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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Land und Gartenbau    Datum: 04.06.2002
Ist die Agrarwende zu Ende?
Schon wieder Massenschlachtungen in Deutschland. Was haben uns Tiere getan, dass wir sie jetzt wieder massenhaft umbringen? Wenn Menschen versagen oder kriminell handeln, werden tausende Tiere getötet - erst wegen BSE, dann wegen Maul- und Klauenseuche und nun wegen Nitrofen. Mehrere zehntausend Legehennen werden jetzt geschlachtet. Ihre Eier werden vernichtet. Neu am Skandal ist: dieses Mal hat es die Ökobranche getroffen. Ist nun die Agrarwende am Ende?

Es war schon immer wenig glaubwürdig, wenn Einbrecher "Haltet den Dieb" geschrieen haben. So ist es auch diesmal. Bauernfunktionäre, die mitverantwortlich dafür sind, dass jährlich in Deutschland noch immer tausende Tonnen giftige Pestizide, Herbizide und Fungizide auf Felder gespritzt werden, auf denen Lebens-Mittel wachsen sollen, weisen jetzt am lautesten mit erhobenen moralischen Zeigefinger auf die Ökolandwirtschaft. Da ist viel Scheinheiligkeit und noch mehr Heuchelei im Spiel.

Und dennoch kann "C12,H7,CL2,NO3", die Formel für Nitrofen, der Ökolandwirtschaft mehr schaden als die gesamte geldbesessene Chemie- und Agrarlobby, die konventionellen Agrarprofessoren und alten Lebensmittelverarbeiter zusammen. Das größte und nachhaltigste Kapital der Ökobauern ist - neben ihrem Boden - das Vertrauen der Verbraucher. Und das ist jetzt erstmals massiv erschüttert.

Kann es wiederhergestellt werden? Und was sind die Konsequenzen aus dem neuen Skandal? Unter Ökolandwirten wurden in den letzten zwei Wochen viel zu häufig Verschwörungstheorien gemunkelt: Ist der Zeitpunkt des Skandals, jetzt zur Vorwahlzeit, reiner Zufall? Könnte nicht auch Sabotage die Ursache sein? Wer könnte Interesse daran haben, dass das aufstrebende Ökopflänzchen rasch wieder verdorrt? Psychologisch sind solche Fragen verständlich. Doch sie zeugen von wenig Selbstvertrauen in die eigene Arbeit und von zu viel Angst um das eigene Image. Bis zum letzten Wochenanfang zumindest war klar, dass die Ökobranche den Skandal im eigenen Dunstkreis produziert hat. Unklar war allerdings, wie das Pestizid Nitrofen ins Futtermittel gelangen konnte.

Heute wissen wir mehr
Die Futtermittelindustrie erwies sich als die Achillesferse der gesamten Kette von Nahrungsproduktion. Das war bei BSE so und das ist jetzt so.

Ohne mehr Kontrolle wird sich das nicht ändern. Nur wenn Futtermittelpanschern mehr auf die Finger geschaut und geklopft wird, lassen sich künftig Nahrungsmittelvergiftungen wie im Fall Nitrofen verhindern. Geldstrafen allein werden in Zukunft bei ähnlichen Vergehen nicht ausreichen. Hier wird schließlich - wie Renate Künast zu Recht angemerkt hat - "mit Menschenleben gespielt". Berufsverbote für kriminelle Giftmischer, die Bescheid wussten und trotzdem schwiegen, wäre die einzig richtige Konsequenz.

