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Öko-Winzer schaffen Arbeit und edle Tropfen
Heimische Bio-Weine sind ökologisch besser als Weine aus Übersee von Norbert Suchanek
Von Kalifornien bis Südafrika, von Chile bis Australien und Neuseeland: Die Massenweine aus Übersee scheinen die Supermärkte zunehmend zu überschwemmen. Selbst in teuren Gourmet-Restaurants erfreuen sich die weitgereisten Rebensäfte steigender Beliebtheit. Doch wer zu diesen Weinen greift, erweist nicht nur der Umwelt und unserem Klima einen Bärendienst, schließlich geht der Wein-Transport über mehrere tausend Kilometer nicht ohne hohem Energieverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß vonstatten. Die Überseeweine sind ebenso eine Konkurrenz für unseren heimischen Weinbau, an dem einige Tausend Arbeitsplätze hängen.

Besonders die wachsende Öko-Weinbranche setzt auf Tradition und Handarbeit und sorgt für Hunderte von nachhaltigen Arbeitsplätzen allein in Deutschland. Die Arbeit im Bio-Weinberg ist allerdings kein Zuckerschlecken. Das weiß auch der aus der fränkischen Weinhochburg Würzburg stammende Autor dieses Artikels aus eigener, schweißgetriebenen Lese-Erfahrung in den Weinhängen entlang des Mains. Fachleute rechnen allein im Sommer mit etwa 80 bis 100 Arbeitsstunden je Hektar Weinberg, um hochwertigen Bio-Wein zu erzeugen. Bei 875 Hektar Anbaufläche der rund 200 Winzer des größten Öko-Weinanbauverbandes "Ecovin" lassen sich daraus etwa 87.500 Arbeitsstunden errechnen, die geleistet werden müssen. Freilich ist die schweißtreibende Arbeit in den sonnigen Weinhängen nur ein Teil der Weinherstellung und der Job-Maschine rund um die Bio-Weinbranche.

Neben dem 1985 gegründeten Verband "Ecovin" gibt es auch Winzer in Deutschland, die unter dem Dach der Anbauverbände "Demeter", "Bioland" und "Naturland" Bio-Wein anbauen und vermarkten. Sie alle verzichten im Weinberg auf den Einsatz von künstlichen Pestiziden und Kunstdünger. Außerdem lehnen sie gemeinsam den Einsatz der Gentechnik rigoros ab.

"Unsere Richtlinien schließen Gentechnik in Keller und Rebberg völlig aus und garantieren damit dem Verbraucher ein Lebensmittel ohne Genmanipulation", sagt Ecovin-Geschäftsführerin Marianne Knab. Gentechnik sei einfach ethisch nicht vertretbar und verantwortungslos gegenüber dem Verbraucher, erläutert der Ökowinzer Paulin Köper die konsequente Haltung von Ecovin. Schließlich seien die Wirkungen und Nebenwirkungen der genetisch veränderten Pflanzen und Organismen nicht vorhersehbar. Und die gen-veränderten Lebewesen oder Pflanzen seien, einmal freigesetzt, praktisch nicht mehr rückholbar. Außerdem sei Gen-Wein so notwendig wie ein Kropf.
"Der Weintrinker und Genießer braucht und wünscht keinen Gen-Wein", so Marianne Knab.

Aus Verbrauchersicht ist es um so unverständlicher, daß die bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau mit genetisch manipulierten Wein-Sorten experimentiert und diese Herzen des fränkischen Weinanbaugebiets in Veitshöchheim freisetzen will. Laut Ecovin handele es sich dabei im wesentlichen um Gen-Reben der Sorten Riesling, Dornfelder und Seyval blanc, die mit Hilfe eines Fremd-Gens gegen Pilzbefall resistent gemacht werden sollen. Aus Sicht der Ökowinzer sind diese Gen-Versuche letztlich auch völlig unnötig, weil es längst auf klassischem Wege gezüchtete, pilzresistente Rebsorten gibt und schon seit Jahren von Ökowinzern eingesetzt werden.

Auch in der Weinanbauregion Pfalz setzt der Staat verstärkt auf Gen-Manipulation. Ecovin fürchtet, daß die Forschung im Bereich der klassischen Rebenzüchtung in eine Sackgasse geführt wird. "Viele neue Stellen seien beispielsweise in der Pfalz für die Weiterentwicklung der sogenannten Grünen Gentechnik geschaffen worden, während gleichzeitig die einzige Stelle für ökologische Weinbauberatung halbiert wurde", kritisiert Ecovin-Vorsitzende und Öko-Winzerin Christine Bernhard.

Wie im Falle von genetisch veränderter Soja-Bohnen kommt die Gentechnik auch im Weinbau weniger dem Verbraucher und weniger den kleinen Wein-Produzenten zugute, sondern vor allem den flächenmäßig großen Weingütern. Und die gibt es wiederum besonders in den USA und Übersee-Weinanbaugebieten.

Wer langfristig unsere Umwelt vor zu viel klimaschädlichem CO2 und vor genetisch manipulierte Organismen schützen will, sollte deshalb künftig auch bei der Weinauswahl genauer hinschauen und zu Bio-Weinen greifen. Der Verbraucher habe die Macht heißt es oft, wenn die Politik versagt hat oder untätig bleiben will. Im Falle des Weins können die Verbraucher aber tatsächlich mit ihrer Kaufentscheidung mitentscheiden, in welche Richtung es geht. Wichtig ist nur, daß viele Mitmachen und die weitgereisten, konventionellen Weine im Regal stehen lassen.<

 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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