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In der Rubrik:   
Soziales u. Gesellschaft   
THEMENABEND bei ARTE: Wasser ein Menschenrecht
Dienstag, 03. Juni 2003 - ab 20.45 Uhr
DAS BLAUE GOLD IM GARTEN EDEN - 20.45 Uhr
Erstausstrahlung - von: Leslie Franke
Wiederholungen am 05. und am 09.06. im Nachmittagsprogramm.


Während im Nahen Osten der historisch fruchtbare Halbmond, den Euphrat und Tigris formen, austrocknet, verwirklicht die Türkei am Oberlauf der Flüsse ein gigantisches Staudammprojekt - das so genannte GAP, das größte Investitions- und Prestigeprojekt in der Geschichte des Landes. Die Vision: Die von Kurden bewohnte rückständigste Region der Türkei soll als türkischer Garten Eden in ein auf Landwirtschaft gestütztes Exportgebiet verwandelt werden. Doch das geht auf Kosten der Nachbarn Irak und Syrien. In den vergangenen 26 Jahren wurde bereits ein Großteil des Projektes realisiert, heute eine bizarre Seenlandschaft mit kahlen Felsen. Nur das Tigris-Tal hat seine atemberaubende Schönheit bewahrt. Aber hier steht der Bau des größten und brisantesten GAP-Bausteins an, des Ilisu-Staudamms, mit dem die Türkei den Nachbarländern Syrien und Irak komplett das Wasser abdrehen kann - der geeignete Zeitpunkt, zu resümieren, was aus dem Traum geworden ist und wie er sich zum Albtraum entwickeln kann. Wo heute die unendlich glatte, tiefblaue Fläche des Wassers liegt, lebten einst 255.000 Bauern. Sie wurden vertrieben und vegetieren heute entwurzelt in den Slums der Großstädte. Entschädigung erhalten sie in der Regel keine, oder sie verbrauchen sie - der Existenzgrundlage beraubt - in kurzer Zeit.

Derweilen fordern im Tigris-Tal Polizeiwagen mit Lautsprechern die etwa 80.000 Bewohner des Tals auf, sich darauf vorzubereiten, ihre Häuser zu verlassen. 1996 leiteten zwei riesige Tunnel die Bewässerung der Harran-Ebene ein, doch inzwischen ist der Enthusiasmus auch hier verflogen. Der angestiegene Grundwasserspiegel versalzt die Böden in gigantischem Ausmaß. Wo außerdem Baumwolle angebaut wird, richtet der intensive Einsatz von Pestiziden große Schäden an. Sämtliches Leben in den Böden und in den Flüssen ist bedroht. Auch ökonomisch erscheint GAP mittlerweile als Flop. Einige der ersten Stauseen sind zu 50 Prozent versandet. Zurück bleibt tote Erde. Der geplante Ilisu-Damm hat offiziell eine Lebenszeit von 15 bis 20 Jahren. Die angepeilte Stromproduktion könnte nach Berechnungen des türkischen Ingenieur- und Architektenverbands durch Energieeinsparungen im maroden Verteilernetz günstiger, schneller und vor allem dauerhaft kompensiert werden. Schon jetzt kostet im südirakischen Basra ein Liter Wasser fünfmal soviel wie Benzin. In Syrien weiß niemand recht, wie der eigenen Erpressbarkeit und der türkischen Vormachtstellung begegnet werden soll.


BLUT FÜR WASSER - 21.45 Uhr
Erstausstrahlung - von Rolf Pflücke.
Wiederholungen in der Nacht vom 06. zum 07.06. und am 09.06. im Nachmittagsprogramm.

Wasser ist im Nahostkonflikt zum politischen Faustpfand geworden: Im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberten die Israelis nicht nur das Westjordanland, sondern auch dessen unterirdische Wasservorräte und Flüsse. Damals wollte der ägyptische Staatschef Nasser die jüdischen Erzfeinde austrocknen. Israel schaffte sich den Zugriff auf das wertvolle Nass mit Gewalt - Blut für Wasser. Nicht auszuschließen, dass der Kampf ums Wasser in absehbarer Zeit zu einem neuen Krieg führt.

