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Ein Beitrag aus dem ECO-News Presseverteiler, der Ihnen von ECO-World.de zur Verfügung gestellt wird. In der Rubrik: Bauen |
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Freiraum schafft Stadtraum |
Positionen des Bundes Deutscher LandschaftsArchitekten zum Stadtumbau |
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"Wenn nun Landschaftsarchitekten nicht warten wollen, bis im Stadtumbauprogramm Ost eine Aufgabe für sie 'ausgegrenzt und zur Gestaltung freigegeben wird', dann sollten sie sich von Anfang an in (...) innovative Prozesse einbinden, wie dies z.B. bei der Werkstatt in Gräfenhainichen der Fall war. Da ist man erst einmal nicht Spezialist für Landschaft, sondern Generalist für neues Denken. (...) Es gibt in diesen integrativen Projekten keine 'vorbestellten' Felder." - Diese These proklamierte Prof. Dr. Karl Ganser, ehemaliger Direktor der IBA Emscher Park und Vorsitzender des DAZ-Fördervereins, auf der Klausurtagung "Stadtumbau" des BDLA am 18. Oktober 2002 in Leipzig. Und sie fand in der Diskussion der Beiräte des BDLA, der Mitglieder des BDLA-Arbeitskreises Städtebauliche Planung und ihrer Gäste Widerhall und Bestätigung.
Die eintägige Debatte mit Referenten aus den Reihen des Verbandes sowie mit Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Leipzigs Stadtbaurat, Prof. Arch. Andreas Kipar, Landschaftsarchitekt in Mailand, und dem Bürgermeister von Gräfenhainichen Harry Rußbült konstatierte herausragende Leistungen von Landschaftsarchitekten im Prozess Stadtumbau und führte weiterhin zu der Schlussfolgerung, dass im Stadtumbau gänzlich neue Ideen gefragt sind. Vom Leerstand betroffene oder bedrohte Stadtquartiere müssen durch umfassende Maßnahmen als Wohnstandorte aufgewertet werden. Gleichzeitig sind Visionen für brachfallende Flächen und neu geschaffene Freiräume zu entwickeln, die nicht nur Stadtgestalt und Freiraumnutzung, Naturhaushalt und Nachhaltigkeit, sondern auch die engen finanziellen Rahmenbedingungen vieler Kommunen berücksichtigen. In der Konsequenz: Freiraum schafft Stadtraum. (s. nachfolgende "Positionen des BDLA zum Stadtumbau")
Dabei wurde der Bogen geschlagen zum Bundeswettbewerb "Stadtumbau Ost", dessen Preisgericht empfahl, dass "mit einem Stadtumbau der Zukunft auch die Erarbeitung von Struktur- und Gestaltungskonzepten für den vorhandenen bzw. neu gewonnenen Freiraum einher gehen muss": Dabei bietet das Zusammenwirken der verschiedenen Fachdisziplinen unter zwingender Beteiligung von Landschaftsarchitekten Gewähr, dass die Vielschichtigkeit der Probleme ausreichend abgebildet wird.
Der BDLA plädiert dafür, dass auch nach Abschluss des Bundeswettbewerbs integrierte Stadtentwicklungskonzepte finanziell gefördert werden müssen, um die Kommunen in die Lage zu versetzen, sich als attraktive Wohn- und Gewerbestandort zu entwickeln. Außerdem befürwortet der BDLA, die Steuergesetzgebung stärker auf die Notwendigkeiten des Stadtumbaus abzustellen, indem bspw. die Eigenheimzulage auf Bauen im Bestand beschränkt wird.
Und noch einmal Prof. Karl Ganser: "Wenn nach dem jetzt abgeschlossenen Wettbewerb nicht die generelle Möglichkeit besteht, weitere innovative Prozesse zu fördern, dann war dieser umsonst."
Positionen des BDLA zum Stadtumbau- Freiraum schafft Stadtraum
Einhergehend mit der Schrumpfung und dem Rückbau vieler Städte, also der Perforierung der Baustruktur, bekommen die Konzeption, Planung und Anlage von struktur- und stadtbildprägenden Freiräumen eine immer größere Bedeutung. Landschaftsarchitekten sind die Fachleute für den Freiraum und daher bereits bei der Erstellung integrierter Stadtentwicklungskonzepte und nicht erst bei deren Umsetzung einzubeziehen.
