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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 02.07.2004
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten Juli 2004
zusammengestellt von Norbert Suchanek
Agro-Gentechnik in Bayern
Kreisausschuss lehnt Antrag auf Gentechnikfreien Landkreis ab.
Altötting will wieder mal Schlusslicht sein?


Wie Pilze schießen sie aus dem Boden, die Gentechnikfreien Zonen in Europa: Zum Beispiel Oberösterreich und viele anderen Regionen und Gemeinden in Frankreich und Deutschland haben sich bereits gegen den Einsatz gen-manipulierter Organismen in der Landwirtschaft ausgesprochen. Doch halt. Im "fernen" Südostbayern gibt es noch einen Landkreis, der wehrt sich standhaft dagegen, Gentechnikfreie Zone zu sein: Altötting. In dem weltweit bekannten Wallfahrtsort, der jährlich Tausende von Katholiken anzieht, lehnte der Kreisausschuss, angeführt von CSU-Landrat Erwin Schneider jüngst den Antrag der Grünen ab, den Landkreis zum "Gentechnik-Anbau freien Gebiet" zu erklären. Landrat Schneider scheint es lieber zu sehen, wenn Altötting an der Spitze der Gentechnik-Befürworter stehe. Denn der Landkreis lebe vom "Wissenschaftlich-technischen Fortschritt". Schneider weiß offensichtlich nicht, dass es Fortschritt und Hightech auch außerhalb der Gen-Labors gibt. Zumal Gen-Forschung und Gen-Anbau eher dem globalen Abbau von Arbeitsplätzen dienen, als deren Schaffung. Schließlich scheinen ihm und seinen Altöttinger Gen-Lobbyisten mit dem "C" im Parteinamen nicht klar zu sein, dass die Katholische Kirche die genetische Manipulation der Schöpfung ablehnt. Gerade die kirchlichen Hilfsorganisationen wie "Brot-für-die-Welt" haben längst klar gemacht, dass Gen-Anbau lediglich wenigen Konzernen hilft, aber garantiert nicht der "Dritten Welt". Dem Wallfahrtsort und Landkreis Altötting würde es demzufolge eigentlich ganz gut zu Gesichte stehen, wenn er sich dem weltweiten und ebenso kirchlichen Widerstand gegen die Gentechnik anschließt. Umgekehrt allerdings, wie von Schneider und dem Kreisausschuss gefordert, wäre eine Pro-Gentech-Haltung wie ein Schlag ins Gesicht zahlreicher Christen. Altötting würde am Ende im wahrsten Sinne des Wortes am Ende und das Schlußlicht sein. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend, auch nicht in Altötting. Denn der Kreistagsbeschluss ist "nur" eine Empfehlung an den Kreistag. Im Juli wird dort über den Antrag der Grünen zur Schaffung der Gentechnikfreien Zone abgestimmt.


Kein Gen-Food für Hungernde

Opfer von Bürgerkriegen in Afrika sollen mit Gen-Food aus den USA abgespeist werden. Doch Brot für die Welt, Caritas International, EED, FIAN Deutschland, Greenpeace und MISEREOR haben sich gegen die Versorgung der Staaten Angola und Sudan mit genveränderten Nahrungsmitteln durch das Welternährungsprogramm (WFP) ausgesprochen. In einem offenen Brief rufen die Nichtregierungsorganisationen Bundesministerin Renate Künast dazu auf, sich für den Vorrang der regionalen Beschaffung von Nahrungsmitteln einzusetzen. Der Wunsch der von Hunger betroffenen Staaten, keine genmanipulierten Nahrungsmittel zu akzeptieren, müsse respektiert werden. Die Regierungen von Angola und Sudan haben Restriktionen gegenüber genveränderter Nahrungsmittelhilfe beschlossen, die vom WFP nicht respektiert werden. Die gentechnisch veränderten Lebensmittel kommen vorwiegend aus den USA. Nach Meinung der Umweltschutzgruppen und Hilfsorganisationen gäbe es ausreichend Alternativen zum Gen-Food made in USA, in dem regionale Produkte aus den afrikanischen Nachbarländern eingekauft werden. Dies stärke auch die regionale Wirtschaft in Afrika. Dagegen bedrohe die Lieferung genmanipulierter Nahrungsmittelhilfe langfristig die Ernährungssicherheit der hungernden Bevölkerung. Insbesondere bei unzermahlenem Getreide bestehe die Gefahr, dass Kleinbauern es als Saatgut verwendeten und ihre Felder kontaminiert würden.
www.brot-fuer-die-welt.de