In der von Trockenheit und Wüstenbildung bedrohten Region leben 13 Millionen Menschen; das Frischwasser reicht aber nur für fünf Millionen. Während sich Israel im Friedensvertrag mit Jordanien 1994 zu einem Kompromiss in der Frage der Wassernutzung durchrang, streitet es mit den Palästinensern gleichsam um jeden Tropfen. Der Film führt vom Oberlauf des Jordan über den See Genezareth - Israels "Wassertank" - zu den dauerberieselten Feldern der Kibuzzim. Dort werden mit unglaublicher Wasserverschwendung Grapefruits gezüchtet, die weit billiger importiert werden könnten. Im Westjordanland stehen sich palästinensische Bauern und jüdische Siedler im Streit ums tägliche Wasser unversöhnlich gegenüber. In Ein Boqeq am Toten Meer und am Rand der Wüste schießen Hoteltürme in den Himmel, in deren Lobbys Touristen zwischen Kaskaden und Pools flanieren. In Bethlehem dürsten gleichzeitig Kinder, warten Palästinenserinnen geduldig auf Zisternenwagen, die das tägliche Frischwasser verkaufen. Israelische Wissenschaftler warnen vor den Folgen dieser verhängnisvollen Verteilungspolitik. Denn von den zwei Milliarden Kubikmetern Wasser, die Israel jährlich verbraucht, stammt nur ein gutes Drittel aus dem eigenen Territorium. Die arabischen Staaten werden nervös, wenn sie beobachten, wie sich die Türkei als einziger muslimischer Staat immer enger mit Israel verbündet. Vor kurzem wurde die "Allianz von Demokratien" (Sharon) durch einen zehnjährigen Kauf- und Liefervertrag von türkischem Süßwasser gefestigt. Ein politischer Präzedenzfall. Erstmals wird der Rohstoff Wasser zwischenstaatlich kommerziell gehandelt. Die Türkei bezeichnet diese Maßnahme als "Friedensbrücke", Israel hat das Wasser als "strategisches Gut" deklariert. Für Israel ist dies tatsächlich ein strategischer Deal. Mit demselben Kostenaufwand könnte das Land eigentlich Trinkwasser aus seinen Meerentsalzungsanlagen gewinnen.



WASSER, MACHT, GELD! - 22.30 Uhr
Erstausstrahlung - von Michael Schomers. Wiederholung am 09.06. im Nachmittagsprogramm.

Wasser wird zu einem der gewinnträchtigsten Rohstoffe des neuen Jahrtausends. Strom und Gas sind weitgehend verteilt, jetzt liefern sich die Multis einen heißen Kampf um den Wassermarkt. Ohne privates Kapital kann das Problem der globalen Wasserversorgung nicht gelöst werden. Die drei größten Global Player sind die französischen Konzerne Vivendi und Suez und seit kurzem die Essener RWE.

Ohne privates Kapital kann das Problem der globalen Wasserversorgung nicht gelöst werden. Daher appellieren IWF und Weltbank schon seit Jahren an alle Länder auf allen Kontinenten, die Privatisierung ihrer Wasserversorgung zügig voranzutreiben. Die drei größten Global Player sind die französischen Konzerne Vivendi und Suez und seit kurzem die Essener RWE. Der Einsatz lohnt, es geht um ein Milliardengeschäft. Trinkwasser ist ein knappes Gut. Angesichts steigender Nachfrage sind Gewinne programmiert. Der weltweite Markt für Privatunternehmen auf dem Wassersektor wird nach Ansicht von Experten von derzeit 90 Milliarden Euro auf 450 Milliarden Euro im Jahr 2010 anwachsen. Die Engländer waren Ende der 80er Jahre die ersten, die ihre 3500 lokalen Wasserversorger unter der Ägide von nur zehn britischen Wasseranbietern privatisierten. Schon sechs Jahre später fällten Studien der Universitäten Manchester und Greenwich ein vernichtendes Urteil: Die Verbraucherpreise waren um 50 Prozent gestiegen, die Direktorengehälter ebenfalls und der Börsenwert der Wasserbetriebe verdreifachte sich. In Deutschland wie in den meisten europäischen Ländern ist die Wasserwirtschaft bis auf wenige Ausnahmen noch in kommunaler oder staatlicher Hand. Doch dies soll sich schon bald ändern. Das Wirtschaftsministerium und die Energielobby drängen darauf, den deutschen Wasserkonzernen den Rücken auf dem Weltmarkt zu stärken. Außerdem scheint manch finanzschwache Kommune froh, diese Last vom Halse zu haben. Das stark verschuldete Berlin etwa hat seine Wasserversorgung zu 49 Prozent an Vivendi, RWE-Aqua und die Münchner Allianz verkauft. In vielen ostdeutschen Städten fließt schon Wasser vom französischen Suez-Konzern. Von Ballungsräumen wie Berlin, Budapest oder Zagreb aus entstehen neue regionale Süßwassernetze in Europa. Grenoble erlebte bereits die Schattenseiten dieser Privatisierung. Korruption, Misswirtschaft und überzogene Verbraucherpreise zwangen die Stadt zur Rücknahme der Wasserversorgung in die öffentliche Hand. Auch das Tafelwasser in Plastikflaschen wird weltweit von den gleichen Global Playern der privaten Wasserversorgung vertrieben. Tendenz steigend. Ein Menschheitserbe, das Jahrhunderte alte Tiefenwasser aus unterirdischen Reservoirs, wird von einigen wenigen Privatunternehmen kommerziell verteilt.

Weiterführende Links:
Brot für die Welt: Menschenrecht Wasser
Umwelt2003 ist das Internationale Jahr des Süßwassers
UNEP: Freshwater Portal
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit

Kampf um Wasser? - Lebensmittel für alle
Die Dokumentation zeigt am Beispiel des Projekts "Living Lakes" Wege aus der Wasserkrise. Das Projekt versucht in vier Kontinenten, durch eine internationale Seenpartnerschaft multinationale Unternehmen, betroffene Bürger und Experten an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam Probleme zu lösen.



 
Quelle: Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
http://www.sonnenseite.com
franzalt@sonnenseite.com
    

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