Auch in diesem Skandal gibt es eine Chance - nämlich die der Ökolandwirtschaft. Sie sind nicht automatisch die besseren Bauern, die ethisch korrekt und umweltschonend mit Tieren, Pflanzen und Boden umgehen, sondern Menschen, die versuchen, ihre wichtige Arbeit nachhaltig zu verrichten. Deshalb sind ihre Kühe und Hühner glücklicher und ihre Ackerfrüchte gesünder und geschmacksreicher. Und deshalb verdienen die Produkte der Biolandwirte auch einen höheren Preis. Heilige sind Biobauern nicht, allenfalls Teilzeitheilige. Und selbstverständlich gibt es auch unter ihnen schwarze Schafe oder besser: Betrüger und große Gauner. Insgesamt sind aber Biolebensmittel auch jetzt noch weit sicherer als konventionell erzeugte Waren.
Keine Branche wurde schon bisher so oft und so intensiv kontrolliert wie die Ökolandwirtschaft. Deshalb ist der Skandal ja auch aufgedeckt worden. Dieselben kriminellen Machenschaften wären in der konventionellen Landwirtschaft sehr wahrscheinlich heute noch nicht ans Tageslicht gekommen, weil dort viel weniger kontrolliert wird.

Daran soll sich auch künftig nichts ändern, wenn es nach dem Willen von CDU/CSU und FDP geht. Selbst jetzt hat die parlamentarische Opposition im Bundesrat gegen das Gesetz für mehr Verbraucherinformation gestimmt. In Renate Künasts Bereich, bei der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach, wurde unentschuldbar geschlampt und geschlafen. Daraus müssen Konsequenzen gezogen werden. Aber die Oppositionsparteien in ihrer alten Verflechtung mit dem Agro-Chemie-Komplex sind selbst jetzt in der Katastrophe ein Totalausfall. Verfilzt und zugenäht!

Das alte Agro-Bussiness hat aus dem BSE-Skandal immer noch nichts gelernt. Sonst würden ihre Vertreter jetzt nicht so scheinheilig - wie zum Beispiel der Bauernpräsident Sonnleitner - die Agrarwende insgesamt in Frage stellen.

Es ist kein Zufall, dass im Mittelpunkt des Skandals die Firma GS Agri steht, die Futtermittel sowohl für Ökobauern wie für konventionell wirtschaftende Landwirte produziert. Hier kann am leichtesten getrickst und gemauschelt werden.

Die Scheinheiligen haben sich also zu früh gefreut. Ausgerechnet die Vertreter der Chemie- und Pestizid-Landwirtschaft hatten den moralischen Zeigefinger erhoben: Pfui-Teufel, das Pestizid Nitrofen in Ökoprodukten!

Renate Künast hat für rasche Aufklärung gesorgt: Jetzt wissen wir wie Nitrofen in die Lebensmittel kam. Es kam aus den agroindustriellen Strukturen der alten DDR-Landwirtschaft. Altlasten! Vertuscht, verdrängt und verschwiegen aber wurde in den heutigen Strukturen.

Die chemische intensivierte Landwirtschaft ist die Ursache, nicht die Öko-Landwirtschaft. Die Konsequenz kann nur heißen: Agrarwende jetzt! Jetzt erst recht! Gifte haben grundsätzlich nichts in unseren Böden zu suchen!

Deutlich wurde freilich auch, dass die Biobranche für Vertuschungsversuche anfällig ist. Fast alle Vertuscher, die viel früher Bescheid wussten als die Verbraucher, sind Mitglied im Raiffeisenverband. Dort vor allem ist jetzt noch viel Aufklärung und noch mehr Konsequenz nötig.

Überraschende Rückendeckung bekam Renate Künast vom Bundeskanzler: "Der Skandal um das nitrofenverseuchte Getreide zeigt, dass die Agrarwende wichtiger denn je ist", sagte Gerhard Schröder. Da hat er völlig Recht. Wir brauchen allerdings keine 20-prozentige, sondern eine 100-prozentige Agrarwende.

Aus der Vision einer sozialen Marktwirtschaft vor 55 Jahren hätte nie das deutsche Wirtschaftswunder hervorgehen können, wenn Ludwig Erhard damals 20 Prozent soziale Marktwirtschaft propagiert hätte. Halbe Sachen sind keine Vision. Dafür begeistern sich junge Bauern nicht. Nur bei einer kompletten haben Landwirte eine Chance auf eine gute Zukunft. In meinem Buch "Agrarwende jetzt - Gesunde Lebensmittel für alle" habe ich aufgezeigt, dass bis 2030 die Agrarwende in ganz Europa vollendet sein kann.


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