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Presse-Stelle:  NürnbergMesse GmbH, D-90471 Nürnberg
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 03.08.2004
BioFach 2005: Günstige Wachstumsprognosen für den Bio-Markt in den neuen EU-Beitrittsländern
Vom 24. bis 27. Februar ist es wieder so weit: Auf der BioFach 2005 im Messezentrum Nürnberg präsentieren rund 1.900 Aussteller den erwarteten 30.000 Fachleuten das Weltangebot an Bio-Produkten. Kräftig legt das Angebotssegment Wein, Sekt, Champagner zu und füllt erstmals eine eigene Halle. Natürlich darf in der Weinhalle auch degustiert und gefachsimpelt werden - beides ist im neuen Weinforum möglich. Als Land des Jahres steht diesmal Brasilien im Mittelpunkt. Brasilianische Aussteller bringen u. a. Kaffee, Kakao, Sojabohnen, Zucker, Orangensaft, Honig, Trockenfrüchte, Nüsse und tropische Früchte mit nach Nürnberg. Die brasilianische Bio-Anbaufläche ist in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen. Rund 6.500 Bio-Erzeuger bewirtschaften 130.000 Hektar. Vor kurzem kündigte Landwirtschaftsminister Roberto Rodrigues an, den Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche innerhalb von fünf Jahren auf 10 % zu erhöhen.

Gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Bio-Branche erwarten Experten für die zehn neuen Mitglieder der Europäischen Union. Allerdings werden diese je nach Land sehr unterschiedlich beurteilt. Elisabeth Avakian-Reuter koordiniert seit Jahren für das Kölner Equalita Institut die berufsbezogene Fortbildung von Naturkostläden in Osteuropa. Sie sieht vor allem in Tschechien, Ungarn und Slowenien einen sich entwickelnden Aufbau von Strukturen im Öko-Bereich. "Gerade in Tschechien gibt es eine gute politische Unterstützung für den Aufbau einer eigenständigen Vermarktung." Einer der Hauptfaktoren sei die Beständigkeit einer langfristigen Förderung seitens der Politik.

Bio ist in den Beitrittsländern noch ein zartes Pflänzchen
Während hohe Zölle auf Importware die Ergänzung des heimischen, bislang recht schmalen Bio-Sortiments, deutlich erschwerten, steht nun einer Verbesserung des Angebots mit Bio-Produkten aus dem Ausland nichts mehr im Wege. Der deutsche Naturkostgroßhandel und die Hersteller begreifen jedoch erst langsam, welche Kooperationsmöglichkeiten und Exportchancen sich vor ihrer Haustür auftun.

Die Verbraucher profitieren schrittweise von einem wachsenden Angebot in den Läden. Allerdings ist das Geld in den Ländern Mittelosteuropas knapp. Während die Lebensmittelpreise häufig nur geringfügig unter denen in Deutschland liegen, sind die Einkommen deutlich niedriger und begrenzen damit die Kaufkraft der Bevölkerung.

Die Entwicklung des ökologischen Landbaus und der Vermarktung verlief in den vergangenen zehn Jahren sehr unterschiedlich. Wichtig ist es, nicht nur die landwirtschaftliche Produktion im Bio-Sektor anzukurbeln, sondern in gleichem Maße auch die Vermarktung über Fachgeschäfte, Wochenmärkte, Hofläden sowie die großen Supermärkte und Kaufhäuser zu organisieren.

Während der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel bereits fest in der Hand westeuropäischer Konzerne liegt, ist die Bio-Branche noch im Aufbau. Größter potenzieller Absatzmarkt ist Polen mit 39 Mio., gefolgt von Tschechien und Ungarn mit jeweils rund 10 Mio. Einwohnern. Das Wirtschaftswachstum liegt zwischen 6,1 % in Lettland und 1,3 % in Polen. Durch den Beitritt ändert sich eine Vielzahl von Regelungen zum freien Warenverkehr, zur Lebensmittelhygiene, Niederlassungsfreiheit, Arbeitnehmerfreizügigkeit. Für alle Länder gilt nun auch die gemeinsame EU-Agrarpolitik.

