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Land und Gartenbau   
Bienen schützen, Imkerei erhalten
Anlässlich der Pressekonferenz erklärten heute Friedrich Ostendorff, Obmann im Agrarausschuss des Bundestages, Dr. Schieferstein, Präsident des Deutschen Imkerbundes und Thomas Radetzki, Initiator der Bienenstockkäfer Kampagne und Vorstand von Mellifera e.V. in Berlin:

Europaweit werden dramatische Verluste bei Bienenvölkern gemeldet. Neue Schädlinge bedrohen die Existenz der Imkerei in Deutschland.

Bienen erfüllen im Ökosystem eine zentrale Funktion: Etwa 80 Prozent der Bestäubung wird von Bienen und den ebenfalls bedrohten Hummeln geleistet. Ohne Bestäubung kann bei vielen Kultur- und Wildpflanzen keine Fruchtbildung stattfinden. Das Bienensterben, vermutlich durch die Varroa-Milbe und die generelle Schwächung der Vitalität der Bienen hervorgerufen, dürfte daher nicht folgenlos bleiben.


Sofortmaßnahmen gegen akute Bedrohung

Bienen und Hummeln droht eine noch viel größere Gefahr: der Bienenstockkäfer (Aethina tumida), auch kleiner Beutenkäfer genannt. Der Bienenstockkäfer ist über Bienenimporte bereits nach Nordamerika, Australien und Ägypten eingeschleppt worden, wo er sich mit rasender Geschwindigkeit ausgebreitet und verheerende Schäden in den Bienenbeständen angerichtet hat. Das Auftreten des Bienenstockkäfers in Europa würde womöglich das Ende der Imkerei in Deutschland bedeuten.

Wir fordern daher als Sofort-Maßnahme ein EU-weites Einfuhrverbot für Bienen (Paketbienen und Bienenköniginnen). Sollte ein EU-weites Einfuhrverbot nicht durchzusetzen sein, so wäre ein nationales Importverbot notwendig. Eine Lösung auf europäischer Ebene ist jedoch wirkungsvoller und daher vorzuziehen. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Bundesregierung bereits erste Schritte zur Umsetzung eines Importverbotes unternommen hat.

Daneben müssen verstärkt Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroa-Milbe ergriffen werden. Hier sind insbesondere die Bundesländer gefordert, einen koordinierten Plan zur großflächigen und gleichzeitigen Bekämpfung der Varroa aufzustellen. Dabei ist der Einsatz hochwirksamer biologischer Mittel wie Ameisensäure oder Oxalsäure anzustreben und zu fördern. Die den Bundesländern hierfür zur Verfügung stehenden EU-Gelder sollten ausgeschöpft werden.


Unterstützung für Bienen und Imker

Neben diesen Sofortmaßnahmen bedarf es einer langfristig angelegten Strategie zur Erhaltung der Bienen und der Imkerei in Deutschland.

Dazu gehört die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bienen. Der Rückgang an Blütenpflanzen führt zunehmend zu einem Mangel an "Bienenweide", insbesondere in den Sommermonaten, wenn der Raps bereits verblüht ist. In dieser Zeit fehlen vielfach typische Blütenpflanzen wie etwa die Kornblume. Diese Frage muss bei der Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Fördermaßnahmen berücksichtigt werden. Auch hier sind in erster Linie die Länder gefordert, da sie für die Ausgestaltung der sogenannten Agrarumweltmaßnahmen verantwortlich sind.

Weiter ist es notwendig, die Untersuchung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Bienengesundheit und auf Rückstände im Honig zu intensivieren, um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und der Vitalität der Bienenvölker zu untersuchen.

Ein flächendeckendes Vorkommen von Bienen kann nur gewährleistet werden, wenn auch die Imkerei in Deutschland erhalten bleibt. Hier sehen wir ebenfalls Handlungsbedarf. Die Imkerei in Deutschland ist stark überaltert und es fehlt an Nachwuchs. 58 Prozent der Imker sind über 50 Jahre alt, nur 15 Prozent zwischen 40 und 50 Jahre. Es ist zu befürchten, dass in Folge der derzeitigen Probleme in der Bienenhaltung viele Imker aufgeben werden. Daher muss über Maßnahmen zur Nachwuchsförderung nachgedacht werden.

Eine artgerechte und ökologische Bienenhaltung leistet einen wichtigen Beitrag sowohl für die Bienengesundheit als auch zur Reinhaltung des Honigs und ist daher ausdrücklich zu unterstützen. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung der Anforderungen an eine artgerechte und ökologische Bienenhaltung.

Honig ist ein Naturprodukt, das in vieler Hinsicht Vorbildcharakter hat:
  • 95 Prozent des deutschen Honigs werden auf dem Wege der Direktvermarktung abgesetzt. Honig wird zum größten Teil in kleinen, regionalen Strukturen erzeugt.
  • Honig ist ein besonders naturnahes Produkt, dessen Herstellung die Umwelt nicht belastet, sondern sogar eine wichtige ökologische Funktion erfüllt.
  • Honig ist gesund.
  • Honig trägt ein Gütesiegel mit Erfolg. Kaum ein anderes Produkt ist über sein Gütesiegel/Glas so deutlich zu erkennen wie der deutsche Honig.
  • Honig ist Vielfalt. Im Honig verbindet sich ein einheitliches Qualitätssiegel mit einem vielfältigen Inhalt, bei dem man Herkunftsort und Jahreszeit schmeckt.
Diese Eigenschaften machen den heimischen Honig zu einem Produkt, das es besonders zu schützen gilt.



 
Quelle: Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin
http://www.gruene.de
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