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Presse-Stelle:  Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 05.04.2004
Zu Ostern und in Zukunft keine "Drei" mehr auf dem Ei!
Anlässlich eines Fachgesprächs zur artgerechten Legehennenhaltung am 2. April 2004 erklärt Ulrike Höfken, agrar- und tierschutzpolitische Sprecherin:

Zu Ostern ein "Hühnerfriede" für die Zukunft, das ist der übereinstimmende Wunsch und die Forderung der Teilnehmer des Fachgesprächs mit Fachleuten aus der Praxis, Beratung, Forschung, Verwaltung und den Verbänden, die sich intensiv den Fragen der Erfordernisse und Chancen artgerechter Hühnerhaltung widmeten. Eine Woche zuvor hatte die Agrarministerkonferenz in Osnabrück - wohl mehr auf Druck der laufenden Gegen-Kampagnen von Tierschutzverbänden und Grünen denn aus Einsicht - einen dünngradigen "Burgfrieden" zum Thema Käfighaltung beschlossen, der faktisch und inhaltlich allerdings noch bei den anstehenden Behandlungen der Nutztierhaltungs-Verordnung im Bundesrat bestätigt werden muss.

Mit monatelangen diffamierenden Kampagnen gegen die Boden- und Freilandhaltung hatten CDU/CSU und FDP die Interessen der industriellen Geflügelwirtschaft in Richtung Verlängerung der Käfighaltung und Einführung "ausgestalteter Käfige" betrieben. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden in der Umstellung auf tiergerechte Haltung massiv verunsichert, die Fördermittel des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft nicht abgerufen. Aldi oder McDonalds müssen ihre Nachfrage nach Boden- und Freiland-Eiern aus dem Ausland bedienen!

Die Zeit drängt. Ab 2007 ist die Käfighaltung in Deutschland verboten, aber immer noch werden 84 Prozent der Hühner in Käfigen gehalten und 90 Prozent der Eier in nur ein Prozent der Betriebe produziert. Es kommt jetzt darauf an, die Umstellung mit allen Kräften voranzutreiben und nicht noch mehr Zeit zu verlieren. In zweieinhalb Jahren wurden lediglich 8 Prozent der Käfigeierproduktion umgestellt.

Problematisch sind die Defizite der so genannten "ausgestalteten Käfige". Aber auch für Alternativsysteme gibt es Verbesserungs- und Forschungsbedarf.

Von seitens der Praktiker wurden eine Vielzahl verschiedener Haltungssysteme für die artgerechte Legehennenhaltung vorgestellt. Besonders in der Schweiz, wo die Käfighaltung schon seit 1982 verboten ist, wurden viele Erfahrungen gesammelt und erfolgreiche Systeme entwickelt, die Tiergesundheit durchgängig sicher stellen und wirtschaftlich sind.

In Deutschland bietet die tiergerechte Eiererzeugung für landwirtschaftliche Betriebe und ländliche Regionen besondere Chancen und Perspektiven. Das zeigt ein Modell aus Ostfriesland, welches auf dem Fachgespräch vorgestellt wurde. Aus der Region für die Region werden hier Eier produziert und vermarktet sowie in Nudeln und Eiersalat selbst verarbeitet. Wie in der Schweiz setzen die Hersteller auch hier auf eine Kennzeichnung der Haltungsform in den verarbeiteten Produkten.

Einhelliger Tenor des Fachgesprächs: Billigimporten aus dem Ausland wird die deutsche Produktion unabhängig vom Käfighaltungsverbot nicht standhalten können. Es gilt, auf Qualität zu setzen. Wie das "gute Beispiel Schweiz" zeigt, können die Verbraucher davon überzeugt werden.

Fazit: Die tiergerechte Haltung von 35 Millionen Legehennen in Deutschland in Alternativsystemen ist möglich. Handlungsbedarf besteht insbesondere in folgenden Punkten: mehr Forschung, bessere Beratung , bessere Ausbildung von Landwirtung und Tierärzten, bessere Hühnerrassen und geeignete Futterangebote, gezieltere Verbraucherinformationen über artgerechte Tierhaltung, Kennzeichnung der Haltungsform auch bei verarbeiteten Produkten.

Wir werden uns verstärkt für die Weiterentwicklung der politischen Rahmenbedingung, erhöhte Forschungsanstrengungen, eine Kennzeichnung auch bei verarbeiteten Produkte und Verbraucheraufklärung einsetzen.

Allen Interessenten kann eine Dokumentation des Fachgesprächs zur Verfügung gestellt werden (Kontakt: ulrike.hoefken@bundestag.de).


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