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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Ökologischer Jagdverein e.V., D-88289 Waldburg
Rubrik:Naturschutz    Datum: 22.04.2002
Ewig gestrige Jäger im Offenbarungsstress
Lernen ,lernen ,lernen....

Am Donnerstag, dem 18. April d.J. versammelten sich die Mitglieder der Hegegemeinschaft Rot- und Damwild Rügen in Bergen zu ihrer diesjährigen Hege(Trophäen-)schau. Hauptthema war die Umsetzung der neuen für die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seit dem ersten April 2002 geltenden Schalenwildbewirtschaftungsrichtlinie. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde den Mitgliedern ein Vorschlag zur Gestaltung der Abschusskriterien innerhalb der Altersklassen beim Rot- und Damwild übersandt. Dabei handelt es sich nicht nur um Trophäenmerkmale, sondern auch um Körpergewichtsvorgaben in der Altersklasse 1. Das Nationalparkamt Rügen beantragte in einer Stellungnahme beim Vorstand der HG eine Ausnahmeregelung für den Eigenjagdbezirk des Landes, nämlich den Nationalpark Jasmund, zu prüfen. Dieser Vorschlag ist frei von Trophäenmerkmalen und Körpergewichtsvorgaben; entspricht dennoch den gesetzlichen Bestimmungen und den moralisch-ethischen Normen.
Im Nationalpark gilt seit 1998 die Nationalparkjagdverordnung, in welcher vorgeschrieben ist, dass die Jagd vorrangig der Wildbestandsregulierung dient. Maßnahmen der Hege dürfen den Schutzzweck nicht behindern. Infolge der jahrelangen Überhege, ist das Schutzziel einer natürlichen Waldentwicklung im Nationalpark Jasmund durch starken Verbiss bisher gefährdet. Die Wildschäden auf den angrenzenden Landwirtschaftsflächen sind ebenfalls zu hoch. Erst ab diesem Jahr soll stärker in den Damwildbestand im Sinne einer Reduktion eingegriffen werden. Die Abschusskriterien der HG stehen auch dazu im absoluten Widerspruch.
Die Grundlagen für die Berechtigung zur Erteilung einer Ausnahmeregelung für den Nationalpark wurden bereits Anfang des vergangenen Jahres zwischen dem Nationalparkamt und den wichtigsten Vertretern der Jägerschaft Rügens diskutiert. Der Vorstand der Hegegemeinschaft hat die Stellungnahme des NPA in Vorbereitung der Hege(Trophäen-)schau offenbar nur oberflächlich behandelt. Die Vorstellungen des Nationalparkamtes über nationalparkangepasste Abschusskriterien wurden jedoch völlig verdreht vom Vorstandsmitglied Prof. Axel Siefke vorgestellt. Er sah sich angeblich nicht befähigt, das Schreiben des Nationalparkamtes einfach vorzulesen. Statt dessen wurden falsche Zweckbehauptungen in die Versammlung entlassen; wie z.B. "...die wollen einen Wald ohne Wild...."(SIEFKE) oder "....die wollen alles nur totschießen was da kommt..."(SCHMIDT). Der Vorsitzende der HG, Klaus Schmidt behauptete sogar, "dass schon seit 1000 Jahren so gejagt werden würde wie bisher". Er wünschte sich sogar, dass alles Wild der besseren Hege halber Trophäen tragen sollte. Die Hege, wie sie heute von der Mehrzahl der Jäger verstanden wird, mit all ihren oft nachteiligen Wirkungen auf Flora und Fauna, hat ihren Ursprung unmittelbar nach 1848 und in der nationalsozialistischen Zeit Deutschlands. Der Begriff Waidgerechtigkeit entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts. Das "Deutsche Brauchtum" wurde als Potpourri feudaler Bräuche erst 1936 (im Auftrage Görings!) festgeschrieben.

Die ewig gestrigen sind offenbar nicht Willens, einen vernünftigen Meinungsstreit zu führen. Sie wollen offenbar nichts dazulernen.

Viel zu kurz kam die Diskussion um das Hauptproblem der Wildschadensverhütung im Kreisgebiet und die Information der Jäger über neue jagdwissenschaftliche/wildbiologische Erkenntnisse. Wichtige Erfahrungen Professor Stubbes aus einem Damwildforschungsgebiet bei Magdeburg im vergangenen Jahr in Sparow werden der Jägerschaft durch die dort anwesenden Vorstandsmitglieder gar nicht vermittelt.


Es bleibt schließlich zu prüfen, inwieweit die Mitgliederversammlung mit ihrer Beschlussfassung gegen ihre eigene Satzung verstoßen hat, in der die Berücksichtigung der Belange des Nationalparks Jasmund gefordert wird.

Der Vorstand
Lehmann

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