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Der Fasching geht, die Fastenzeit kommt. Traditionell dauert sie von Aschermittwoch bis zur Ostermette. Doch längst ist das Fasten aus diesem zeitlichen und inhaltlichen Korsett herausgewachsen. Man kann zu jederzeit "Kuren und Fasten", Fastenwanderungen unternehmen, medizinisch Fasten, Wellnessfasten, in Klöstern fasten, sich "gesund und jugendlich fasten", sich "schlank fasten" und vieles mehr. Eine schon Jahrtausende alte Erfahrung ist, dass freiwilliges Fasten, im Gegensatz zum Hungern, beim Menschen nicht nur körperliche, sondern ebenso positive seelische Veränderungen bewirken kann. Deswegen haben Fastenzeiten in vielen Religionen Einzug gehalten. Das Abnehmen oder Schlankwerden war allerdings nie ein Ziel dieses Fastens, weshalb auch das von Mönchen gebraute Starkbier das katholische Fasten nicht bricht, sondern unterstützt. Die Erlaubnis zum Trinken eines besonders gehaltreichen Bieres war nüchtern betrachtet für die Zeit des Spätmittelalters und der daran anschließenden Neuzeit aber weder etwas besonders, noch etwas verwerfliches, sondern einfach eine aus der Situation heraus geborene rationelle Entscheidung. Zum einen lieferte es die notwendige Energie für die schwere körperliche Arbeit, die auch während der Fastenzeit zu verrichten war. Zum anderen bewahrte das trinken von Bier vor gefährlichen Darmkrankheiten, die durch das Trinken von nicht abgekochtem Wasser aufgrund der unhygienischen Zustände in den damaligen Städten und Siedlungen eine ständige Bedrohung waren. "Schokolade bricht das Fasten nicht" Aber auch das Schlemmen von Schokolade ist beim christlichen Fasten ausdrücklich erlaubt und zwar schon seit 1662. Kardinal Brancaccio erklärte damals Schokolade in fester Form zur Fastenspeise. In flüssiger Form hatte schon 1569 Papst Pius V. gesagt, dass der erst kürzlich aus Lateinamerika eingeführte Kakao-Trunk namens Xocoatl das Fasten nicht breche. Vor allem die auf Xocoatl stehenden Bischöfe von Mexiko hatte er damit glücklich gemacht. Fasten als Droge Beim "modernen" Heilfasten freilich haben Schokolade und Bier wenig oder nichts zu suchen und dennoch soll diese Fastenart wirklich glücklich machen. Das ergab zumindest eine Studie des Neurobiologen und Stressforschers an der Universität Göttingen, Professor Gerald Hüther. Beim Heilfasten geht es aber auch nicht um eine Nulldiät, sondern nur um eine reduzierte und kontrollierte Nahrungsaufnahme auf täglich etwa 250 Kalorien in Form von Gemüsesäften oder Gemüsesuppen. Der "Gute-Laune-Effekt" stelle sich dann schon nach zwei bis drei Tagen ein, fand der Wissenschaftler heraus und hat auch eine Erklärung dafür parat. "Zum einen fallen beim Fasten die Blutwerte des Stresshormons Kortisol bis zur Hälfte ab, man wird also ruhiger. Zum anderen greift Fasten in Prozesse des so genannten serotogenen Systems ein." Das heißt, das Fasten regt nach etwa dem dritten Tag diesen Gehirnbereich zur verstärkten Produktion von Serotonin an, was so eine Art körpereigene "Gute-Laune-Droge" ist. Fastende könnten so in einen Zustand geraten, in dem sie sich plötzlich befreit von Ängsten und Anspannungen fühlen. Eine ähnliche Drogenproduktion geschieht ja auch im Gehirn von Marathonläufern. Beides gilt es nicht zu übertreiben. Wichtig beim Heilfasten ist auch die ärztliche Begleitung, um Herz-Kreislauf-Probleme und Mangelerscheinungen zu vermeiden. Gesundheitliche und seelische Vorteile werden auch beim Fastenwandern versprochen. Dieses Fastenwandern ist dabei weder Selbstquälerei noch geht es dabei um sportliche Hochleistungen. Man kann es vielleicht einfach als Fasten in der Bewegung und in der Natur bezeichnen. Das Ziel der Teilnehmer von Fastenwanderungen ist häufig einfach abzunehmen oder sich von Krankheiten wie Neurodermitis, Rheuma, Gicht oder Arthrose usw. zu befreien. Dazu gehören auch die Entschlackung und Entgiftung des Körpers, was ebenso mit dem so genannten Säure-Fasten zu erreichen sein soll. Sauer sein muss nicht sein Allzu viele Menschen seien heutzutage sauer, sagen die Vertreter der Säure-Basen-Ernährungslehre. Allerdings ist dabei nicht unbedingt der Gemütszustand, sondern ein Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt des Körpers gemeint. "Durch eine auf Massenproduktion ausgerichteten Landwirtschaft und die industrielle Verarbeitung enthalten unsere Nahrungsmittel immer weniger basische Bestandteile", heißt es im Buch "Harmonisch zum Säure-Basen-Gleichgewicht. Vor allem aber "Fast Food, unausgewogenes Kantinenessen und Fertiggerichte" führten zum Mangel an basischen Substanzen und zur "Übersäuerung" des Körpers mit negativen Folgen wie zum Beispiel Knochenverlust, Rückenschmerzen, Cellulite. Beim Säure-Fasten soll nun wieder der natürliche Zustand erreicht werden durch individuelle, basenüberschüssige und allergenarme Nahrungsmittel. Um den Körper wieder ins Säure-Basen-Lot zu bringen, sollte - grob gesagt - auf säurebildende Nahrungsmittel und Stoffe wie Softdrinks, Cola, Kaffee, Alkohol und Nikotin verzichtet werden, und gleichzeitig wieder vermehrt die basischen Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse bevorzugt werden. Natürlich gehört auch das reichliche Trinken von Wasser dazu, um die Säure auszuschwemmen. "Durch diese Methode werden die natürlichen Regulationsmechanismen des Körpers zur Selbstheilung aktiviert", heißt es in der Fachliteratur zum Säure-Fasten. Entgiftung und Entschlackung ist auch ein Ziel des Heilkräuter-Fastens. Das Trinken von Kräutertees spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Durch die erhöhte Trinkmenge wird zum einen die natürliche Ausschwemmung von Giften und Schlacken - wie beim Säure-Fasten -verbessert. Zum anderen enthalten die verschiedenen Frühlingskräuter und Heilpflanzen sehr viele Wirk- und Mineralstoffe, die Leber- und Nierenfunktion anregen. Der altbekannte Löwenzahn (Taraxacum officinale) zum Beispiel schmeckt nicht nur als Salat. Er ist auch eine Heilpflanze zur Entgiftung und Entschlackung. Frisch gesammelte Blätter und Wurzeln fördern aufgebrüht als Tee (10 Minuten ziehen lassen) vor den Mahlzeiten getrunken die gesamte Verdauung und helfen vor allem der Leber und Galle. Daneben wirkt Löwenzahn stark entwässernd. Egal welche Fastenart man wählt. Der freiwillige Verzicht auf irgendetwas ist wichtiger Bestandteil eines jeden Fastens. Doch Fasten sollte nicht nur Selbstzweck sein. Denn wie schon Augustinus sagte: "Auf etwas zu verzichten, ohne an die anderen zu denken, das ist nur Geiz." Weiterverwendung nur mit Genehmigung des Autors.
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