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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 07.12.2002
"Ich weiß nicht, was Schokolade ist!"
Bittere Industrie-Schokolade - Kinder-Sklaven schuften für billigen Kakao von Norbert Suchanek
"Ich weiß nicht, was Schokolade ist." Dies antwortete der 14jährige Ali Diabate im vergangenen Jahr neugierigen Reportern auf ihre Frage, ob er jemals Schokolade gegessen habe. Ali Diabate arbeite jahrelang als Kinder-Sklave auf einer Kakao-Plantage in Westafrika, ehe er 2001 befreit wurde. Schläge statt ausreichendem Essen und ein harter 12-Stundentag war sein Alltag, und er ist es noch heute für Tausende von westafrikanischen Kindern. Zahlen des International Institute of Tropical Agriculture (IITA) zufolge arbeiten derzeit etwa 284.000 Kinder unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf Kakao-Farmen der Elfenbeinküste, Ghanas, Nigerias und Kameruns. Etwa 12.500 von ihnen sind laut IITA Kinder-Sklaven wie Ali Diabate, die an die Farmen verkauft wurden.

Das Geschäft mit dem Kakao ist vor allem für die globalisierte Schokoladen-Industrie ein Milliardengeschäft. Jährlich werden weltweit etwa 3,3 Millionen Tonnen Kakao geerntet und exportiert. Allein die USA, der größte Markt für Schokolade, importiert jährlich 729.000 Tonnen Kakao und Kakao-Produkte. Die US-Amerikaner verzehren jährlich Schokolade im Wert von rund 13 Milliarden Dollar. Kaum weniger beliebt ist das Kakao-Produkt bei den Deutschen, die jährlich etwa 800.000 Tonnen Schokolade essen, rund 10 Kilogramm Schokolade pro Kopf. Vor allem Kinder mögen Süßes aus Kakao, dafür gibt die Industrie auch rund 300 Millionen Euro jährlich an Werbung aus. Aber wie kommt es, daß die Schokoladenhersteller und die Schokoladen-Konsumenten in den Industriestaaten heute im 21. Jahrhundert von Zuständen profitieren, von denen wir glaubten, sie seien bereits Ende des 19. Jahrhunderts abgeschafft?

Die Kolonialherren brachten den Kakao nach Afrika und Asien

Der Kakao-Baum ist eine Pflanze des tropischen Tieflandregenwaldes, die den Schatten unter großen Bäumen liebt. Sein Ursprung liegt in Lateinamerika, wo er wahrscheinlich seit Jahrtausenden genutzt und in sogenannten Waldgärten kultiviert wurde. Die europäischen Eroberer brachten den Kakao nach Europa und während der Kolonialzeit nach Afrika und Südostasien. Doch erst in den 70er, 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Kakao-Plantagen zuerst in Afrika und dann in Südostasien auf Kosten des tropischen Regenwaldes und seiner traditionellen Bewohner massiv ausgeweitet. Die Zinsen der wachsenden Weltbankschulden der Entwicklungsländer sollten durch den Kakao-Export bezahlt werden. Die weltweite Kakao-Anbaufläche vergrößerte sich zwischen 1970 und 1995 von 4,1 Millionen Hektar auf 6,57 Millionen Hektar. Allein der westafrikanische Staat Elfenbeinküste verlor durch die Kakao-Expansion 13,4 Prozent seiner Regenwälder. Doch je mehr Länder - auch auf Geheiß von staatlichen Entwicklungshilfeagenturen aus dem Westen - Kakao anbauten, desto weniger bezahlten die internationalen Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé, Mars und Hershey dafür. Länder, die stark auf den Kakao-Anbau setzten, saßen in der Kakao und Schuldenfalle. Dies trifft besonders auf die Elfenbeinküste und Ghana zu.