"Gen-Bäume erzeugen Gedächtnisschwund"

"Genetisch veränderte Bäume verursachen offensichtlich Gedächtnisschwund." Das zumindest meint ironisch der Forst- und Dritte-Welt-Experte Chris Lang vom World Rainforest Movement. Er war beim jüngsten, 4. Treffen des UN-Waldforums (UNFF) vergangenen Mai in Genf dabei und musste miterleben, wie die offiziellen UN-Teilnehmer "einer kollektiven Amnesie" erlagen. Hintergrund: Vor fünf Monaten entschieden auf der UN-Klimaschutzkonferenz COP-9 die Regierungsvertreter, dass Holzplantagen mit genetisch veränderten Baumarten als Klimaschutzmaßnahme im Rahmen des Kyoto-Protokolls erlaubt sind. Diese Entscheidung aber hat extreme Auswirkungen auf Wälder und Menschen weltweit, denn sie kann dazu führen, dass mit Geldern aus dem Emissions-Handel große Landgebiete im Süden von Forstkonzernen billig aufgekauft und mit Gen-Bäumen in Monokultur bepflanzt werden. Kritiker wie Anne Petermann vom Global Justice Ecology Project fürchten: Wenn sich Gen-Bäume mit Waldbäumen kreuzen sollten, "bekommen wir einen Wald, der Insekten tötet, das Bodenleben zerstört, der keine Nahrung für Wildtiere bietet, giftige Pollen verbreitet und das Grundwasser austrocknet.
Während der jüngsten, zwei Wochen langen UN-Waldkonferenz wollten die delegierten Forstexperten aber nicht über die möglichen Folgen der Entscheidung der UN-Klimaschutzkonferenz diskutieren. Die Tatsache, dass die UN-Klimaschützer Gen-Bäume als Kohlendioxidspeicher erlaubt haben, sei bei der offiziellen Vorstellung der COP-9-Ergebnisse überhaupt nicht erwähnt worden, kritisiert Lang. Lediglich einigen Vertretern von Nichtregierungsorganisationen wie Hannu Hyvönen von der Finnish Union of Ecoforestry ist es zu verdanken, dass Gen-Bäume zumindest am Rand des UN-Waldgipfels ein Thema waren. So präsentierte Hannu dem UNFF-Secretariat eine Petition mit der Forderung an die UN, Gen-Bäume grundsätzlich zu verbieten. Die Petition haben bereits 140 Organisationen und über 1500 Personen unterschrieben.
red /chrislang.blogspot.com/


Hungernde im Sudan sollen Gen-Food essen meint USAID

"Wenn sie keine Gen-Food wollen, dann sollen sie eben verhungern." Diese Einstellung scheint die staatliche, US-amerikanische Hilfsorganisation USAID zu haben. Sie hat ihre Lebensmittelhilfe an den Sudan nämlich eingefroren, weil die sudanesische Regierung keine gentechnisch veränderten Lebensmittel im Land haben will. Forscher David King, der wissenschaftliche Berater des britischen Premierministers Tony Blair, nannte die Versuche der USA, Afrika gentechnisch veränderte Agrarprodukte und Lebensmittel aufzudrängen, ein unverantwortliches "menschliches Experiment". Es sei ein Versuch, über den Umweg der "leidenden Afrikaner", Märkte für die unerwünschte Biotechnologie zu eröffnen, meldet der
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR) in seinem EU-Rundschreiben 05.04. /red


Veranstaltungsreihe: Warum Gentechnik hungrig macht

"Über 842 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger, Tendenz steigend. Jedoch um komplexe Probleme wie Hunger und Armut auf dieser Welt zu lösen, bedarf es nicht genmanipulierter Pflanzen (GVO), wie uns die Gentechnik-Industrie Glauben machen will", meinen Experten von Brot für die Welt oder Greenpeace. Tatsächlich seien GVO keine Lösung, sondern Teil des Problems. "Denn die massive Förderung einer industriellen Landwirtschaft, die unsere Lebensgrundlagen wie sauberes Wasser, gesunde Böden und die Artenvielfalt vernichtet, schafft insbesondere für die Menschen der so genannten Entwicklungsländer neue Probleme.
Deshalb veranstaltete Brot für die Welt vergangenen April eine bundesweite Vortragsreihe mit dem Thema: "Warum Gentechnik hungrig macht." Eine der Referenten war Lilian G. Joensen aus Argentinien. Die Molekularbiologin ist Mitglied der "Grupo de Reflexión Rural (GRR), die sich seit den 90er Jahren gegen den Anbau genmanipulierter Pflanzen einsetzt. Insbesondere für den Export nach Europa werden in Argentinien große Mengen Gen-Soja angebaut - auf Kosten der Kleinbauern und der ärmeren Bevölkerung des Landes.
www.brot-fuer-die-welt.de


