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Gesundheit   
EU stoppt TBT-Verbot in Deutschland
Die EU-Kommission hat den Gesetzesentwurf der Bundesregierung für ein
nationales Verbot von giftigen Organozinnverbindungen wie das TBT (Tributylzinn) in Konsumgütern und Schiffsanstrichen abgelehnt. Der deutsche Gesetzentwurf sah ein allgemeines Verbot TBT-haltigen Schiffsanstrichen ab dem Jahr 2003 vor und sollte damit das von der IMO (Internationalen Schifffahrtsorganisation) avisierte Verbotsdatum absichern. Weiterhin sollte der Einsatz von Organozinnverbindungen in bestimmten Konsumgütern eingeschränkt werden.

"Es ist unverantwortlich, dass die EU-Kommission ein Verbot dieser Umweltgifte verhindert, obwohl es
sogar wissenschaftliche Hinweise für eine Gefährdung des Menschen gibt", kritisierte Dr. Sabine Otto,
Meeresschutzexpertin des WWF. Die EU-Kommission begründet ihre Ablehnung damit, dass eine
sofortige Gesetzesänderung für Schiffanstriche den Handel zwischen den einzelnen Staaten
einschränken würde. Die endgültige Entscheidung der IMO, die im Oktober gefällt wird, soll
abgewartet werden. Bei organozinnhaltigen Konsumgütern gibt es laut EU-Kommission nicht
genügend Daten, die eine Gefährdung des Menschen belegen.

TBT und andere giftige Organozinnverbindungen wurden in Speisefischen, Sporttextilien, Windeln
sowie Fußböden nachgewiesen und müssen dringend verboten werden. Anfang des Jahres wurden
auch Belastungen von eingelegten Rollmöpsen bekannt. Durch seine hormonelle Wirksamkeit führt
TBT bereits bei geringsten Konzentrationen zu drastischen Veränderungen im Fortpflanzungssystem
von Meeresschnecken. Tierversuche zeigten, dass TBT und das verwandte DBT (Dibutylzinn) das
Immunsystem von Ratten schwächen und bei Mäusen Krebs auslösen. Immunstörungen sind bei
Fischen und Meeressäugern bekannt und auch Störungen des menschlichen Hormonsystems wurden
durch Zellkulturversuche bewiesen.

"Es ist ein Skandal, dass die EU-Kommission offensichtlich wirtschaftliche Interessen höher schätzt
als Verbraucher- und Umweltschutz", sagte Otto. EU-weit werden jährlich ca 3.000 t TBT produziert,
Haupthersteller ist die Firma Crompton (ehemals Witco) in Bergkamen. In der EU werden jährlich
1330 t TBT in Antifoulinganstrichen verwendet.

Weitere Informationen:
Dr. Sabine Otto, Meeresumweltschutz, WWF Deutschland,
Fachbereich Meere und Küsten, Bremen, Tel.: 04 21/6 58 46-15
 
Quelle: Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60591 Frankfurt
http://www.wwf.de
info@wwf.de
    

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