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Land und Gartenbau   
Mitgliederversammlung Beratungsdienst Ökologischer Landbau Schwäbisch Hall e.V.
Fortschritt durch Vielfalt im landwirtschaftlichen Betrieb
Produktionsformen in der Landwirtschaft können auch Lebensformen sein. Dies erlebten am Dienstag 35 Demeter-Landwirte und Mitarbeiter des Amtes für Landwirtschaft Ilshofen bei der alljährlichen Mitgliederversammlung des Beratungsdienstes Ökologischer Landbau Schwäbisch Hall e.V. (BÖL). Im Naturfreundehaus auf dem Einkorn bei Schwäbisch-Hall Hessental wurden Vorstandswahlen durchgeführt, Tätigkeitsberichte der Öko-Berater vorgestellt, Haushalt beschlossen und über Visionen und Konzepte auf dem Betrieb diskutiert.

Dazu war als Referent am Vormittag Christian Hiß, Demeter-Gärtner am Kaiserstuhl, eingeladen. Sein Betrieb wird seit 1953 biologisch-dynamisch bewirtschaftet.
"Wichtig ist und war es für mich schon immer, meinen eigenen Weg zu finden. Ich will Entscheidungen bewusst treffen, nicht aufgrund gängiger Meinungen und Klischees", begann der Gärtner seinen Vortrag.
Sein Vater schenkte ihm, als er 21 Jahre alt war, fünfzig Ar Land, die er nach seinen Vorstellungen bewirtschaften konnte. Heute werden in der Demeter-Gärtnerei insgesamt dreißig Hektar Gemüse, Getreide und Grün-land, dazu 2.000 Quadratmeter Gemüse unter Glas, angebaut. Nach dem Leitmotiv "Fortschritt durch Vielfalt" sind dem Hof verschiedene Betriebszweige angegliedert: vom Gemüse-, Getreide-, Bio-Schnittblumen-Anbau, bis hin zur Selbstvermarktung, Saatgutvermehrung, Pflanzenzüchtung, Gemüseküche, Abo-Lieferservice und dem Schulprojekt "Stallbau mit Schülern". In dem neu gebauten Verkaufsgewächshaus finden regel-mäßig Kulturveranstaltungen statt.
Besonders wichtig ist Christian Hiß die Selbstverantwortung der Menschen. Er will sich nicht überall einmischen, sondern gibt die Verantwortung an die Mitarbeiter bis hin zum Lehrling ab.
Sie können sich selbständig entwickeln und sogar eigene Betriebszweige gründen. So entstand ein Verbund selbständiger Kleinunternehmen. Dazu gehört zum Beispiel der Hauslieferservice ÖKONOAH, die Verarbeitungsküche "Morofs Gemüseküche" für Schulen und Kindergärten und die Pflanzenzüchtung von Thomas Heinze.
"Es entstehen moderne Arbeitsstrukturen, die Fähigkeiten fördern, Sinn stiften und ökologische Kreisläufe entstehen lassen", so die Erfahrungen von Chrstian Hiß.

Begeistert berichtete er auch über das Stallbauprojekt. Eine Viehhaltung in der Gärtnerei ist ihm wichtig, damit die Kreisläufe intakt sind. Zum Beispiel wird Kleegras als Futter für die Tiere angebaut. Es dient zugleich als Bodenverbesserer fürs Gemüse.
Die Finanzierung des Milchviehstalls läuft teilweise über stille Teilhaber und eine "Kartoffelaktie", bei der als Dividende ein Sack mit Kartoffeln oder Gemüse pro Jahr ausgegeben wird. Zusätzlich soll der Stallbau einen pädagogischen Effekt haben.
"Bei dem Schulprojekt haben sich rund 120 Schüler in die Landwirtschaft eingedacht, die wahrscheinlich nie etwas damit zu tun haben werden".
Sie führten Interviews, lasen sich ins Thema ein und planten. Das Ergebnis ist die fast hundertseitige Studie "Stallbau in Eichstetten". In fünf Arbeitsgruppen näherten sich die Schüler den Themen Viehhaltung, Milchverarbeitung, Energiekonzepte, Architektur und Wirtschaftlichkeit an.
Ein Schüler führte sogar statische Berechungen durch. Zur Zeit laufen zehn Projekte von staatlichen und Waldorfschulen in dem gerade im Bau befindlichen Stall. Die Schüler sind hochmotiviert, da ja durch ihr Projekt wirklich ein Stall entsteht.

Der Vortrag des Demeter-Gärtners warf viele Fragen auf, die anschließend diskutiert wurden. So waren die Zuhörer besonders an den Themen "Verantwortung abgeben" und "Mündigkeit der Mitarbeiter" interessiert. Christian Hiß erzählte, daß es auch für ihn manchmal schwierig sei loszulassen. Dann fahre er für ein paar Tage weg und überlasse den Betrieb den Mitarbeitern.

Am Nachmittag berichteten nach dem Geschäftsführungs- und Kassenbericht die beiden Berater Reiner Schmidt und Martin Haugstätter von ihren umfangreichen Tätigkeiten im letzten Jahr. Dazu gehörten Arbeiten an den Grundlagen des Demeter-Anbaus, Versuche im Getreideanbau und in der Grünlandbewirtschaftung, Umstellungs-, Stallbau und Fütterungsberatung und Auswertung der Buchführungsabschlüsse der Mitgliedsbetriebe, verschiedene Pressekontakte und Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel auf Messen. Bei der selbst organisierten Lehrfahrt ins Elsaß wurden interessante Erfahrungen gesammelt.
Die Mitglieder bedankten sich für den hervorragenden Einsatz der beiden Berater, besonders für die vielen ehrenamtlich geleisteten Überstunden. Der BÖL hat zur Zeit hundert aktive und 15 Fördermitglieder.

Am Ende der Veranstaltung wurden Vorstands- und Beiratswahlen durchgeführt. Wiedergewählt wurden Johanna Faure aus Crailsheim-Beuerlbach, Wilfried Haag aus Ilshofen-Kleinallmersspann, Martin Frank aus Künzelsau-Garnberg und Walter Schmidt aus Obersontheim-Hausen. Neu kam Winfried Fleischer aus Niedernhall-Hermersberg in den Vorstand. Wilhelm Gruhnwald aus Herbsthausen-Apfelhof kandidierte nicht mehr.

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Zwei Fotos können per mail zugesandt werden: Bitte bei irismuehlberger@aol.com anfordern.

 
Quelle: Demeter-Presse Baden-Württemberg, D-70771 Leinfelden-Echterdingen
http://www.demeter.de/bw
irismuehlberger@aol.com
    

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