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Unsere Supermärkte, Kantinen und Gasthäuser sind überschwemmt mit Massenprodukten aus der ganzen Welt. Äpfel aus Argentinien, Kartoffeln aus Ägypten, Hühnerfleisch aus Südostasien. Jobs schafft dies nicht bei uns und in der Regel auch nicht in den Herkunftsländern. Denn es sind meist hochindustrialisierte Massenprodukte von Lebensmittelkonzernen und landwirtschaftlichen Großbetrieben, die eher Arbeitsplätze vernichten. Schließlich müssen ebenso Kleinbauern und regionale Hersteller in Afrika, Asien oder Amerika mit diesen Billig-Weltmarktprodukten konkurrieren und haben oft das Nachsehen. Diesem erheblichen Schiffs-, Flugzeug- und LKW-Verkehr erzeugenden Weltmarkt-Wahnsinn setzen deshalb mehr und mehr Menschen weltweit und auch bei uns etwas entgegen: Produkte aus der Region. Das Motto "Global denken lokal handeln" wird inzwischen allein in Deutschland von 450 Initiativen zur Förderung der Region und insbesondere regionaler Produkte in die Tat umgesetzt. Gerade Lebensmittel aus der Region erhalten und schaffen regionale Arbeitsplätze, verringern die Verkehrsbelastung, helfen eine Vielfältige Landschaft zu erhalten und schmecken oft auch besser. Den Wert dieser Regionalinitiativen hat auch der Präsident des bayerischen Landtages, Alois Glück erkannt: "Die Regionalbewegungen erfüllen einen wichtigen Zweck. Sie stehen für den Erhalt regionaler Strukturen, wirtschaftliche Stabilität und den Schutz der Kulturlandschaft. Sie schaffen eine Verwurzelung der Menschen und damit eine Identität." Ein echter Pionier ist die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND. Sie wurde bereits vor genau 10 Jahren im Landkreis Fürstenfeldbruck als Allianz aus Landwirtschaft, Handwerk/Handel, Verbraucher, Kirche sowie Natur-/Umweltschutz gegründet. Erklärtes Ziel: Die Erhaltung der Lebensgrundlagen in Verbindung mit der regionalen Lebensmittelerzeugung zum Wohle von Mensch und Natur. Inzwischen gibt es neben BRUCKER LAND weitere sieben Solidargemeinschaften von neun Landkreisen rund um München: Dachauer Land, Landsberger Land, Starnberger Land, Weilheim-Schongauer Land, Werdenfelser Land, Miesbacher Land und Tölzer Land. Seit 2000 sind sie alle im Dachverein "UNSER LAND" zusammengefasst. Auch im bayerischen Südosten haben sich weitere Regionalinitiativen gegründet. Seit 1998 besteht beispielsweise die Solidargemeinschaft Unser Inn-Land. Mangelhafte und überflüssige Studie aus Gießen Fast genau vor einem Jahr allerdings bekam das regionale Konzept unverdientermaßen Gegenwind. Regionale Lebensmittel seien oft energieintensiver als "globale" vermeldete Juli 2003 Elmar Schlich, Professor am Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der Justus-Liebig-Universität, als neues Forschungsergebnis in einem Online Journal (Schlich, E.; Fleissner, U.: Comparison of Regional Energy Turnover with Global Food. Gate to EHS (Online Journal) 7, 2003). Fernreisende Produkte wie Orangensaft aus Brasilien, Lammfleisch aus Neuseeland seien in ihrer Energiebilanz besser als Apfelsaft aus der Region oder als Lammfleisch vom Schäfer um die Ecke. Doch wer die Studie genau liest stellt fest: Das, was der ehrwürdige Professor in Wirklichkeit herausgefunden hat, ist nichts anderes als ein alter Hut und nicht mehr Wert als eine Milchmädchenrechnung. Natürlich verbraucht ein Großindustriebetrieb bezogen auf das jeweilige Produkt weniger Energie als ein Klein- oder Kleinstbetrieb. Logisch ist deshalb auch, dass ich zu Hause für das Brutzeln meines regional erzeugten Schnitzels mehr spezifische Energie verbrauche, als ein globaler Schnitzelkonzern, der täglich Millionen von Schnitzel brät. Woher das Schnitzel kommt, mit welchen sozialen und ökologischen Folgen, ob Kleinbauern ihr Land, Handwerker ihren Job durch die Produktionskette dieses Massenschnitzels verloren haben, spielt bei dieser Milchmädchenbetrachtungsweise freilich keine Rolle. Dass es für diese Uralt-Erkenntnis, dass regionale Klein- und Kleinstbetriebe energetisch nicht mit größeren Betrieben