"Es gibt bisher nur wenige Luchsvorkommen in Deutschland. Diese sind voneinander isoliert, teilweise kommt es zu Inzucht", erklärt Uwe Friedel, Artenschutzexperte des BUND Naturschutz in Bayern e.V.. "Luchse sind nicht sehr wanderfreudig, besonders die Weibchen bleiben gerne in heimatlicher Nähe. Außerdem führt das dichte Straßennetz zu vielen überfahrenen Luchsen." Hoffnung macht das Wiederansiedlungsprojekt "Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" im Thüringer Wald. Dort wurden seit Frühjahr 2024 fünf Luchse ausgewildert. Durch einwandernde Tiere aus diesem Bestand könnte die nordostbayerische Luchspopulation gestärkt werden und die dringend benötigte genetische Auffrischung erfolgen. "Das neue Luchsvorkommen im Thüringer Wald soll aufgrund seiner zentralen Lage eine Drehscheibe für die Vernetzung der Luchse in Deutschland werden", erklären Markus Port vom BUND Thüringen und Max Boxleitner vom WWF Deutschland, die das Projekt koordinieren. Die fünf bisher ausgewilderten Luchse sind zwei Wildfänge aus Rumänien und drei sorgfältig ausgewählte Tiere aus Gehegehaltung. Die Maßnahmen werden durch ein engmaschiges wissenschaftliches Monitoring begleitet. Eine weitere Auswilderung von zehn Tieren ist für Spätsommer 2025 geplant. Die bayerische Staatsregierung hat bereits 2008 im "Managementplan Luchs" das Ziel einer "vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt" gesetzt. "Davon sind wir noch sehr weit entfernt", so Friedel: "Bis auf den Bayerischen Wald sind alle geeigneten Lebensräume vom Spessart bis in die bayerischen Alpen noch nicht oder zu dünn besiedelt. Über dem Bestand in Nordostbayern hängt wegen der geringen Zahl von Luchsen das Damoklesschwert von Inzucht und zufälligem Aussterben z. B. durch Krankheiten." In den vergangenen Jahren sind Waisenluchse z.B. aus dem Bayerischen Wald in Gehegen großgezogen und dann in Fichtelgebirge, Frankenwald und Steinwald freigesetzt worden. "Diese Praxis muss unbedingt konsequent fortgeführt werden, wenn die kleinen Fortschritte beim Luchs in Nordbayern nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollen", so Friedel. Hintergrund Das Projekt "Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" hat eine Laufzeit bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Programms "Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) umgesetzt. Durchgeführt wird es gemeinsam vom BUND Thüringen sowie BUND Bundesverband, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartnern ACDB und Romsilva. Hintergrundinformation: BUND Naturschutz Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) ist mit 268.000 Mitgliedern der größte Natur- und Umweltschutzverband Bayerns. Er setzt sich für unsere Heimat und eine gesunde Zukunft unserer Kinder ein - bayernweit und direkt vor Ort. Und das seit über 100 Jahren. Der BN ist darüber hinaus starker Partner im deutschen und weltweiten Naturschutz. Als Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist der BN Teil des weltweiten Umweltschutz-Netzwerkes Friends of the Earth International. Als starker und finanziell unabhängiger Verband ist der BN in der Lage, seine Umwelt- und Naturschutzpositionen in Gesellschaft und Politik umzusetzen.
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