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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Politik    Datum: 02.03.2004
Wie wurde Aristide vom Armenpriester zum Diktator?
Nicht nur für linke Intellektuelle, sondern auch für liberale Theologen und Menschenrechtler war er einst eine Lichtgestalt: Der frühere Armenpriester Jean-Bertrand Aristide. Er wurde zum ersten frei gewählten Präsidenten Haitis. Er war ein Hoffnungsträger. Die deutsche Friedrich-Naumann-Stiftung hat Aristide finanziell und politisch unterstützt. Wie aber kann so einer zum Gewaltherrscher werden, zum Manipulator von Wahlen, um sich an der Macht zu halten?

Vor 15 Jahren war er ein prominenter Vertreter der Befreiungstheologie. Er predigte den Jesus, der immer auf Seiten der Armen stand. Doch spätestens als Aristide 2001 durch Wahlmanipulationen sich eine zweite Amtszeit gebilligt hatte, ging durch Haiti, das Armenhaus Zentralamerikas, eine Welle von Mord, Hass, Vergewaltigungen und Verhaftungen ohne Haftbefehle.

Häftlinge wurden gefoltert und Menschenrechte generell mit Füßen getreten. Doch Aristide, der Präsident, hielt noch immer schöne Friedensreden. In den letzten Wochen gab es Dutzende von Toten auf Straßen, 2003 waren über 50 Todesurteile vollstreckt worden mit der Begründung, dass die innere Sicherheit nicht gefährdet werden dürfe.

Aristide argumentierte immer fundamentalistischer. Er präsentierte sich als Sprachrohr Gottes: "Ich habe Ja gesagt zu Gott und zum haitianischen Volk, dessen Stimme kein anderer als Gottes Stimme ist." Aristide, der früher überzeugte und überzeugende Armenpriester wurde zum Diktator, weil in Haiti jede demokratische Kultur und Erfahrung fehlt. Jeder Politiker außerhalb demokratischer Strukturen, ohne Opposition und ohne freie Presse, ist in Gefahr, die demokratische Bodenhaftung zu verlieren. Wenn niemand widerspricht, der wird im Amt eines Politikers einfach größenwahnsinnig.

Das Beispiel Aristids in Haiti macht deutlich, wie wichtig demokratische Strukturen mit vielen Parteien, freien Wahlen und dem funktionierenden Wechselspiel zwischen Regierung und Opposition sowie einer freien Presse und einer unabhängigen Justiz tatsächlich sind. Selbst ein Politiker mit noch so guten Absichten wie sie Aristide unterstellt werden dürfen, ist vor Größenwahn nicht gefeit!

Die Tragik Aristids und das Beispiel Haitis zeigen: Ohne funktionierende Demokratie gibt es keine wirkliche soziale Gerechtigkeit und keinen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fortschritt und auch keine Ökologie, die diesen Namen verdient.

Aristids unheimlicher Wandel macht wieder einmal den wirklichen Wert und Gewinn von Demokratie und Rechtsstaat deutlich. Sie, die Demokratie, muss verteidigt, erkämpft und immer wieder weiter entwickelt werden. Demokratie verträgt keinen Status qou. Sonst wird die Macht frei und die Freiheit nicht mächtig.


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