![]() Wenn sie doch endlich Ruhe geben würden, die Kinder, die Frauen, die Männer von Horno. Wenn sie doch endlich freiwillig ihre Erde, ihre Häuser, ihr Leben den ortsansässigen Braunkohleunternehmen zur Auslöschung frei geben würden. Wenn sie doch endlich einsehen würden, dass die Entscheidung, ihren Ort 2004 in den Flammen des nahen Kraftwerks aufgehen zu lassen, dem Allgemeinwohl dient. Wenn doch nur alles schon vorbei wäre: die Zeichnung der Einigungsverträge, die Räumung des Dorfes, der Auslöschungsvollzug an Horno. Wenn doch nur alles schon vorbei wäre - im Stillen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zehn Jahre haben die Hornoer gekämpft, gegen Stromwirtschaft, Politik und Justiz. Noch immer sind sie stark genug - die Achtzigjährigen ebenso wie die Jungen - die Einigungsverträge nicht zu unterzeichnen. Das ist einzigartig, das ist gut so: keine Dorfgemeinschaft hat sich in der 100-jährigen Geschichte der klimazerstörenden Braunkohleverstromung solange dem äußeren Druck widersetzt. Noch immer hoffen sie auf ein Wunder: Dass ihr Leben nicht zerstört wird; noch immer hoffen sie auf Gerechtigkeit vor den Gerichten und vor der Öffentlichkeit. Noch immer haben die Gerichte die Möglichkeit, den Auslöschungsvollzug eines 380-Menschen-Dorfes mitten in Deutschland zugunsten der Braunkohleverstromung zu stoppen und zu widerrufen. Ob sie es tun werden? Im Fall Horno will man keine Öffentlichkeit. Die Richter wissen warum: Das Unrecht ist zu groß und zu offensichtlich sind die Konsequenzen, die Politik und Justiz aus den öffentlich werdenden Tatsachen ziehen müssten. Im Kampf wider den Klimawandel, wider die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen gehört die Rolle der Justiz zu den prekärsten Fragen. Mit Hilfe der Öffentlichkeit und unseres Filmteams vor Ort sollen somit insbesondere auch die Gerichte für eine erweiterte Sicht des Allgemeinwohls sensibilisiert werden. Die Tiamat Filmproduktion bittet um Mitfinanzierung der 90min. Dokumentation "Im Namen des Volkes - Horno Alive". Wir bitten um Zeichnung von Spenden, um in den entscheidenden Wochen Horno zu dem Rechtsschutz mitzuverhelfen, der ihnen in all den Jahren verweigert wurde. Die Dokumentation stellt die voraussichtlich letzte wirkungsvolle Möglichkeit dar, um von den Gerichten öffentlichkeitswirksam einzufordern, dass die anhängigen Klagen der Anwälte von Horno doch noch aufgenommen und geprüft werden müssen. In unser aller Namen - im Namen des Volkes - haben die zuständigen Richter entschieden, dass der Auslöschungsvollzug an Horno rechtmäßig ist. Während der Recherchen habe ich mich immer wieder gefragt, warum die Gerichte den Hornoern keinen Rechtschutz zukommen lassen. Warum sie ihre Klagen ablehnen, nicht aufnehmen oder aber Urteile zugunsten der Hornoer in zweiter Instanz aufheben. Warum sie seit 1990 das einzig entscheidende Gutachten für eine rechtmäßige Enteignung verweigern: Ein Gutachten, das prüft inwieweit der kleine Braunkohleflöz 80 Meter unter Horno für die deutsche Energieversorgung wichtig ist. Ich habe mich gefragt wie es dazu kommen kann, dass ihnen der Rechtschutz verweigert wird, obwohl - und das ist das Delikate am Fall Horno - alle politischen Beschlüsse zur Abbaggerung gegen bestehendes nationales wie europäisches Recht verstoßen. Im Fall Horno ist unwiderlegbar, dass allein durch die Übergriffe der Landes- wie der Bundespolitik auf die Gerichte sowie die bestehenden strukturellen Verflechtungen von Exekutive und Judikative das Schicksal der Hornoer besiegelt werden konnte. Doch was bedeutet es für die Öffentlichkeit, wenn das demokratische Grundprinzip "Gewaltenteilung" nicht existent ist? Wenn energiepolitische Entscheidungen, die von der Politik in Absprache und Einvernehmen mit der atomar-fossilen Energiewirtschaft durchgesetzt werden, gerichtlich nicht anfechtbar sind. Horno darf nicht im Namen des Volkes fallen, Horno darf nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit fallen. Im Ringen um den Erhalt des Lebens käme es einem Freibrief für Politik, Justiz und Energiewirtschaft gleich, so weiter machen zu können wie bisher. Herzlichen Dank für Ihr Interesse, Vivien Treuleben, Tiamat Filmproduktion. Mehr zu dem Projekt erfahren Sie unter www.tiamatfilm.de
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