Polen, Tschechien und Ungarn: Der einheimische Bio-Markt wächst
Polen hat mit 61.236 ha landwirtschaftlich genutzter Bio-Fläche, die im Jahr 2003 von 2.278 Bio-Betrieben bewirtschaftet wurde, nur einen Bio-Anteil von 0,4 % an der gesamten Landwirtschaft. Allerdings ist mit 54 % ein recht hoher Anteil als Ackerland genutzt, was eine vielfältige Produktion unterschiedlicher Erzeugnisse wie Getreide, Gemüse und Kartoffeln ermöglicht. In Polen sind mehrere Bio-Anbauverbände aktiv, der bekannteste ist Ekoland. Seit über einem Jahrzehnt werden in Polen, dem größten der neuen Mitgliedsländer, kleinere spezialisierte Fachgeschäfte eröffnet, die Vollwertnahrungsmittel verkaufen. Während bei einigen dieser rund 200 Geschäfte der Bio-Anteil eher gering ist, beträgt er bei anderen rund 80 %. Der Professionalisierungsgrad der Fachgeschäfte ist recht unterschiedlich. Einige pflegen noch den liebenswürdigen Charme der Anfangszeit. Andere vermitteln ein sehr modernes Naturambiente.

Die benachbarte Tschechische Republik verfügte 2003 zwar bereits über knapp 6 % Bio-Fläche bzw. 255.000 ha, die von nur 650 Bio-Betrieben bewirtschaftet werden. Allerdings besteht die Öko-Landbaufläche zu über 90 % aus Grünland. Die auf diesen Weideflächen gehaltenen Kühe und Rinder produzieren Milch und Fleisch, das bislang vor allem über den konventionellen Markt abgesetzt wird. Eine separate Vermarktung muss erst noch aufgebaut werden. Große Verdienste im Aufbau des Öko-Landbaus und in der Vermarktung hat sich der tschechische Anbauverband Pro-Bio erworben. Etwa 100 Reformhäuser gibt es in der Tschechischen Republik und rund 400 Läden aller Art werden insgesamt von dem größten Naturkost- und Reformwarengroßhändler beliefert. In Prag existiert bereits ein halbes Dutzend moderner Fachgeschäfte mit einem breiten Naturkostangebot. Mehrere dieser Läden haben ein Bistro oder sogar richtige Restaurants angegliedert, um den "Praxistest" der Bio-Lebensmittel zu ermöglichen.

Auch in Budapest gibt es eine Hand voll Naturkost- und Reformhäuser, einige davon wurden in den letzten Jahren eröffnet. In Ungarn werden über 100.000 ha von 1.100 Betrieben biologisch bewirtschaftet, was einem Anteil von 1,7 % (2002) entspricht, so dass eine gewisse Palette an einheimischen Produkten zur Verfügung steht. Erzeugt werden u. a. Gemüse, Kräuter, Gewürze, Ölsaaten, Gänse und Spezialitäten wie Verarbeitungsprodukte vom Mangalitza-Schwein. Diese spezielle wollig-behaarte Weideschwein-Rasse wurde früher in Ungarn gezüchtet und ist besonders robust. Der bekannteste Bio-Verband ist Biokultura, der bereits 1983, lange vor der politischen Wende, gegründet wurde.

Slowakei und Slowenien im europäischen Mittelfeld
Nur rund halb so viele Einwohner wie die tschechische hat die benachbarte slowakische Republik. Mit 50.000 ha (2002) werden 2,2 % der landwirtschaftlichen Fläche von nur 84 überwiegend sehr großen Betrieben biologisch bewirtschaftet. Erzeugt werden Wein, Obst, Getreide, Erbsen, Paprika, Äpfel und Möhren. Bio-Anbauverbände sind Ekotrend, Naturalis und Ekovita.

Deutlich kleinstrukturierter geht es in Slowenien zu: Hier erzeugen 1.150 Bio-Bauern auf 15.000 ha Wein, Obstsäfte, Öle und Käse. Der Bio-Anteil an der Gesamtfläche beträgt bereits 3,4 % (2002). Bio-Bauern sind in der Union of Slovenian Organic Farmers Association zusammen geschlossen.

