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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Einrichten & Wohnen    Datum: 06.05.2004
Ökologisch Renovieren
Damit Wände und Decken nicht krank machen
"Viel hilft viel!" Dieser altbekannte Spruch hat längst ausgedient. Auch beim Renovieren und Anstreichen von Wänden und Decken. "Je weniger, desto besser", lautet stattdessen die Devise, die das Umweltbundesamt ausgibt und meint damit vor allem die chemischen Inhaltsstoffe der verschiedenen Produkte zum Renovieren.

Vor rund 30 Jahren waren bunte Tapeten der letzte Schrei. Je greller desto besser. Vor allem in den Kinder- und Jugendzimmern aus der Hochzeit von ABBA bis Zappa knallten einem bunte Kugeln oder Rechtecke in Farbvariationen von Hellgelb über Knallrot bis Giftgrün entgegen. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen haben Raufasertapete und weiße Wände die Farben- und Formenvielfalt abgelöst. Auf häufigsten verwenden die Deutschen Dispersionsfarben für Innenräume. "Diese Wandfarben können jedoch wegen ihres Wassergehalts einen idealen Nährboden für Mikroorganismen bilden. Um einem möglichen Schimmelbefall vorzubeugen, werden den Farben Konservierungsmittel beigegeben", schreibt das Umweltbundesamt (UBA), das die Emissionen solcher Konservierungsstoffe in die Innenraumluft untersucht hat. Ergebnis: Die gemessenen Konzentrationen der in Farben verarbeiteten Wirkstoffe - vor allem die Isothiazolinone 2-Methyl-4-isothiazolin3-on (MIT) und 5-Chlor-2-methyl-4-isothiazolin (CIT) - können bei sensibilisierten Menschen zu akuten Hautekzemen führen. "Bei Farben mit MIT und CIT wurden in den ersten Tagen nach dem Anstreichen gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen festgestellt", so das UBA. "MIT und CIT sind stark haut- und schleimhautreizend und gehören zu den bedeutendsten Kontaktallergenen." Bei sensibilisierten Personen können diese Stoffe selbst durch einen Kontakt über die Luft Hautekzeme auslösen. Weitere getestete Konservierungsmittel waren so genannte Formaldehydabspalter. Die Ergebnisse des UBA zeigen hier, dass bei der Verarbeitung der Farben, die Formaldehyd oder Formaldehydabspalter enthalten, sowohl während der Malerarbeiten als auch bis zu zwei Wochen später mit Formaldehyd in der Raumluft gerechnet werden muss. "Dies", so das UBA, " kann zu Schleimhautreizungen besonders an den Augen führen, die Konzentrationen lassen aber schnell nach."

Deshalb empfehlen die Fachleute des UBA Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf von Dispersionsfarben auf Produkte zu achten, die das Umweltzeichen Blauer Engel tragen. "Damit werden emissions- und schadstoffarme Farben gekennzeichnet, deren Konservierungsmittelgehalt begrenzt ist oder die frei von Konservierungsmitteln sind."

Begrenzt ist auch die Menge an Lösemittel in den Dispersionsfarben, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind. Sie dürften höchstens 0,07 Prozent Lösemittel enthalten. Vorbildliche Farben sind sogar gänzlich frei von Lösemitteln.

Das UBA kritisiert in diesem Zusammenhang indirekt die Industrie. Denn seiner Meinung nach ist es durchaus möglich, den Konservierungsmittel-Gehalt in Dispersionsfarben zum Schutze der Verbraucherinnen und Verbraucher weiter zu reduzieren. "Dies fängt bei der Auswahl qualitativ hochwertiger Rohstoffe an und reicht über deren ordnungsgemäße Aufbewahrung bis hin zum Herstellungsprozess", schreibt das UBA und empfiehlt der Industrie darüber hinaus nur solche Konservierungsmittel zu verwenden, die die Umwelt und Gesundheit so wenig wie möglich belasten. Dass es auch gänzlich ohne Konservierungsstoffe geht zeigen die Produkte für Allergiker. Da sie jedoch stark alkalisch sind, sollten sie nur mit einem sicheren Haut- und Augenschutz verwendet werden.

Neben Konservierungsstoffen enthalten Dispersionsfarben auch mehr oder weniger Lösemittel. In Produkten mit dem Blauen Engel ist die Lösemittelmenge auf höchstens 0,07 Prozent begrenzt. Vorbildliche Farben sind sogar gänzlich frei von Lösemitteln. Besonders empfehlenswert gelten Bio-Farben, die auch keine synthetischen Bindemittel enthalten. Allergiker müssen allerdings auch bei den biologischen Produkten genau auf die Liste der Inhaltsstoffe achten. Schließlich gibt es auch natürliche Substanzen wie zum Beispiel Terpene, die Allergien auslösen können.

Als ökologische Alternative für Dispersionsfarben kann man auch reine Silikatfarben im Innenausbau verwenden. Diese Farben sind besonders haltbar und geruchsarm und eignen sich auf mineralischen Untergründen. Silikatfarben haben von "natur" aus eine desinfizierende Wirkung, weshalb Schimmelbefall bei ihnen keine Chance hat. Dasselbe gilt für Kalkfarben, die auf allen Putzen halten. Atmungsaktiv und gleichzeitig geruchlos sind Leimfarben, was sie besonders für Allergiker interessant macht. Da sie aber anfällig für Schimmel und nicht wasserfest sind, eignen sie sich nur für garantiert trockene Räume.

Norbert Suchanek

Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.blauer-engel.de.

Der Forschungsbericht des Umweltbundesamts "Biozidemissionen aus Dispersionsfarben" ist als WaBoLu-Heft Nr. 2/02 erschienen. Die Publikation kostet 7,50 Euro und ist bei Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1-2, 10787 Berlin, Telefon: 030/2 11 60 61, Fax: 030/2 18 13 79, erhältlich. Die Broschüre "Farben und Lacke. Tipps und Informationen zum Umgang mit Anstrichstoffen" kann kostenlos beim Umweltbundesamt, Zentraler Antwortdienst, Postfach 33 00 22, 19191 Berlin, Fax: 030/ 89 03-29 12 bezogen werden.

Auch die Verbraucherzentrale Bayern informiert auf ihrer Internetseite www.all-you-need-online.de, worauf es beim Renovieren ankommt. Dort sind Ratgeber, Tipps und Links zu finden, die dabei helfen, die richtigen Anstrichstoffe, Wandbekleidungen und Bodenbeläge auszuwählen. Gezeigt wird, wie man zu Hause ein gutes Klima schafft und auf welche Labels Verlass ist.



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