Venezuela will transgene Pflanzen verbieten

Es gibt viele Gründe, weshalb die jetzige US-Regierung den venezolanischen Präsident Hugo Chavez Frias auf der "Abschußliste" haben. Nun kommt ein weiterer Grund hinzu. Denn er habe ein Aussaatverbot gentechnisch veränderten Saatgutes auf venezolanischem Boden angekündigt, meldet der Infoservice des der Deutschen Naturschutzrings (DNR). Bei einer Zusammenkunft in Caracas habe Chavez klargestellt, die Aussaat genmanipulierter Organismen widerspreche den Interessen der Bauern und Landarbeiter des Landes. Chavez habe nachdrücklich die Wichtigkeit der Nahrungsmittelsouveränität und deren Sicherung bekräftigt - entsprechend der venezolanischen Verfassung. "Statt Monsanto die Entwicklung der transgenen Pflanzen zu gestatten, werden die Anbauflächen für Yuca (indianische Pflanze) genutzt werden." Außerdem wolle Chavez eine Saatgutbank indigener Sämereien einrichten, um so das indianische Saatgut für alle Welt zur Verfügung zu stellen. "Wenn wir die Nahrungsmittelsouveränität erlangen wollen", so Maximilien Arvalaiz, Berater von Hugo Chavez, dürfen wir den Multi Monsanto nicht unterstützen. Wir müssen den lokalen Anbau forcieren und die eigene Artenvielfalt und lokale Ressourcen nutzen."
Rafael Alegria von Via Campesina - eine lateinamerikanische Organisation, die mehr als 60 Millionen Landwirte repräsentiert - hofft, dass die Entwicklung in Venezuela andere Länder zu Entscheidungen gegen genmanipulierte Organismen inspiriert: "Die Menschen in Lateinamerika, den USA und auf der ganzen Welt sollten dem Beispiel Venezuelas folgen und sich von genmanipulierten Organismen befreien."
www.dnr.de/publikationen/infoservice oder info-berlin@dnr.de
venezuelanalysis.com/news


Uganda: geplagte Eukalpytusplantagen

Vor allem australische Eukalyptus-Arten werden seit Jahrzehnten genutzt, um in südlichen Ländern wie Portugal oder Brasilien auf großen Flächen Holz für Zellstoff oder Holzkohle zu produzieren, so auch in Afrika. Doch Monokulturen haben viele ökologische Nachteile, vor allem sind sie Anfällig für "Krankheiten", was bereits im vergangenen Jahr in Kenia zu verfolgen war. Ein eingeschleppter "Schädling" hatte die dortigen Plantagen befallen. Nun hat der Schädling auch in die Eukalyptus-Monokulturen von Uganda befallen.
www.wrm.org.uy


Brasilien: Demonstration gegen Eukalyptus-Plantagen (Green Desert)

In kaum einen Land der Erde ist der Widerstand gegen die Ausweitung von Baum-Monokulturen mit Eukalyptus oder anderen schnellwachsenden Arten so stark wie in Brasilien. Eukalyptus-Plantagen heißen dort "Grüne Wüste", weil sie buchstäblich eine unbewohnbare Wüste hinterlassen. Vergangenen Mai plädierten abermals das über 100 brasilianische Organisationen umfassende Netzwerk gegen die Grüne Wüste für eine andere Forstpolitik in Brasilien. Vor allem sprachen sie sich dagegen aus, dass Baum-Monokulturen (Forste) offiziell mit natürlichen Wälder in einen Topf geworfen werden: "Wälder sind ein Geschenk der Natur - Monokulturen sind ein Verbrechen."
www.wrm.org.uy/countries/Brazil/claims.html
www.wrm.org.uy/countries/Brazil/manifesto.html


Verpatzter Einstieg in den Emissionshandel

Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation Germanwatch stellt dieser jüngste Klimaschutzkompromiss der rot-grünen Regierung vergangenen April eine Wende der deutschen Klimapolitik dar. "Das ist ein Sieg des Lobbyismus gegen das Gemeinwohl, ein Sieg der Vergangenheit gegen die Zukunft. Die Industrie wird vom Großteil ihrer vor drei Jahren gegebenen Klimaschutzzusagen befreit. Sie erhielt Zertifikate für jährlich 15 Millionen Tonnen CO2 geschenkt. Deutschland kann sein Kyoto-Ziel damit nur noch erreichen, wenn die Regierung nun massive Maßnahmen in den Bereichen Verkehr und Haushalte ergreift", kommentierte Germanwatch-Klimaschutzexperte Christoph Bals.
www.dnr.de/publikationen/infoservice oder info-berlin@dnr.de


Ureinwohner auf der Bonner Konferenz zu Erneuerbaren Energien (Renewables 2004): Erneuerbare Energien - gegen indigene Völker?

