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Presse-Stelle:  Demeter-Presse Baden-Württemberg, D-70771 Leinfelden-Echterdingen
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 21.07.2004
80 Jahre Demeteranbau gefeiert
Der Mensch ist das Kalb für die Kuh
Am Wochenende feierte Demeter Baden-Württemberg 80 Jahre Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. Der älteste Ökolandbauverband hatte dazu seine Mitgliedsbetriebe in die Dorfgemeinschaft Tennental bei Stuttgart eingeladen. 1924 hielt Rudolf Steiner im schlesischen Koberwitz acht Vorträge über die geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft - den landwirtschaft-lichen Kurs. Mehrere anthroposophische Landwirte probier-ten daraufhin die Angaben Rudolf Steiners aus. Nach positiven Ergebnissen wurde 1928 das Demeter-Warenzeichen eingeführt. Es steht bis heute für eine besondere Lebensmittelqualität, die hauptsächlich durch die biologisch-dynamischen Kompost- und Feldspritzpräparate erreicht wird. Diese bestehen aus Heilpflanzen, Rindermist und Quarzmehl. Geringste Mengen davon werden auf Felder und Pflanzen ausgebracht, in Gülle oder Kompost gegeben. Dadurch wird nachweislich das Bodenleben gestärkt, das Wurzelwachstum angeregt und die Fruchtbarkeit gesteigert. Dies führt über Jahre sogar zu einem Anwachsen der Humusschicht. Demeter-Bauern geben dem Boden also mehr zurück als sie ihm nehmen.

Michael Dagweiler, Geschäftsführer der Dorfgemeinschaft, wies bei seinen Begrüßungsworten auf den Zusammenhang von Heilpädagogik und Landwirtschaft hin. Dies war Rudolf Steiner besonders wichtig. Viele Demeter-Betriebe schaffen, wie die Dorfgemeinschaft Tennental, Arbeits- und Wohnplätze für Behinderte, Suchtgefährdete oder verhaltensauffällige Jugendliche. Für diesen engagierten Einsatz der Betriebe, ihre Treue und Überzeugung in die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise bedankte sich Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württem-berg, bei den anwesenden Mitgliedern.

Seinen Festvortrag hatte Martin Ott, Betriebsleiter des Gutes Rheinau in der Schweiz, unter das Thema, "Der biologisch-dynamische Impuls - eine Bewegung aus der Zukunft für die Zukunft", gestellt. Zu einer landwirtschaftlichen Verbindung gehörten die vier Ebenen Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Neben einer wesensgemäßen Tierhaltung sei auch eine "artgerechte Pflanzenhaltung" wichtig. Die Frage laute: Was will die Pflanze sein und werden? Darauf müsse im Anbau eingegangen werden, zum Beispiel mit den Demeter-Präparaten, die Wachsen und Reifen förderten. Weiter beobachtete Martin Ott, daß die Kuh den Ort verbessere, an dem sie lebe. Sie hätte die Kraft durch ihr rhythmisches Leben, ein Ungleichgewicht ins Gleichgewicht zu bringen. Dies wirke sich bis in die sozialen Beziehungen aus. So hatte zum Beispiel eine Hofgemeinschaft mit enormen Problemen zu kämpfen, als ein Jahr lang keine Kühe auf dem Hof lebten. Weiter berichtete der Demeter-Bauer von einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Euterentzündung (Mastitis). Dabei stellte sich heraus, daß Kühe, die sich gerne von Men-schen anfassen oder putzen ließen, weniger Mastitisprobleme hatten. "Der Mensch ist das Kalb für die Kuh." Deshalb sei es wichtig, daß sich der Landwirt mehr einbringe und nicht immer mehr zurücknehme in der Beziehung zu seinen Tieren.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit biologischen Fleisch- und Gemüsespeisen konnten die Kinder Ponyreiten, Kutsche fahren oder bei Freiluftspielen mitmachen. Die Artisten des Zirkus Zambaioni aus Tübingen begeisterten mit waghalsigen Kunststücken jung und alt.

Am Nachmittag berichteten drei Betriebsleiter über die Besonderheiten ihrer preisgekrönten Betriebe. Günter Friedmann, Demeter-Imker aus Heidenheim, bekam letztes Jahr den Förderpreis Ökologischer Landbau des Verbraucherministeriums. Die Familie Schmid aus Aalen-Westhausen wurde für ihre vorbildliche Freiland-Geflügelhaltung von rund 3.000 Legehennen mit dem Tierschutzpreis der Allianz für Tiere ausgezeichnet. Der gleiche Preis ging auch an die Familie Till aus Schluchsee für die Haltung der vom Ausster-ben bedrohten Tierrasse, dem Hinterwälder Rind.

Abgerundet wurde die Feier mit Führungen durch die Demeter-Gärtnerei und -Landwirtschaft, bei der fachliche Themen im Vordergrund standen.



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