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Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 14.09.2004
Mit Ziegen und Harvestern gegen den dunklen Forst:
Landschaftspfleger fordern Erstaufforstungsstopp in waldreichen Mittelgebirgen
Als Fazit einer mehrtägigen Fachexkursion durch Vogesen und Schwarzwald hat der Eeutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) einen Stopp der Erstaufforstungsförderung durch EU, Bund und Ländern in waldreichen Mittelgebirgen gefordert. "Diese undifferenzierte Förderung der Erstaufforstung in einigen Bundesländern stellt in den waldreichen Mittelgebirgen eine Gefahr für gewachsene Kulturlandschaften aus Wäldern und offenen Wiesen dar," so DVL-Geschäftsführer Wolfram Güthler. Dass andernorts dieses Problem längst erkannt und gegengesteuert wird, zeigte sich auf einer Exkursion, die der DVL zusammen mit der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt vom 31.08. bis 02.09.2004 organisierte.

30 Sächsische Bürgermeister, Förster, Landschaftspfleger, Naturschützer und Tourismusvertreter schauten sich in den Südvogesen in Frankreich in den Tälern von Villé und Brúche an, welche Anstrengungen dort von Gemeinden und Landwirten zusammen mit Naturschützern unternommen werden, um Flächen zu "entforsten". "Vor 10 Jahren noch konnten wir von hier aus nicht mehr die Nachbarn im Dorf sehen. Alle Blicke waren von Fichten verstellt. Die Kirschbäume trugen nicht mehr, denn das gesamte Tal war dunkel und kalt geworden", erklärt François Zugmeyer von der Landwirtschaftskammer der Südvogesen. Doch mittlerweile kann man bei Villé wieder ins Dorf blicken, auch zu den neuen Kirschbäumen, aus denen eine regionale Schnapssorte gebrannt und gut verkauft wird.
Um den fatalen Folgen einer falschen Aufforstungspolitik zu begegnen, setzten Landwirte und Politiker in den Vogesengemeinden kommunale Landschaftspläne mit massiven Auflichtungs-Projekten entgegen. Gemeinden mit ähnlichen Problemen schlossen sich dabei zusammen, um so zielgerichtet Maßnahmen umzusetzen. Das Engagement der Gemeinden geht soweit, dass dort, wo es keinen Landwirt mehr gab, die Gemeinde einen modernen Stall und Gebäude zur Käseherstellung und Gästebewirtung baut - um einem Landwirt den Neueinstieg zu erleichtern! "Aus unserer Sicht sollten gerade für die Gemeinden der sächsischen Mittelgebirge diese Beispiele Anlass sein, sich für den Erhalt der bestehenden Wiesen und Weiden einzusetzen, um nicht in einigen Jahren ähnlichen Problemen gegenüber zu stehen," so DVL-Expertin Christina Kretzschmar.

Auch im Südschwarzwald wurde das Problem zunehmender Verbuschung und Verwaldung erkannt. Die Gemeinde Münstertal im Südschwarzwald unterstützt über die staatlichen Fördergelder hinaus die Haltung von Ziegen, da diese zur Offenhaltung schwieriger Hanglagen geeignet sind. So stieg der Ziegenbestand in wenigen Jahren auf 1200 Tiere an.
Ein speziell gegründeter Zweckverband beim Amt für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur Lörrach kümmert sich um die Landschaftspflege in schwierigen Hanglagen und unterstützt die Landwirte, wo Adlerfarn die Wiesen und Weiden zu erobern droht. Engagierte Bauern und ortsansässige Vereine arbeiten Hand in Hand für ihre Landschaft.

Die Beispiele aus Vogesen und Schwarzwald zeigen aus Sicht des DVL, dass eine übermäßige Aufforstung der Mittelgebirge den Bewohnern erhebliche Probleme verursacht. Die Gäste bleiben aus, Bauern geben auf und regionale Vielfalt schrumpft. Landwirte, Gemeinden sowie Touristiker sind deshalb neben Landschaftspflege und Naturschutz gefordert, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung über innovative Modelle der ländlichen Entwicklung diese Regionen zu bewahren.

gez. Wolfram Güthler
Geschäftsführer
German Association for Landcare
Deutscher Verband fuer
Landschaftspflege e.V. (DVL)
Feuchtwanger Strasse 38
D-91522 ANSBACH (GERMANY)

Tel.: ++49- (0)981 / 4653-3540
Fax: ++49- (0)981 / 4653-3550
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