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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Naturschutz    Datum: 09.03.2004
Wo Blüten sind, da freuen sich Mensch und Biene
Bienen brauchen eine Weide - und wir brauchen Bienen
Von Norbert Suchanek

Jeder kennt sie, die Honigbiene Apis mellifera. Daneben gibt es aber in Mitteleuropa noch etwa 700 Wildbienenarten, in Deutschland noch über 500. Auch die Hummeln zählen dazu. Die meisten dieser Wildbienen bauen ihr Nest in der Erde und nicht wie die Honigbiene in den Bienenkästen und Körben der Imker. Durch Industrialisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft, durch Verdichtung der Böden mit schweren Schleppern, durch das Zubetonieren unserer Landschaft für Straßenbau und immer neuen Gewerbegebieten hat man den Wildbienen bereits an zu vielen Orten den Lebensraum genommen.

Und diese Entwicklung schreitet leider weiter fort. Nicht besser sieht es mit dem Nahrungsangebot für die fliegenden Insekten aus. Egal ob Honig- oder Wildbiene: Ihr Überleben ist von Blütenpflanzen abhängig, an die sie sich seit Jahrmillionen gegenseitig angepasst haben. Doch eine immer ausgeräumtere Landschaft, Einkaufszentren mit riesigen betonierten Parkplätzen, Gärten mit blumenlosen Golfrasen lassen unsere Bienen regelrecht verhungern. Mit dem Sterben der Bienenvölker wird aber langfristig auch unser Überleben bedroht sein. Denn ohne Bienen als Bestäuber werden wir nicht nur auf herrliche Wildblumen, sondern auf zahlreiche landwirtschaftliche Produkte verzichten müssen: Mehr als 80 Prozent aller Blütenpflanzen werden durch Insekten bestäubt, davon 80 Prozent durch die Bienen.

Ohne Hummeln keine Tomaten

Beispielsweise sind alle Äpfel-, Birnen- und Süßkirschensorten auf die Bestäubung mit sortenfremdem Pollen durch Bienen angewiesen. Ohne sie könnten die Obstbauern deshalb einpacken - außer natürlich sie bauen noch zu entwickelnde, genetisch manipulierte Sorten an, die ohne natürliche Bestäubung auskommen. Doch wer will schon Gen-Äpfel essen und die Konsequenzen einer Landschaft ohne Bienen tragen? Besondere Blütenbestäuber sind die Hummeln. Ohne sie gäbe es keine saftigen Tomaten, Erdbeeren, Kiwis oder Gurken. Und weil unempfindlicher gegen Kälte sind, können sie auch an kälteren Frühlingstagen die Obstblühten bestäuben und damit die Ernte retten, wenn die kälteempfindlichen Honigbienen nicht aus den Imkerkästen kommen.

Die enorme ökonomische Wichtigkeit unserer Honig produzierenden Insekten war den Menschen und selbst den Herrschern bereits vor Jahrhunderten bewusst. So empfahl der österreichische Kaiser 1799 seinen Untertanen per Dekret dringend die Anpflanzung von Bienenweidepflanzen. Gleichzeitig förderte er die Imkerei, wo er nur konnte. So bekamen alle Schullehrer, die wollten, kostenlos vier Bienenstöcke, um diese nach dem Unterricht zu pflegen und die Schüler in der Haltung von Bienen zu unterrichten. Und auch die Schüler konnten kostenlos einen Bienenstock bekommen. Die heute aufgrund von Nachwuchsmangel leidende Imkerei hätte bestimmt nichts dagegen, wenn die Politiker unserer Zeit ein ähnliches, weitsichtiges Förderprogramm auf den Weg bringen würden, wie in Österreich vor 200 Jahren.

Doch auch das Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten weiß im Prinzip um den Segen und Nutzen von Imkern und Bienen sowie um ihre Bedrohung. Und zumindest "verbal" setzt es sich für sie ein und ruft sogar auf seiner Website (www.stmelf.bayern.de/lbi/pflege/blumen.html) die Bürger dazu auf, den Bienen zu helfen. "In einem Frühjahr mit blühenden Obstbäumen und Wiesen können die Bienen reichlich Vorräte einlagern, oft so viel, dass der Imker den Überschuss als guten und gesunden Honig ernten kann", so das Staatsministerium. "Die Bienen brauchen jedoch den ganzen Sommer über Nahrung, und daran mangelt es in vielen Bereichen unserer kultivierten Landschaft! Besonders im Spätsommer ist eine ausreichende Versorgung wichtig, um mit gut genährten Bienen in den langen und kalten Winter zu gehen."

Vor allem Gartenbesitzer können den Bienen helfen und den Garten in eine Bienenweide verwandeln, die auch gleichzeitig eine Augenweide ist. Grüne Zierrasen sind nämlich selbst in den Augen der Staatsregierung zu vermeiden, da sie für die Bienen "fast eine grüne Wüste" sind. Stattdessen gehört auf eine gesunde Wiese Farbe in Form von Löwenzahn, Ehrenpreis, Weißklee mit vielen Kugelköpfchen, Schafgarbe, Wiesenmargareten, Flockenblumen und natürlich Gänseblümchen. Freilich gehören ebenso Büsche und Sträucher als Bienenweide in den Garten wie zum Beispiel Weiden, Wildrosen, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Wolliger Schneeball und Haselsträucher und vieles mehr. Naturnahe und ökologische Gärtnereien bieten ein reichhaltiges Angebot an solchen Bienenweidepflanzen.

Die Bienenweide auf Fensterbrett und Balkon

Auch wer keinen Garten hat, kann den Bienen helfen. Den fleißigen Insekten schmeckende Blütenpflanzen lassen sich nämlich genauso auf dem Fensterbrett und auf dem Balkon ziehen. Viele dieser Bienenweidepflanzen im Blumentopf bereichern gleichzeitig auch unsere Küche. Lavendel, Thymian, Dost, Bohnenkraut und Salbei, Ysop oder Pfefferminze und Schnittlauch dienen uns genauso wie den Bienen. Freilich sollte man diese Küchenkräuter möglichst erst nach der Blüte abernten.


Empfehlenswerte Pflanzen für eine Bienenweide im Blumenkasten:

Alle Mauerpfefferarten, z. B.
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)
Weißer Mauerpfeffer (Sedum album)
Felsen - Fettkraut, Tripmadam (Sedum rupestre)
Große Fetthenne (Sedum telephium)
Unechte Fetthenne (Sedum spurium), sowie deren Zuchtformen mit rötlichem Blättern und reichlichem Blütenflor.

Lippenblütler, die gleichzeitig als Gewürzkräuter verwendet werden können:
Thymian (Thymus vulgaris)
Lavendel (Lavandula officinalis)
Bohnenkraut (Satureja hortensis)
Bergbohnenkraut (Satureja montana)
Küchen - Salbei (Salvia officinalis)
Dost (Origanum vulgare)
Ysop (Hyssopus officinalis)
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Pfefferminze (Mentha piperita)
Lavendel (Lavandula officinalis)

Weitere wertvolle Arten:
Weinraute (Ruta graveolens)
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)


Weitere Informationen zu den Bienen

www.aculeata.de/
www.wildbienen.de/wbienen.htm
www.aktion-hummelschutz.de/index2.html

Eine Liste mit Nahrungspflanzen für Hummeln gibt es hier: aktion-hummelschutz.de/schutz/garten/hcpfl.html



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