Die gegenwärtige Entwicklung zeigt, dass Heilbäder und Kurorte im Bereich der traditionell finanzierten Kuren kein bedeutendes wirtschaftliches Wachstum zu erwarten haben. Im Jahre 2002 gab es 16,7 Millionen Gäste und Patienten im Kur- und Heilbäderwesen, nur rund 2 Millionen davon waren Patienten auf Kosten eines öffentlich-rechtlichen Trägers. Neue Trends - wie der Wellness-Tourismus - müssen daher von den Betreibern frühzeitig erkannt und umgesetzt werden. Die zunehmende Lebenserwartung erhöht die Bedeutung rechtzeitiger Präventivmedizin und der Gesundheitsförderung für jeden Einzelnen. Die wachsende Zahl mobilitätseingeschränkter und behinderter Mitbürger erfordert einen neuen Umgang mit barrierefreien Angeboten von Seiten der Heilbäder und Kurorte. 90 Prozent der Menschen mit Behinderungen sind reisefähig und -willig. Sie sind auch bereit, für ihren Urlaub mehr Mittel aufzuwenden, wenn dieser ohne Hindernisse möglich wäre. Heilbäder und Kurorte sollten daher ihre Anstrengungen verstärken, sich barrierefrei zu gestalten, ihre Mitarbeiter für den Umgang mit behinderten und mobilitätseingeschränkten Menschen zu sensibilisieren und gezielt auch dieses Nachfragesegment zu bewerben. Der positive Trend zum Gesundheits-, Fitness- und Beauty-Tourismus hält an; auch von ihm profitieren die Kur- und Heilbäder. Das Interesse am Wellness-Urlaub hat sich zwischen 1999 und 2002 mehr als verdoppelt (125 Prozent). Einzelne Bäder beherbergen bis zu 90 Prozent Wellness-Gäste. Hier können und müssen auch verstärkt Tagestouristen angesprochen werden. Das Kur- und Heilbäderwesen profitiert heute auch schon mit mehr als 7 Prozent vom deutschen Tagungs-, Seminar- und Kongressmarkt. Die Attraktivität ergibt sich aus historisch gewachsenen Ortsbildern, dem ausgeprägten Angebot an Kultur und Sehenswürdigkeiten sowie dem umfassenden, hochwertigen Angebot zu angemessenen Preisen. Auch hier können weitere Potenziale erschlossen werden. Bedenklich stimmt, dass der Bekanntheitsgrad deutscher Kurorte und Heilbäder erheblich abgenommen hat. Speziell die ostdeutschen Heilbäder und Kurorte verlieren im eigenen Gebiet an Bekanntheit. Westdeutsche kennen die Heilbäder in den neuen Bundesländern so gut wie gar nicht. Hier muss verstärkt in den Marketingbereich investiert werden. Nach einer nicht einfachen Umbruchphase stehen die Zeichen für einen neuen Aufbruch der Kurorte und Heilbäder gut - wenn sie den veränderten Erwartungen schnell und qualitätsbewusst entsprechen, ohne dabei ihre Verwurzelung in der Tradition und in der Region aufzugeben.
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