Hohe Sterblichkeitsrate bei Jungtieren Besonders dramatisch ist die Situation bei den Nachzuchten: Zwei Drittel der in Duisburg geborenen Delfinkälber sterben vor oder kurz nach der Geburt. Seit der Eröffnung des Delfinariums vor 60 Jahren überlebten nur rund zehn Nachzuchten das Erwachsenenalter. Ein aktuelles Beispiel ist das Delfinkalb "Domingo", das 2023 im Alter von nur acht Monaten an einer Schädelfraktur starb. "Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache", erklärt Dr. Altherr. "Während der Zoo Duisburg sich selbst feiert, sollten wir nicht vergessen, dass diese Einrichtung zu Recht als 'größter Delfin-Friedhof der Welt' bezeichnet wurde." Inzucht durch einseitige Zuchtprogramme Die aktuell sieben in Duisburg lebenden Delfine - darunter zwei Wildfänge aus den 1980er Jahren - zeigen auch die Problematik der Zuchtprogramme auf. Sechs der zehn Nachzuchten in beiden deutschen Delfinarien wurden vom selben Bullen "Ivo" gezeugt, was zu Inzuchtproblemen führen kann. "Ein nachhaltiges Zuchtprogramm sieht anders aus", so Pro Wildlife. Kritik an Artenschutz-Argumentation: Betonbecken statt Artenschutz Der Zoo Duisburg präsentiert sich zum Jubiläum als moderne Bildungs- und Artenschutzeinrichtung. Doch Pro Wildlife bezweifelt, dass die Delfinhaltung in Betonbecken diesem Anspruch gerecht wird. In freier Natur leben Große Tümmler in komplexen Familienverbänden und legen täglich Distanzen von bis zu 100 Kilometern zurück - Verhaltensweisen, die in Gefangenschaft kaum möglich sind. "Echter Delfinschutz findet im Meer statt, nicht in Betonbecken", betont Altherr. "Statt Millionen in triste und beengte Becken zu investieren, wäre dieses Geld im Meeresschutz sinnvoller angelegt." Der internationale Trend ist eindeutig gegen Delfinarien Während Deutschland noch zwei von ehemals 14 Delfinarien betreibt, wurden in anderen Länder bereits Konsequenzen gezogen: Frankreich hat 2021 die Zucht von Delfinen in Gefangenschaft verboten (und damit Delfinarien zum Auslaufmodell gemacht), Kanada untersagt die Haltung sogar vollständig. Auch andere europäische Länder wie Großbritannien, Kroatien und Zypern haben ihre Delfinarien längst geschlossen oder die Haltung beendet. "Anstatt sich selbst zu feiern, sollte der Zoo Duisburg endlich die Konsequenzen ziehen und die Delfinhaltung beenden", fordert Dr. Sandra Altherr, Biologin bei Pro Wildlife. "Moderne Forschung und Artenschutz funktionieren heute längst ohne Zurschaustellung leidender Tiere. Delfine in Freiheit zu schützen, muss die Prämisse sein." Hintergrundinfos:Über Pro Wildlife Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich weltweit für den Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen einsetzt. Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt zu erhalten und Tiere zu retten. Dabei ist uns das Überleben der Arten in ihrem Lebensraum, aber auch der Schutz des einzelnen Tieres wichtig. Wir setzen uns für bessere Gesetze und effektive Schutzmaßnahmen für Wildtiere ein. In verschiedenen Ländern unterstützen wir Hilfsprojekte für Tiere in Not, helfen bei der Erhaltung von Lebensräumen und setzen uns für die Koexistenz von Mensch und Wildtier ein.
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