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Essen u. Trinken   
Krank durch Körnerkost?
Bonn, 15.02.2002:
Pflanzeneigene Abwehrstoffe in Getreide, sogenannten "Antinutritiva" sollen nach Meldungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen Gesundheitsschäden verursachen können. Bernhard Watzl, Ernährungswissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Ernährung, BFE in Karlsruhe, weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass der Verzehr von Vollkornprodukten mit keinerlei gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Die Forschungsergebnisse im Einzelnen:
Die vermeintlich gesundheitsschädigende Wirkung von Vollkornprodukten wird auf besondere Inhaltsstoffe des vollen Korns zurückgeführt, die sogenannten Lektine, Enzyminhibitoren und die Phytinsäure.

Lektine sind Eiweißstoffe, die sich in vielen Nahrungspflanzen finden, zum Beispiel in Hülsenfrüchten, Weizenkeimen, Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass sehr hohe Verzehrmengen die Darmwand schädigen. Beim Menschen konnte unter ähnlichen Bedingungen keine Schädigung beobachtet werden. Die Forscher vermuten, dass der Darm mit einer Schutzschicht ausgekleidet ist. Außerdem werden mit einer in Deutschland üblichen Kost nur geringe Mengen an Lektinen aufgenommen, die durch Kochen weiter sinken, da manche Lektine durch Hitze zerstört werden (Hülsenfrüchte). Seit kurzem diskutieren die Wissenschaftler sogar die gesundheitsfördernden Wirkungen der Lektine, zum Beispiel einen möglichen Schutz vor Darmkrebs.

Enzyminhibitoren sind Stoffe, die die Tätigkeit von Verdauungsenzymen unterbinden und so die Nährstoffverwertung stören. Sie finden sich nicht nur in Vollkorn, sondern in vielen anderen pflanzlichen Lebensmitteln auch. Durch Kochen, Braten oder Backen wird ihre Wirkung zum Großteil zerstört. Enzyminhibitoren sollen einen günstigen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel ausüben.

Phytinsäure kommt in allen pflanzlichen Samen und damit in Hülsenfrüchten, Nüssen und Getreidevollkornprodukten vor. Unter bestimmten Bedingungen bildet Phytinsäure im Darm mit wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen wie Eisen und Zink Komplexe und beeinträchtigt so deren Aufnahme über die Darmwand. Bei einseitiger Kost wie sie zum Beispiel in Entwicklungsländern vorkommt, kann es so zu Zink- und Eisenmangel kommen.
Im Rahmen einer vielseitigen Mischkost wie sie in Deutschland üblich ist spielen die Einflüsse der Phytinsäure jedoch keine maßgebliche Rolle. Bei Menschen, die regelmäßig Vollwertkost zu sich nehmen, wurde oft ein Zinkmangel festgestellt. Dieser kann jedoch Ursachen haben, die nichts mit dem Verzehr von Vollkorn zu tun haben. Eventuell werden nicht genug tierische Lebensmittel (Fleisch, Eier, Milch, Käse) verzehrt. Diese enthalten viel Zink.

Günstige Wirkungen von Vollkorn
Neuere Studien belegen eindeutig die günstigen Auswirkungen eines hohen Vollkornverzehrs im Rahmen einer ausgewogenen Mischkost. Zum Beispiel liegt das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken, bei Menschen, die viel Vollkorn essen, um ein Drittel niedriger als das von Weißmehlliebhabern. Die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu erleiden sinkt um ein Viertel. Diabetes mellitus Typ 2 tritt wahrscheinlich dreimal seltener auf. Die Verbraucher können also weiterhin guten Gewissens zu Vollkornprodukten greifen und fördern dabei mit großer Wahrscheinlichkeit die eigene Gesundheit.


 
Quelle: Katalyse - Institut für angewandte Umweltforschung e.V., D-50937 Köln
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info@katalyse.de
    

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