Bio auf den Inseln Malta und Zypern steckt noch in den Anfängen
Das südlichste und kleinste EU-Beitrittsland ist Malta mit 385.000 Einwohnern. Knapp 100 km südlich von Sizilien liegt Afrika nur noch 290 km weit entfernt. Fünf Naturkostläden und erst sieben Bio-Bauern gibt es auf Malta. Der Anbauverband für Malta ist Malta Organic Agriculture Movement (MOAM). Bis zu einer funktionierenden Bio-Vermarktung ist es jedoch ein weiter Weg: Erst 5 % der in den Läden verkauften Produkte sind aus Bio-Anbau, so Insider-Schätzungen. Bio-Frische wie Obst, Gemüse und Molkereiprodukte wird in Maltas Läden noch gar nicht angeboten. Die Bauern müssen ihre Erzeugnisse, vor allem Kartoffeln und Gemüse, daher direkt (und teilweise nicht als Bio deklariert) zu konventionellen Preisen absetzen.

Auf Zypern, wo die Bio-Entwicklung 1988 mit zwei Bauern begann, gibt es bereits 45 landwirtschaftliche Betriebe mit 166 ha Fläche. Im Jahr 2000 wurde die Cyprus Organic Producers Association gegründet. Erzeugt werden Wein, Olivenöl, Getreide, Milchprodukte, Fleisch und Gemüse.

Baltische Länder: Estland hat die Nase vorn
Auch in den baltischen Ländern mit ihren 7 Mio. Einwohnern setzt man auf Bio. Am weitesten entwickelt ist der Bio-Anbau in Estland, dem baltischen Staat mit der geringsten Einwohnerzahl (1,4 Mio.). Beachtliche 3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche, 30.000 ha, wurden auf Bio-Anbau umgestellt. Die meisten der 583 Bio-Betriebe sind in den Verbänden Estonian Bio-Dynamic Association und die Estonian Organic Producers Union organisiert. 1998 trat in Estland ein Bio-Gesetz in Kraft, das ein Bio-Logo "Mahemärk" zur Auszeichnung vorsieht. Dank einer intensiven Zusammenarbeit Anfang der neunziger Jahre zwischen deutschen und skandinavischen Bio-Organisationen sowie Partnern in Estland gelang es in kurzer Zeit, einen eigenen biologisch-dynamischen Anbauverband zu gründen. Milch und Honig sind die Hauptprodukte der baltischen Länder, die in Bio-Qualität erzeugt werden, abgesehen von Fleisch, Getreide, Buchweizen und Gemüse.

Litauen verfügt bislang erst über 0,25 % landwirtschaftlich genutzte Bio-Fläche, die von rund 400 Bio-Bauern bearbeitet wird. Die Verbände Gaia und Ekoagros sind in Litauen aktiv. Ziel der litauischen Regierung, die inzwischen die Umstellung auf biologische Landwirtschaft unterstützt, ist ein Bio-Anteil von 5 % an der landwirtschaftlich genutzten Fläche bis zum Jahr 2010. In Lettland bearbeiten rund 500 Bio-Bauern, die meist im Verband der Lettischen Organisationen für Organischen Landbau organisiert sind, 0,81 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Der Verein Ekoconnect fördert die Ost-West Kontakte im Bio-Landbau
Der deutsche Verein Ekoconnect, Dresden, eine Gründung von engagierten Privatpersonen aus der Bio-Branche, will ein Forum für Partnerschaften und das Kennen lernen zwischen Ost und West schaffen. Unter der Geschäftsführung von Bernd Jansen, wurden seit Anfang 2004 bereits etliche Veranstaltungen organisiert, u. a. um polnische, tschechische und deutsche Bio-Bauern miteinander in Kontakt zu bringen. Es beginnt sich ein Netzwerk an Aktivitäten zu entwickeln, das zu einer gemeinsamen positiven Entwicklung an der Nahtstelle zwischen alten und neuen EU-Mitgliedsländern beitragen wird. (www.ekoconnect.org)


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