konkurrieren können, allerdings ein "Forschungsprojekt" der Universität Gießen, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gebraucht hat, das war für mich im vergangenen Jahr die eigentliche Neuigkeit. Zum Glück ist diese Studie längst von anderen Wissenschaftlern widerlegt. So kritisieren die Forscher Martin Demmeler und Alois Heißenhuber vom Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues an der Technischen Universität München, dass Schlich schlichtweg nur mit Extremwerten gearbeitet hat. So gelte der vom Gießener Professor angenommene achtfach überhöhte Energieverbrauch heimischer Apfelsafthersteller im Vergleich zum Konzern-Orangensaft aus Brasilien nur für technisch veraltete Hobbymostereien, von denen es nur sehr wenige gibt. Demmeler und Heißenhuber: "Im vierjährigen BMBF-Projekt 'Nachhaltigkeit durch regionale Vernetzung', an dem der Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues der TU München beteiligt war, sind Energieaufwendungen mit achtfacher Überhöhung nicht aufgetreten. Für bestimmte regionale Vermarktungskonzepte hat sich hingegen eine deutliche ökologische Überlegenheit gezeigt." Sie ziehen das Fazit: "In der Untersuchung von SCHLICH (2003) wurde ausschließlich eine sehr kleine Gruppe betrachtet, die minimale Mengen verarbeitet und aus energetischer Sicht mit Abstand am ungünstigsten wirtschaftet. Die Vielfalt regionaler Lebensmittelvermarkter ist jedoch sehr groß und reicht von Kleinstinitiativen bis zu professionell agierenden, großen Lebensmitteleinzelhändlern." Schließlich schreiben die beiden Münchner Forscher noch dem Gießener Professor für seine zukünftigen Studien ins Stammbuch: "Die Untersuchung der ökologischen Wirkung setzt voraus, dass auch Lärm, Flächenverbrauch, Schadstoffausstoß, Arten- und Biotopvielfalt, Pflanzenschutzmittelaufwand, u. a. m. berücksichtigt werden. Während global gehandelte Lebensmittel vielfach der standardisierten landwirtschaftlichen Produktion und Verarbeitung entstammen, verfolgen viele kleine Regionalinitiativen mit ihrer Wirtschaftsweise spezielle Schutzziele: Sie tragen zum Erhalt von bestimmten Landschaftsbiotopen, Kulturpflanzenarten oder Nutztierrassen bei. Sie produzieren mehr als "nur" Äpfel, sondern zugleich eine für Bewohner, Naherholungssuchende und Touristen attraktive Landschaft. Erst wenn in der Gesamtschau diese Einzelaspekte zusammengeführt werden, ist eine Abschätzung der Effizienzpotenziale regionaler Lebensmittelketten möglich." Weitere Infos: UNSER LAND GmbH Bismarckstraße 2 82256 Fürstenfeldbruck Telefon: 08141 - 17224 Fax: 08141 - 17244 Email: unserland.loder@gmx.de www.unserland.info Unser Inn-Land e.V. Brandstätt 7 83533 Edling Tel. 08076 - 88 69 89 Fax: 08076 - 88 69 24 Email: peter.kammerl@ebe-online.de Internet: www.Unser-Innland.de Region aktiv Chiemgau-Inn-Salzach e. V. Ebererstraße 5 84503 Altötting Tel.: 08671-928829 willkommen@region-aktiv-chiemgau-inn-salzach.de Dipl.-Geogr. Martin Demmeler, Univ.Prof.Dr.Dr.hc Alois Heißenhuber Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues, Technische Universität München; D-85350 Freising, Alte Akademie 14; www.wzw.tum.de/wdl/ Email: demmeler@wzw.tum.de, heissenhuber@wzw.tum.de Ihre Studie "Energieeffizienzvergleich von regionalen und überregionalen Lebensmitteln, das Beispiel Apfelsaft", April 2004, in Druck; verlegt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) der Republik Österreich ist auch im Internet nachzulesen unter: www.wzw.tum.de/wdl/wirueberuns/personen/demmeler/energieeffizienz_regionale_lebensmittel_16.2.pdf Justus-Liebig-Universität Gießen Professur für Haushaltstechnik Prof. Dr.-Ing. Elmar Schlich Stephanstrasse 24 35390 Gießen Die Studie von Schlich, E. und Fleissner, U."Comparison of Regional Energy Turnover with Global Food", veröffentlich in Gate to EHS (Online Journal) 7, 2003, ist nachzulesen im Internet unter: www.uni-giessen.de/fbr09/hht/ladung/Schlich_IntJLCA_online_2003.pdf www.uni-giessen.de/fbr09/hht/ladung/Schlich_Seattle_2003.pdf
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