/65943; monika.nolle@araonline.de; Schutzgebühr 7,00 Euro plus Versand.
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