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![]() Günter Gaus Günter Gaus war ein Journalist mit machtpolitischen Ambitionen. Anfang 1968 bin ich dem damaligen "Report"-Moderator und SWF-Programmdirektor zum ersten Mal begegnet. Der Links-Intellektuelle machte mir, dem konservativen Junge-Union-Mann und CDU-Mitglied klar, was Journalismus bedeutet: Aufklärung. Ich bewunderte ihn und er sagte nach unserem Gespräch: "Sie können gleich hier bleiben und sofort bei uns anfangen." So war das damals. Wenige Wochen später begann ich mein Volontariat beim SWF in Baden-Baden. Gaus wurde beim "Spiegel" Chefredakteur als ich gerade sein Nachfolger bei "Report" wurde. Er trat 1976 in die SPD ein, wurde Staatssekretär bei Willy Brandt, die DDR wurde sein Lebensthema. Er war jetzt ein Machtpolitiker. Die Menschen der alten DDR repräsentierten für ihn das "bessere Deutschland" und die Landschaften zwischen Sachsen und Ostsee "das schönere Deutschland". Wenn er als "Ständiger Vertreter der Bundesrepublik" am Wochenende mit seiner Frau im Auto wieder einmal durch Brandenburg gefahren war - davon konnte er vor seinen Besuchern aus dem Westen geradezu rührend schwärmen. Günter Gaus und Hans Heigert, der als "Report-München"-Chef und als Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung" den Verlockungen der Partei- und Machtpolitik widerstanden hatte, waren meine journalistischen Vorbilder - bis heute. Günter Gaus war wohl der bekannteste Fernseh-Interviewer der Republik - er fragte manchmal umständlich, aber immer nachhaltig. Fast alle wichtigen und weniger wichtigen deutschen Nachkriegspolitiker waren seine Gesprächspartner, aber auch Rudi Dutschke, Rudolf Bahro, Sahra Wagenknecht und Bärbel Bohley. Die Neugier auf den Menschen hinter der Politik-Maske war sein Markenzeichen. Das beeindruckte auch seine Gegner. Manche hörte ich voller Hochachtung über Günter Gaus reden. Der junge Gaus hat den jungen Helmut Kohl geschätzt als dieser noch Ministerpräsident in Mainz war. "Bei der CDU-muss man sehr differenzieren", sagte er oft. Die Deutschland-Politik des Kanzlers Kohl beurteilte er kritisch bis ablehnend - unter der Kohl'schen Wiedervereinigungspolitik litt er. Norbert Blüm schätzte er sehr - Günter Gaus war ein konservativer Linker, ein beständiger Linker. Günter Gaus litt viele Jahre an seiner Krebskrankheit. Nur mit größter körperliche Anstrengung konnte er noch seine Interviews machen. Die Gaus'schen Fragen blieben eher sein Markenzeichen als seine machtpolitischen Ausflüge. Er wechselte gerne vom "Merker" zum "Macher" - überzeugte aber mehr als "Merker". Als er selbst nicht mehr als Politiker aktiv war, wuchs seine Distanz zur Machtpolitik. Er blieb bis an sein Lebensende der "Ständige Vertreter" der alten DDR, deren "Nischenkultur" er entdeckt, ja sogar verklärt hatte. Als Gerhard Schröder nach dem 11. September 2001 den USA zunächst "bedingungslose Solidarität" anbot, trat Günter Gaus aus der SPD aus. Der Viel-Raucher erlag am Wochenende seinem Krebsleiden. Danke und gute Reise, lieber Günter Gaus. © Franz Alt 2004
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