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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Tierschutz    Datum: 09.03.2004
Millionen von Mast-Kaninchen müssen unvorstellbar leiden
Traurige Mast-Kaninchen: Ihnen geht's nicht besser als den Hennen in der Legebatterie
Von Norbert Suchanek

Was wäre Ostern ohne Hasen, oder besser gesagt Kaninchen? Die Verbindung der Langohren mit dem christlichen Osterfest hat mehrere Ursprünge. So war der Hase im alten Byzanz ein Symbol für Christus, was mit den auch im Schlaf offenen Augen der Langohren zu tun hat. Zum anderen soll der Hase das Lieblingstier der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara gewesen sein. Allerdings sind damit weniger die einzel lebenden und leider bei uns immer seltener werdenden Feldhasen gemeint, sondern die Kaninchen. Denn sie sind es, die viele Jungen auf einmal kriegen und sich schnell vermehren können, weshalb sie als Symbol der Fruchtbarkeit und der Zeugungskraft auch zum christlichen Osterfest, dem Fest der Auferstehung und des Lebens, passen.

Vor allem für Kinder gibt es zur Osterzeit die Kaninchen in süßer Schokoladenform. Die gewöhnlichen, mit eher unchristlichen Methoden wie Kinderarbeit auf westafrikanischen Kakao-Plantagen oder mit Einsatz von Gentechnik hergestellten Schoko-Hasis oder Schokokaninchen sollten allerdings nichts im Osternest zu suchen haben. Besser und dem heiligen Fest angemessener sind da schon die Osterhasen aus fair gehandelter und aus ökologischem Anbau stammender Schokolade, die es im Naturkosthandel und in den Eine-Welt-Läden gibt.

Dass Kaninchen nicht nur in Schokoladenform süß, sondern auch lebendig süße Gesellen und darüber hinaus äußerst fruchtbar sind, weiß der Autor übrigens aus eigener Erfahrung. Tummeln sich doch in seinem Garten, dank eines "Verkehrsunfalls" mit einem frechen Rammler namens Kasperle inzwischen 17 Kaninchen, die ihm regelrecht die Haare vom Kopf fressen. Obwohl der 600 Quadratmeter große Garten natürlich nicht die freie Wildbahn ersetzen kann, geht es diesen putzigen Tierchen mit den langen Ohren vergleichsweise wie im Paradies, verglichen mit ihren Artgenossen, die zu Tausenden in engen Käfigen als Mastkaninchen leiden müssen.

Den Kaninchen geht's wie den Legehennen

"In der kommerziellen Kaninchenhaltung leben die Tiere wie Hennen in der Legebatterie", berichtet die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. "Die engen Drahtgitterkäfige lassen auf Grund ihrer Größe und Beschaffenheit ein artgemäßes Verhalten der Kaninchen nicht zu. Drei bis sechs Mastkaninchen stecken in einem engen Käfig. In der letzten Phase der Mast, steht jedem Tier eine Fläche von maximal 0,08 Quadratmetern bei einer Käfighöhe von 35 Zentimetern zur Verfügung. Ein Aufrichten zur vollen Größe und das gleichzeitige Hinlegen aller Kaninchen ist unmöglich." Als Folge dieser "unmenschlichen" Massentierhaltung würden viele Kaninchen trotz ständigem Medikamenteneinsatzes krank werden und noch vor dem Schlachttermin verenden. "Bei keiner anderen Nutztierart werden so hohe Verlustraten als 'normal' hingenommen", so Vier Pfoten. Auch wenn nicht in allen Haushalten Mastkaninchen auf dem Mittagstisch zu finden ist. Diese quälende Tiermast müssen allein in Deutschland jährlich mehrere Millionen Kaninchen aushalten. Dem Gesetzgeber ist es egal - sind ja bloß Kaninchen. Es gibt weder in Deutschland noch auf EU-Ebene gesetzliche Vorschriften zur Haltung, zum Transport und zur Schlachtung von Kaninchen. "Zur Zeit wird nicht einmal das Tierschutzgesetz angewandt, um wenigstens die offensichtlichsten und schwerwiegendsten Missstände in der Kaninchenhaltung auszuräumen", kritisiert Vier Pfoten. Dabei werden schätzungsweise 40.000 Tonnen Kaninchenfleisch pro Jahr allein in Deutschland verzehrt. "Zwischen 24 bis 32 Millionen Mastkaninchen müssen dafür ihr Leben lassen", so die Zahlen der Tierschutzorganisation. Rund ein Fünftel des Fleisches holen die Fleischhändler und Supermarktketten aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa und China. Anfang 2002 allerdings hatte die EU ein Importverbot für Kaninchenfleisch aus China verhängt, weil bei Fleischkontrollen das verbotene Antibiotikum Chloramphenicol darin entdeckt worden war.