- Stadtumbau ist eine gesamtdeutsche Notwendigkeit
Zunächst in Ostdeutschland mit rund einer Million leerstehender Wohnungen wird Stadtumbau im weiteren Sinne mittelfristig in ganz Deutschland notwendig sein. Im Fokus der Entwicklung stehen nicht nur Großstädte, sondern auch kleinere Kommunen - vor allem in strukturschwachen Regionen auch im Westen Deutschlands. Der Bundeswettbewerb "Stadtumbau Ost" als Initiale des Prozesses hat dabei gezeigt, dass "mit einem Stadtumbau der Zukunft auch die Erarbeitung von Struktur- und Gestaltungskonzepten für den vorhandenen bzw. neu gewonnenen Freiraum einhergehen muss" (aus den Empfehlungen des Preisgerichts zum Wettbewerb).
- Stadtumbau ist interdisziplinär und setzt die Beteiligung von Landschaftsarchitekten voraus
Nur das Zusammenwirken der verschiedenen Fachdisziplinen auf sämtlichen Planungsebenen bietet Gewähr dafür, dass die Vielschichtigkeit der Probleme ausreichend abgebildet wird. Die Zusammenarbeit zwischen Stadtplanern und Landschaftsarchitekten ist dabei erprobt und hat in der Vergangenheit zu guten Ergebnissen geführt, z.B. bei Flächennutzungsplänen.
- Stadtumbau braucht visionäre Freiraumkonzepte
Die Qualifizierung frei werdender Flächen, die nicht als Ödnis das Bild der Städte prägen dürfen, ist eine der größten Herausforderungen im Stadtumbau. Neue Strategien und Freiraumtypologien sind zu entwickeln, die nicht nur die Stadtgestalt und Freiraumnutzung, den Naturhaushalt und Nachhaltigkeit, sondern auch die engen finanziellen Rahmenbedingungen vieler Kommunen beim Unterhalt zusätzlicher Flächen berücksichtigen.
- Stadtumbau muss in Kooperation mit Akteuren und Betroffenen erfolgen
Erfolg und Akzeptanz des Stadtumbaus hängen davon ab, ob Bürger und Mieter, Wohnungswirtschaft, Kommunen und Verwaltungen mit ihren jeweils unterschiedlichen Interessen und Erwartungen in den Planungsprozess eingebunden werden. Dabei sind Landschaftsarchitekten mit ihren Erfahrungen in der Bürgerbeteiligung als Moderatoren, aber auch als Projektmanager gefragt.
- Die schnelle Umsetzung der Projekte zählt
Die schnelle Umsetzung der Projekte zählt
Für die Bürger zählen in erster Linie realisierte Vorhaben. Deshalb ist zügig mit der baulichen Umsetzung zu beginnen. Die Realisierung muss fachgerecht - durch die Auslobung von Freiraum- und Landschaftsarchitektur-Wettbewerben - vorbereitet werden. Die Baumaßnahmen müssen zur Förderung des ersten Arbeitsmarktes beitragen.
- Stadtumbaukonzepte und Landschaftspläne müssen finanziell gefördert werden
Kommunen, die von Bevölkerungsrückgang, Wohnungsleerstand und wirtschaftlicher Notlage betroffen sind, haben nur geringe Finanzmittel. Gleichzeitig benötigen gerade diese Städte und Gemeinden qualifizierte Konzepte für die Stadt- und Freiraumentwicklung sowie die Landschaftsplanung, um die Stadt als attraktiven Wohn- und Gewerbestandort zu erhalten bzw. zu entwickeln.
- Die Steuergesetzgebung muss auf Belange des Stadtumbaus abgestellt werden
Stadtflucht, Suburbanisierung und Landschaftsverbrauch dürfen nicht weiter durch steuerliche Instrumente - u.a. durch eine nur nach sozialen Kriterien differenzierte Eigenheimzulage - gefördert werden, während im Umland wertvolle Natur verloren geht. Durch Planungs- und Steuergesetzgebung sollen vor allem die inneren Flächenreserven mobilisiert werden.
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