Für sichere Straßenverhältnisse zu sorgen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen - das stellt den Winterdienst in den Städten und Gemeinden oft vor Konflikte. Was ist dran an Meldungen, Tausalz schade der Umwelt heute kaum noch, es sei ökologisch sogar Streumitteln wie Split oder Sand überlegen? Das Umweltbundesamt (UBA) weist darauf hin, dass Auftausalze den Boden, Bäume und Sträucher schädigen, aber auch Brücken und Fahrzeuge - mit erheblichen Folgekosten für Neuanpflanzungen, Reparaturen und Sanierungen. Bei Split und anderen abstumpfenden Mitteln - für Vegetation und Bauten verträglicher als Salz - kommt es darauf an, auf welche Weise sie gestreut und wie sie nach dem Winter entsorgt werden, denn: Das Streuen und Aufsammeln benötigen viel Energie. Unter dem Strich ist ein differenzierter, dreistufiger Winterdienst die beste Lösung: Stufe eins - für Fahrbahnen der Nebenstraßen: lediglich räumen und gar nicht streuen. Stufe zwei - für Bürgersteige und Radwege: Räumen und möglichst nur salzfreie, abstumpfende Mittel mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" streuen. Stufe drei - für Gefahrenstellen und auf Kreuzungen: sparsamer Einsatz von Feuchtsalz. Ziel sollte es nach Ansicht des UBA sein, die Verwendung von Tausalz auf ein absolutes Minimum zu begrenzen und auch abstumpfende Mittel nur einzusetzen, wo es für die Straßensicherheit unbedingt erforderlich ist. Trotz vieler Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ist bislang noch kein weniger umweltschädliches Auftaumittel als Tausalz auf dem Markt. Abstumpfende Streumittel - wie Split, Sand und Kies - erfordern einen deutlich höheren Energieaufwand als Salz: Sie verursachen nach mehreren Studien höhere Kosten und sind insgesamt - berücksichtigt man die Transportwege und die Entsorgung - aus Umweltsicht nicht besser zu beurteilen als Tausalz auf der Fahrbahn. Die Frage der Entsorgung fällt dabei besonders ins Gewicht. Eine Wiederaufbereitung des eingesammelten Splits kommt aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. Da das wieder aufgenommene Streumittel verunreinigt ist - mit Reifenabrieb, Staub und anderem Straßenschmutz - wäre eine kostspielige Nassreinigung erforderlich. Gelegentlich besteht die Möglichkeit, das "Altgranulat" für andere Zwecke zu verwenden, zum Beispiel für den Bau von Lärmschutzwällen. Abstumpfende Streumittel sind auf Straßen dann ökologisch sinnvoll, wenn zum Beispiel Bäume geschützt werden sollen. Auch Split und Granulat sollten indes sparsam eingesetzt werden. Bei der Verwendung von Granulaten, die aus Schlacken hergestellt wurden, sollte der Schwermetallgehalt überprüft sein. 33 salzfreie, abstumpfende Streumittel für den Winterdienst auf Gehwegen, in Parkanlagen und Innenhöfen gibt es mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" (RAL-UZ 13 - siehe Verzeichnis der Produkte und Anbieter im Internet unter der Adresse http://www.blauer-engel.de). Das Konzept eines "differenzierten Winterdiensts", das die dreistufige Verwendung von Streustoffen nach Straßen- und Wetterlage vorsieht, ist ein geeignetes Instrument, den Winterdienst umweltverträglich zu gestalten und zugleich die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Stufe eins - die "Nullstreuung" oder der "weiße Winterdienst", wobei der Schnee nur geräumt wird - ist im kommunalen Bereich für untergeordnete Straßen gut geeignet, denn: Die Unfallhäufigkeit verringert sich hier durch umsichtiges Fahren. Stufe zwei: Eine verstärkte mechanische Schneeräumung mit Schneeschieber oder Kehrmaschine ("Schwarzräumen") erreicht oftmals ein befriedigendes Ergebnis und reduziert die nachfolgende Streuung mit abstumpfenden Mitteln oder Tausalz deutlich - sofern sie überhaupt noch erforderlich ist. Oft schreiben die Gemeinden privaten Anliegern vor, nur abstumpfende Streumittel zu verwenden. Stufe drei: Durch konsequente Einführung der Feuchtsalzstreuung lässt sich die Salzmenge bei gleicher Wirkung gegenüber der Streuung trockenen Salzgranulats verringern. Nur auf besonders gefährlichen und verkehrswichtigen Straßenabschnitten, wie beispielsweise starken Steigungen oder verkehrsreichen Kreuzungen, sollte Auftausalz eingesetzt werden. Weitere Möglichkeiten, den Einsatz von Salz zu reduzieren, bestehen darin, Wettervorhersagen besser zu nutzen und neue Dosiertechniken einzusetzen, zum Beispiel Thermostreuer. Berlin, den 30.12.03
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