Der überparteiliche und politisch unabhängige Fachverband für artgemäße Nutztierhaltung erwartet nun, dass in den kommenden vier Jahren das neue Staatsziel Tierschutz spürbar umgesetzt werde und die Weichen für die Bedingungen der Tierhaltung in den nächsten Jahrzehnten gestellt würden. "Frau Künast hat bereits viel erreicht und angestoßen, aber vieles muss auch noch in Angriff genommen werden", so Sandra Gulla weiter. Hierzu zählten insbesondere das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen und eine klare Verordnung zum betäubungslosen Schlachten (Schächten), die das Vermeiden von Leiden der Tiere in den Mittelpunkt stellt und nicht mehr die subjektive Religionsauffassung eines Gläubigen. "Insbesondere bei der Schächtfrage muss sich Frau Künast noch bewegen", kritisiert Garber die positive Bewertung des Urteils durch die grüne Ministerin, die die Erleichterung des Schächtens durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts als 'Beitrag zum Frieden in unserer multikulturellen Gesellschaft' gelobt hatte. Darüber hinaus hält der VgtM es für besonders wichtig, die gesetzlichen Grundlagen in Bezug auf Zucht und Haltung, aber auch Transport und Schlachtung zügig weiterzuentwickeln bzw. neu zu entwickeln. Kurzfristig bedeute dies zum Beispiel, jetzt rasch Haltungsverordnungen für alle landwirtschaftlichen Nutztierarten, orientiert an dem Kriterium der Tiergerechtigkeit, auf den Weg zu bringen. Tiertransporte und Schlachtvorgänge seien ebenfalls gesetzlich dieser Prämisse unterzuordnen, seuchenhygienische Maßnahmen mit dem aus dem Grundgesetz und Tierschutzgesetz resultierenden Anspruch, dass Leben, Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere ein schützenswertes Gut seien, in Einklang zu bringen. Die Forderungen des VgtM erstrecken sich auch auf den Bereich des Verbraucherschutzes. Klare Nachvollziehbarkeit von Herkunft und Haltungssystem für alle Erzeugnisse aus tierischer Produktion, keine Irreführung des Verbrauchers durch wirre Zahlencodierungen und falsche Bauernhof-Idylle-Werbung. Gefordert werden funktionierende Kontrollen und Sicherheit in Bezug auf Auswirkungen auf die eigene Gesundheit. "Der Schutz der Verbraucher ist wichtiger als das Festhalten an alten Gewohnheiten, die der Wahrung von Besitzständen innerhalb der Agrarindustriellen-Lobby dienen sollen," stellt Garber klar. Deutschland dürfe national durchaus Akzente setzen, welche mittelfristig eine Entsprechung auf der EU-Ebene finden müssen. Von der Grünen-gestärkten neuen Regierung wird erwartet, sich mit aller Kraft hierfür stark zu machen, um langfristig die Erzeugung tierischer Lebensmittel nach Kriterien der Tiergerechtigkeit zu sichern. "Wir sind zuversichtlich, dass die neue Koalition den Wählerwillen erkannt hat und umsetzen wird und der mit dem Ministerium begonnene Diskussionsprozess zur Zukunft der Tierhaltung nun fortgesetzt wird", hoffen Sandra Gulla und Sven Garber abschließend. _____________________________________________ Heikendorf, 24.09.2002 Für Rückfragen steht Dipl.-Ing. Regina Jaeger gerne zur Verfügung: 0431 / 248280
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