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Naturschutz   

Fast alle Fledermausarten vom Aussterben bedroht

Umweltstiftung Euronatur: Fledermausquartiere beiderseits der Oder sicher

Berlin/Radolfzell. Geht es nach dem Willen engagierter Natursch³tzer, wird das Grenzgebiet zwischen Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik bald zum Batman-Paradies. Dies ist dringlicher denn je, denn von den in Mitteleuropa noch lebenden 21 Fledermausarten stehen fast alle in der Roten Liste der bedrohten Arten. Eine wesentliche Ursache f³r den dramatischen R³ckgang der Fledertiere ist das Fehlen geeigneter Winterquartiere.

Die internationale Umweltstiftung Euronatur hat sich nõmlich zum Ziel gesetzt, beiderseits der Oder neue _berwinterungsquartiere f³r gefõhrdete Fledermõuse zu schaffen und vorhandene gefõhrdete Fledermaus-Lebensrõume langfristig zu sichern.Nur wenigen Menschen fõllt es auf, dass Fledermõuse sehr selten geworden sind. Dies hõngt vor allem damit zusammen, dass sie nachtaktiv sind. Dabei sind sie meisterhafte Flieger und legen im Herbst ebenso wie Zugv÷gel weite Strecken in ihre Winterquartiere zur³ck. "Allerdings", erlõutert Euronatur-Fledermausexperte Dr. Eugeniusz Nowak, "³berwintern unsere Fledermõuse auf dem europõischen Kontinent und haben sich an die niedrigen Temperaturen dadurch angepasst, dass sie in der kalten Jahresperiode einen Winterschlaf halten."
Etwa die Hõlfte der mitteleuropõischen Fledermausarten ³berwintert in unterirdischen Rõumen wie etwa Kellern, Bergwerksstollen oder Bunkeranlagen. Wichtig ist jedoch, dass die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt fõllt. Geeignete _berwinterungsquartiere f³r Fledermõuse in Mitteleuropa sind sehr selten geworden - einer der wichtigsten Gefõhrdungsursachen f³r die faszinierenden Tiere.

Euronatur hat deshalb ein internationales Artenschutzvorhaben beiderseits der Oder gestartet mit dem Ziel, gefõhrdeten Fledermausarten neue _berwinterungsquartiere zu schaffen. Gerade in diesem Bereich des sogenannten Ostwalls gibt es zahlreiche verlassene militõrische Bunkeranlagen, die teilweise durch lange unterirdische Tunnels miteinander verbunden sind. Zudem konnte Euronatur mit Hilfe vieler Fledermausexperten zahlreiche kleinere unterirdische Objekte, insbesondere Kelleranlagen, ausfindig machen.In der ersten Projektphase - die vom Bundesministerium f³r Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gef÷rdert wurde - ist eine Analyse aller geeigneten _berwinterungsquartiere erstellt worden. Die Umweltstiftung Euronatur konnte dabei mehr als 200 geeignete Objekte aufsp³ren. Allerdings - so zeigte sich - muss die Situation f³r Fledermõuse in fast allen Quartieren verbessert werden. Etliche der unterirdischen Rõume sind aufgrund von Zerfall oder Sprengungsma¯nahmen nicht mehr frostsicher. Zudem gibt es viele St÷rungen durch unbefugte Eindringlinge. Doch nicht nur abgelegene Bunkeranlagen geben letzte Hoffung f³r eine Zuflucht der bedrohten Fledermõuse: Mitten in der Stadt Frankfurt/Oder befindet sich die "Alte Brauerei", ein verfallenes Gebõude mit ausgedehnten Kellerrõumen, in welchen rund 2.000 Fledermõuse ³berwintern. Vordringlich war die einstweilige Sicherung dieses Quartiers durch ein erwirktes Bauverbot auf diesem Grundst³ck. Euronatur setzt sich gemeinsam mit den ÷rtlichen Verbõnden nun daf³r ein, die alte Brauerei zu kaufen und dadurch dauerhaft f³r den Fledermausschutz und damit f³r ein lebendiges und gleicherma¯en faszinierendes Naturerbe zu bewahren.

Abgelegener ist ein anderes Projekt: Das ehemalige Panzerwerk 741 in Westpolen besteht aus drei unterirdischen Ebenen, die sich alle hervorragend f³r die _berwinterung von Fledermõusen eignen. Der oberirdische Teil des Panzerwerks wurde nach dem Krieg gesprengt. Im Rahmen des Euronatur-Projekts wurde dieses Objekt jetzt m³hevoll von Schutt und M³ll gerõumt und als Winterquartier f³r Fledermõuse baulich angepasst und gesichert. Bisher liegt die Zahl der ³berwinternden Tiere nur bei rund 50. Sie ist jedoch nach der Durchf³hrung der Optimierungsarbeiten deutlich gestiegen. Inzwischen hat die zustõndige Verwaltung das Panzerwerk in das in unmittelbarer Nõhe liegende Naturschutzgebiet Nietoperek eingegliedert. Kernst³ck des Naturschutzgebiets Nietoperek ist die ehemalige "Festung Oder-Warthe-Bogen", ein System fr³herer Panzerwerke und Kampfbunker. Die einzelnen Bauten sind mit einem gerõumigen verzweigten Tunnelsystem von mehr als 30 km Lõnge miteinander verbunden. Diese riesige Anlage muss die sowjetischen und spõter die polnischen Militõrs so begeistert haben, dass sie dort - im Gegensatz zu anderen Bunkeranlagen - keine Sprengungen vornahmen, so mutma¯en die Natursch³tzer. Zum Gl³ck f³r die Fledermõuse, denn hier ³berwintern in kleinen Gruppen bis zu 30.000 dieser Tiere. Damit ist dies nach Angaben von Euronatur das gr÷¯te Fledermaus-Winterquartier im n÷rdlichen Teil Europas.
Bis zum Ende der ersten Projektphase, die noch bis in den Spõtsommer dauert, werden Arbeitsplõne f³r die notwendigen Anpassungsma¯nahmen und Bauarbeiten an weiteren 70 prioritõren Objekten erstellt. "Wir m³ssen schnell handeln, damit wir m÷glichst viele Fledermausquartiere sichern k÷nnen. Und wir brauchen ein breites B³ndnis, um die erforderlichen Ma¯nahmen auch umsetzen zu k÷nnen", macht Euronatur-Geschõftsf³hrer Gabriel Schwaderer deutlich. Es hat eine gro¯e Signalwirkung, dass der deutsche Bundesverteidigungsminister und der Kommandant des schlesischen Militõrbezirks in Wroclaw in Aussicht stellten, Pioniertruppen der beiden NATO-Armeen bei der Umwandlung der verlassenen Militõrobjekte f³r Naturschutzzwecke einzubeziehen. Militõrische Hilfe f³r Fledermõuse - ein neuer Weg der friedlichen Vers÷hnung von Mensch und Natur.



Weitere Informationen bei: Stiftung Europõisches Naturerbe (Euronatur),
Konstanzer Stra¯e 22, 78315 Radolfzell, Tel. 07732 - 92 72-0, Fax - 22
oder e-mail: info@euronatur.org


 
Quelle: Stiftung Europäisches Naturerbe - Euronatur, D-78315 Radolfzell
http://www.euronatur.org
info@euronatur.org
    

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