Die großspurig angekündigte und viel gelobte Johannesburg-Folgekonferenz Renewables 2004 habe einen entscheidenden Geburtsfehler, meinen Organisationen wie das Klima-Bündnis, die Missionszentrale der Franziskaner, das Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie und Urgewald: Sie berücksichtigt die etwa 350 Millionen Angehörigen indigener Völker nicht als eigene
Interessengruppe. Die Konferenz sei damit hinter die internationalen Standards zurückgefallen. Vertreter der indigenen Völker und deutsche Nichtregierungsorganisationen forderten deshalb die Bundesregierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass die indigenen Völker im möglichen Nachfolgeprozess dieser Konferenz als eigene Interessengruppe berücksichtigt werden. Sie forderten weiterhin die sofortige Unterzeichnung der ILO-Konvention 169, die das bisher einzige völkerrechtliche Abkommen ist, das die grundlegenden Rechte indigener Völker garantiert.
Weitere Informationen: Missionszentrale der Franziskaner, Stefan Herbst Albertus-Magnus-Straße 39, 53177 Bonn, Telefon 0228-9535320, herbst@missionszentrale.de
Klima-Bündnis, Galvanistr. 28, D-60486 Frankfurt am Main
Tel. 069-717139-0, Email: europe@klimabuendnis.org, www.klimabuendnis.org


Weltbank soll aus Erdöl- und Kohlegeschäft aussteigen

Die Weltbank fördert und finanziert seit Jahrzehnten die mehr oder weniger rücksichtlosen Ausbeutung von Kohle, Erdöl und Erdgas besonders in Entwicklungsländern. Auf der Renewables 2004 in Bonn empfahl nun der Chef der Weltbankkommission zur Rohstoffförderung (Extractive Industries Review - EIR) Emil Salim die Weltbank auf, ihre Energiepolitik grundlegend zu ändern. Vor allem solle die von den USA, Europa und Japan dominierte Weltbank aus der Finanzierung von Öl- und Kohleförderung aussteigen und stattdessen in den Ausbau der Erneuerbaren Energien und in Energieeffizienz investieren. Die deutsche Bundesregierung solle sich nun dafür einsetzen, dass die Weltbank die EIR-Empfehlung übernimmt, fordert Regine Richter von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald. Die global aktive Tochterinstitution der Weltbank ist übrigens der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen ehemaliger Chef heute unser nagelneuer Bundespräsident ist.
Regine Richter, Urgewald e.V.
im Grünen Haus, Prenzlauer Allee 230
10405 Berlin
Tel: 030-44339169
Email: regine@urgewald.de


Wälder sind mehr als Holz - Raupen ernähren Millionen von Menschen

Natürliche Wälder sind mehr als nur Holz. Je unvoreingenommener die westlichen Forscher die Mensch-Wald-Beziehung in noch intakten Gebieten untersuchen, desto deutlicher tritt dies zu Tage. Nun ergaben jüngste Forschungen, dass noch heute viele Millionen Menschen von der Wald-Ressource "Raupe" abhängig sind. Beispielsweise ernähren sich 85 Prozent der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik und 70 Prozent der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo von Raupen der unterschiedlichsten Arten, die in den noch vorhandenen Wäldern gesammelt werden.
Je nach Art enthalten diese Insekten über 60 Prozent Protein und rund 15 Prozent Fette. Darüber hinaus, so zeigt die Studie, sind die Raupen auch noch besonders gesund: Abhängig von der Art enthalten sich wertvolle Spurenelemente und Vitamine. Täglich 50 Gramm getrocknete Raupen decken beispielsweise bereits den gesamten Bedarf des menschlichen Körpers an Riboflavin. Schließlich ist das Sammeln und Handeln von Raupen ein wichtiger regionaler Wirtschaftszweig. Dank vieler Einwanderer aus Afrika werden Raupen sogar nach Europa als Nahrungsmittel exportiert. Allein Frankreich und Belgien importieren jährlich zusammen rund 8 Tonnen getrocknete Raupen der Gattung Imbrasia.
Info: "Importance of NWFPS for Food Security" Non-Wood News, March 2004, FAO, Email: non-wood-news@fao.org



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