![]() Der Trend zur Auslandsjagd nimmt zu: 20 bis 30 Prozent der europäischen Jäger fahren gelegentlich ins Ausland, um zu jagen. 120 bis 180 Millionen Euro werden von Europäern pro Jahr für Auslandsjagden in Eurasien ausgegeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von TRAFFIC, dem gemeinsamen Programm von WWF und der Weltnaturschutzunion IUCN, die heute in Frankfurt vorgestellt wurde. Die oft armen Länder des zentralasiatischen Raumes profitieren bislang kaum vom Boom im Jagdtourismus. Nur ein Drittel der Geldes fließt in die Zielländer. "Diese Mittel sollen in Zukunft zielgerichtet für den Naturschutz eingesetzt werden. Durch die Jagd erhalten die Tiere einen finanziellen Wert, der für den Erhalt ihrer Art genutzt werden soll," fordert Roland Melisch, Artenschutzexperte des WWF. Dem Wirtschafts-Mythos der Auslandsjagd stellt die Studie erstmals Fakten entgegen. "Der angeblich bedeutende wirtschaftliche Impuls der Jagdgäste im Ausland ist in Wirklichkeit minimal," fasst Dr. Doris Hofer, Autorin der Studie, die Ergebnisse zusammen. Sogar in Ländern wie Ungarn, die mit bis zu 20.000 Jagden an der Spitze der Jagdreiseländer für Europäer stehen, liegt die wirtschaftliche Bedeutung bei unter einem Promille des Bruttosozialprodukts. Nur bei einigen Arten, die unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) fallen, dreht sich das Ergebnis um: Zwar nehmen sie weit weniger als fünf Prozent der in die EU eingeführten Trophäen ein. Doch gerade für Jagden auf die seltenen Wildschafe und Wildziegen wie z.B. Argali und Markhor werden Preise bis zu 50.000 Euro bezahlt. Wohin die Geldströme des Auslandsjagdmarkts fließen, ist meistens nicht transparent. Dadurch können sie nicht gelenkt und kaum für den Naturschutz genutzt werden. Gerade in den armen Ländern sind diese Mittel für den Naturschutz aber besonders notwendig. "Die Jäger, Jagdverbände und Reiseveranstalter sollen Verantwortung übernehmen und den Geldfluss nachvollziehbar dokumentieren. Damit können Mittel aus den Auslandsjagden dann tatsächlich helfen, Natur zu schützen," fordert Melisch. Im Ausland jagen die Deutschen vor allem Rehe, Hirsche, Wildschweine und Niederwild und geben dafür durchschnittlich 2.000 Euro pro Jagdausflug aus. "Während der Jagdmarkt besonders im Osten weiterhin boomt, sollten Naturschutz und Jagd in der EU die oft lähmende Sprachlosigkeit in Politik und Öffentlichkeit überwinden," resümiert Melisch. "Gemeinsame Herausforderungen gibt es schließlich genug."
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