Über die Hälfte des Kakaos kommt heute aus Westafrika

Während der 1980er Jahre verdoppelte die Elfenbeinküste seine Kakao-Produktion und stieg so zum größten Kakao-Exporteur weltweit auf. Rund 40 Prozent des auf dem Weltmarkt gehandelten Kakaos stammt heute aus diesem westafrikanischen Staat, wo die Kakao-Farmen eine Gesamtfläche von 2,15 Millionen Hektar ausmachen. Auch das Nachbarland Ghana hat sich nach seiner politischen Unabhängigkeit dem Kakao-Export verschrieben. Es ist nun der zweitgrößte Kakao-Produzent der Welt mit einer Kakao-Anbaufläche von insgesamt 1,2 Millionen Hektar. Dennoch führte der Kakao-Boom nicht zum Reichtum, sondern eher zur Verarmung der ländlichen Bevölkerung beider Länder. Denn der Weltmarktpreis für Kakao wird seit einigen Jahren wie beim Kaffee von immer weniger, transnationalen Konzernen bestimmt und liegt deshalb tief im Keller. Davon sind direkt etwa 14 Millionen Menschen in den Anbauländern betroffen.
Etwa 90 Prozent des Weltmarkt-Kakaos wird auf kleinen Farmen mit ein bis zehn Hektar Fläche geerntet. Doch die Preise sind so niedrig, daß die Farmer durch den Kakao-Verkauf kaum ihre Produktionskosten decken können - vermehrte Kinderarbeit ist die Folge. Und der Rohkakao-Preis könnte langfristig noch tiefer fallen. Vergangenen August wurde bekannt, daß der Schweizer Schoko-Gigant Nestlé den US-amerikanischen Schokoladen-Riesen Hershey für 11,5 Milliarden Dollar schlucken will. Hershey machte 2001 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar. Allerdings gelangte nur der geringste Teil davon in die Kakao-Anbauländer und in den Kassen der Kakao-Farmer. An einem von Nestle oder Hershey verkauften 60 Cent teuren Schokoriegel verdient der Kakao-Produzent in Ghana oder der Elfenbeinküste lediglich rund einen Cent, also ein Sechzigstel. Dieser zu niedrige Weltmarktpreis für Roh-Kakao ist aber nun ein Hauptgrund für Armut, Kinderarbeit und das Wiederaufkommen von Kinder-Sklaverei.

Statt Schulbildung schuften auf der Plantage

In ihrem Bericht "The Chocolate Industry: Slavery Lurking Behind the Sweetness" befürchtet die Nichtregierungsorganisation Globalexchange, daß aufgrund der Kakao-Krise nun in Westafrika eine ganze Generation von Kindern ohne Schulbildung heranwächst: "Ob sie nun als Sklaven ausgenutzt oder bezahlt werden, auf Kakao-Farmen arbeitende Kinder können nicht in die Schule gehen." Die Schokoladen-Industrie hat zwar Ende 2001 erklärt, sich an der Gründung einer Stiftung zu beteiligen, die die schlimmsten Formen von Kinder- und Sklavenarbeit im Kakao-Geschäft beseitigen helfen soll. Doch an der Hauptursache, dem niedrigen Rohkakao-Preis, änderte diese Erklärung nichts. Der Schwarze Peter wird lediglich auf die Anbauländer und die Kakao-Produzenten verschoben.

Fair Trade-Schokolade ist besser

Eine echte Alternative zum Weltmarkt und Ausbeutung der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern ist der Faire Handel, der den Bauern gerechte Preise, von denen sie auch leben können, garantiert. Dies gilt auch für Kakao und Schokolade. Bereits 42.000 Kakao-Farmer, die sich in Ghana, Kamerun, Belize, Bolivien, Costa Rica, Ecuador, Nikaragua und der Dominikanischen Republik zu Kooperativen zusammengeschlossen haben, produzieren für den Fairen Handel. Insgesamt ernten sie jährlich rund 45.000 Tonnen Kakao. Doch leider greifen bisher noch zu wenige Menschen in den Industriestaaten zu fairem Kakao und zu fair gehandelter Schokolade. Zahlen von Globalexchange zufolge werden derzeit lediglich 1.500 Tonnen Kakao zu Fair Trade-Preisen verkauft, weil die Nachfrage fehlt.

Fairen Kakao und faire Schokolade gibt es übrigens auch in Bio-Qualität. Dies hilft nicht nur den Bauern in der "Dritten Welt", sondern schützt auch noch Böden, Gewässer und die Tier- und Pflanzenwelt in den Anbauregionen. Auf der anderen Seite wird der faire Bio-Konsument mit hoher Qualität und größtem Schokogenuß belohnt. Außerdem garantieren die Hersteller der Fair Trade und Bio-Schokolade, daß in ihren Produkten keine Gentechnik im Spiel ist.

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