Auf Anfrage des Wissenschaftsladen Bonn e.V teilte das Bundesumweltministerium (BMU) nun mit, dass "im Rahmen des Forschungsplans vorgesehen sei, die schwedische Studie zu wiederholen" und damit die Ergebnisse zu überprüfen. Ob bzw. wann dies tatsächlich geschehen soll, ließ das BMU jedoch offen. Dr. Klaus Trost, Elektro-Smog-Experte des Wissenschaftsladen Bonn e.V.: "Das BMU sollte schnell handeln. Die Studie lässt sich innerhalb von vier Monaten mit relativ geringem Etat verifizieren." Sollten sich die Ergebnisse der schwedischen Forscher bestätigen, so Trost, müssten auch in Deutschland die Grenzwerte für Handys neu überdacht werden. Salfords Ergebnisse, so der Experte des Wissenschaftsladen Bonn e.V., seien deshalb so bedeutend, weil er der erste sei, der durch Handy-Strahlung hervorgerufene dauerhafte Schäden im Gehirn beobachtet hat. Während andere Wissenschaftler i.d.R. das Gehirn unmittelbar nach der Bestrahlung untersuchten, ging Salford einen anderen Weg: Er bestrahlte Ratten einmalig über eine Dauer von zwei Stunden mit der Strahlung eines D-Netz Mobilfunktelefons und untersuchte die Gehirne der Tiere erst 50 Tage danach. Die Detail-Aufnahmen zeigten: Nach diesem Zeitraum waren viele Gehirnzellen der bestrahlten Ratten geschrumpft oder geschädigt. Die Strahlung hatte - wie vorher auch schon von anderen internationalen Experten festgestellt - die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise das Eindringen schädlicher Stoffe ins Gehirn verhindert, geöffnet, so dass Albumin-Eiweiß eindringen konnte. Die Gehirnleistung von Menschen, bei denen durch Handy-Strahlung mehrfach Gehirnzellen abgestorben seien, lasse zwar nicht unmittelbar merklich nach. Auf Dauer jedoch sei dies zu erwarten, weil sich die Schäden summierten. Salford untersuchte gezielt Ratten im Alter von 12 bis 26 Wochen, die in ihrem Entwicklungsstadium als vergleichbar mit Teenagern gelten. Salford: "Wir können nicht ausschließen, dass eine ganze Generation von Nutzern nach Jahre langer häufiger Nutzung bereits im mittleren Alter unter negativen Effekten leiden könnte." Mediziner rechnen v.a. mit mehr Alzheimer-Kranken. Salfords Untersuchungs-Ergebnisse bedeuten, dass auch in Deutschland die Strahlenwerte für Handys (SAR-Werte) neu überdacht werden müssen, so Klaus Trost vom Wissenschaftsladen Bonn e.V.. Bei 2,0 Watt pro Kilogramm (W/kg) liegen die zulässigen Werte, den "Blauen Engel" vergibt das Bundesumweltministerium für Geräte mit einem SAR-Wert unter 0,6. Salford dagegen hatte seine Versuchstiere einmalig über zwei Stunden einer Bestrahlung von lediglich 0,002 W/kg ausgesetzt. Klaus Trost: "Selbst wenn man von der Annahme ausginge, dass Ratten auf die Strahlung hundert mal empfindlicher reagieren als Menschen, liegen die 0,6 W/kg immer noch deutlich zu hoch." Wichtig sei daher, so der Elektro-Smog-Experte, dass die Handy-Hersteller dazu verpflichtet würden, zumindest das technisch Machbare zu realisieren. Die meisten Handys heutzutage weisen SAR-Werte zwischen 0,5 und 1,0 W/kg auf. Das Nokia-Handy 3310, besonders bei Jugendlichen sehr beliebt, hat einen Strahlungswert von 0,81 W/kg. Dabei ist es technisch durchaus möglich, niedrigere Werte zu erreichen. Nokia hat mit dem Handy 8910 ein Gerät herausgebracht, das einen Wert von nur 0,07 W/kg aufweist. Schon 1995 hatte die Firma Hagenuk mit dem Ziel, die Nutzer von Mobiltelefonen möglichst gering zu belasten, ein Modell auf den Markt gebracht, das einen SAR-Wert von 0,1 W/kg aufwies. Weitere Informationen (auf Wunsch auch Pressemitteilung per Mail): Dr. Klaus Trost, 0228/ 201 61-32 (klaus.trost@wilabonn.de) Verbraucher-Tipps des Wissenschaftsladen Bonn e.V.: - Beim Handy-Kauf auf einen niedrigen SAR-Wert achten (Zusammenstellung der Geräte-Werte beim Bundesamt für Strahlenschutz unter www.bfs.de bzw. unter www.handywerte.de; - Geräte mit integrierter Freisprecheinrichtung bevorzugen; - möglichst wenig mit dem Handy telefonieren; - beim Telefonieren entweder ein Headset oder - falls vorhanden - die integrierte Freisprecheinrichtung benutzen; - statt zu telefonieren möglichst nur SMS verschicken. In den insgesamt 58 Wissenschaftsläden in ganz Europa arbeiten Wissenschaftler, die als kritische "Vermittler" aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse für Bürger konkret aufarbeiten. Inhaltliche Schwerpunkte des Wissenschaftsladen Bonn e.V., 1984 gegründet und mit 25 Mitarbeitern einer der größten Wissenschaftsläden, sind die Bereiche Arbeitsmarkt und Umweltschutz (E-Smog, Ernährung, ökolog. Bauen, Agenda21.
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