Kaum besser als den Mastkaninchen geht es übrigens den konventionellen Masthühnchen. Etwa 420 Millionen Masthähnchen, so Thomas Pietsch von Vier Pfoten, werden in Deutschland unter unwürdigen und im Grunde gegen das Tierschutzgesetz verstoßenden Zuständen gemästet und geschlachtet. Sie liefern zwei Drittel der rund 700.000 Tonnen Hühnerfleisch, die in Deutschland pro Jahr verzehrt werden. Das restliche Drittel kommt aus dem Ausland. Den Markt bestimmen die großen Mäster wie es sie, laut Vier Pfoten, zum Beispiel in Niedersachsen gibt mit ingesamt etwa 28 Mio. Mastplätzen. Dabei gibt es in Deutschland - ähnlich wie bei den Kaninchen - noch immer keine einheitliche Vorschrift für die Haltung von Masthühnern.
"Es existieren lediglich Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zwischen Vertretern der Geflügelwirtschaft und der Bundesländer", so Vier Pfoten. "Die Eckwerte werden zwar von den meisten Mästern eingehalten, sind aber aus Tierschutzsicht absolut unzureichend", so Thomas Pietsch.

Nur 300 Quadratzentimeter mehr Platz je Huhn ab 2007 oder 2012

Für die rund 50 Millionen deutschen Hühnern, denen wir das täglich frische Osterei zu verdanken haben, gibt es wenigstens schon seit einigen Jahren rechtliche Bestimmungen, wenngleich auch diese noch wenig mit wirklichem Tierschutz zu tun haben. So schreibt Legehennen-Verordnung seit 2002 einen Mini-Käfig mit nur 550 Quadratzentimeter Fläche pro durchschnittliche, konventionelle Legehenne vor, in etwa der Größe eines DIN-A4-Blattes entspricht. Zwar gibt es inzwischen eine EU -Richtlinie zu einem europaweiten Verbot dieser herkömmlichen Legebatterien ab dem Jahr 2012, was in Deutschland sogar schon im Jahr 2007 der Fall sein könnte, wenn sich die Agrarminister der Bundesländer nicht wieder querlegen. Doch selbst wenn das "Verbot" der 550-Quadratzentimeter-Käfige tatsächlich wirksam wird, wird es den meisten konventionellen Legehennen nur marginal besser gehen. Denn ab 2007 oder 2012 bekommen sie dann auch nur 300 Quadratzentimeter mehr Platz in der EU. Wenigsten sollen diese "geräumigeren" Käfige dann auch möbliert sein mit Nestern, Sitzstangen und Sandbad. "Wenn man weiß, dass eine Henne allein 1300 Quadratzentimeter Platz braucht, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen, dann wird schnell deutlich, dass die europäische Legehennen-Richtlinie nur eine minimale Verbesserung für die Hühner bedeutet", kommentiert Vier Pfoten.

Also kommt es wiedermal auf den "guten, alten Verbraucher" und sein persönliches Gewissen und Geldbeutel an, der immer herhalten muss, wenn die Politik zu feige, zu faul oder einfach unwillig ist. Der Verbraucher hat es in der Hand nicht nur zu Ostern ökologisch und tiergerecht erzeugte Eier zu kaufen. Kein Huhn müsste in engen Käfigen leiden, wenn alle auf Öko-Eier oder wenigstens auf artgerecht erzeugte Eier umsteigen würden. Dass dies gar nicht so weltfremd ist, zeigt unser Nachbarland, die Schweiz. Bereits 1992 hat das basisdemokratische Land die Hühnerkäfige verboten und abgeschafft und ist trotzdem nicht untergegangen. Zum Schluss noch ein Tipp für Nicht-Vegetarier: Es gibt auch verantwortungsbewusst und ökologisch erzeugte Kaninchen und Hähnchen.

Rettet die Mastkaninchen

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten fordert u.a.: die Abschaffung der derzeitigen Käfighaltung für Kaninchen. Schließlich sollte für Kaninchen die ausschließliche Haltung in Gruppen, wenn möglich im Freiland mit ausreichend Platz für die Ausübung arttypischer Bewegungen und Verhaltensweisen vorgeschrieben sein. Vier Pfoten bittet die Petition der TierRechtsBewegung e.V. für ein europaweites Käfigverbot für Mastkaninchen zu unterstützen: www.tierrechtsbewegung.org


Weitere Infos:

VIER PFOTEN e.V., Altonaer Straße 57, 20357 Hamburg, www.vier-pfoten.de

TierRechtsBewegung e.V. , Postfach 2147, 26419 Schortens, www.tierrechtsbewegung.org



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