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Essen & Trinken   
Vom Feld in die Tonne? Nicht mit uns!
Slow Food Deutschland setzt sich für mehr Wertschätzung für Lebensmittel ein und engagiert sich mit eigenen Projekten für die Reduzierung von Foodwaste
Der 2. Mai markiert symbolisch den Zeitraum, in dem statistisch gesehen alle seit Jahresanfang produzierten Lebensmittel weggeworfen werden. Was in der Tonne landet, sind aber auch die wertvollen Ressourcen - Land, Wasser, Energie und Arbeitskraft -, die für ihre Produktion, Verarbeitung und Distribution notwendig waren. Auch die Treibhausgasemissionen, die dabei anfallen, sollten dazu gerechnet werden. Trotz Sensibilisierungskampagnen sind die Lebensmittelabfälle in Deutschland 2024 auf ca. 11 Millionen Tonnen angestiegen. Slow Food Deutschland wirkt mit eigenen Projekten für eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln und fordert von der neuen Bundesregierung umfassende Maßnahmen zur Reduzierung von Foodwaste entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette.

Essen retten heißt Klima retten
Ist von Klimaschutz die Rede, fällt sofort als mögliche Maßnahme die Begrenzung von Industrie- und Verkehrsemissionen ein. Dabei ist die Produktion von Lebensmitteln für einen beachtlichen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2024 entsteht in Deutschland der größte Teil des Lebensmittelabfalls - etwa 58% der Gesamtmenge - aus Privathaushalten. Bürger*innen anzusprechen und zu sensibilisieren kann also ein wichtiger Hebel sein, um Foodwaste und damit auch Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Mit einer App gegen Lebensmittelverschwendung
Slow Food Deutschland verfolgt mit dem Projekt "Dialogforum private Haushalte 2.0 - Reduzierung der Lebensmittelverschwendung (DiFo 2.0)" als Teil der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung das Ziel, Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten zu verringern. Im Rahmen des Projekts wurde die bekannte App "Zu gut für die Tonne!" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zusammen mit der Technischen Universität Berlin um eine neue wichtige Funktion erweitert: das digitale Küchentagebuch. Dieses schärft das Bewusstsein für das eigene Konsum- und Wegwerfverhalten, in dem es möglich macht, Lebensmittelabfälle, die in privaten Haushalten entstehen, zu messen, in das digitale Küchentagebuch einzutragen und mit der Zeit zu reduzieren. User*innen erhalten statistische Auswertungen sowie personalisierte Tipps zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen, und können an Mitmach-Aktionen teilnehmen. Aktuell rufen wir zur Slow-Food-7-Tage-Mess-Aktion auf, an der jede*r teilnehmen kann. So einfach geht's: Zu gut für die Tonne!- App downloaden, unter "Tagebuch" anmelden, kurze Einführung mitmachen, die Mitmach-Aktion "Slow-Food-7-Tage-Mess-Aktion" auswählen, mit dem Messen loslegen. Den ersten 100 Teilnehmenden wird kostenlos ein Überraschungspaket zugeschickt.

Gerettetes Gemüse und Schnippeldisko
Mit anderen Projekten wie der sog. "Schnippeldisko", einem mittlerweile weltweit erfolgreich nachgeahmten Format - setzt Slow Food Deutschland den Fokus auf Lebensmittel, die auf dem Weg vom Acker bis zum Supermarkt aussortiert werden. Etwa 30% der hergestellten Lebensmittel landet aus verschiedenen Gründen auf dem Müll: weil sie zu klein oder zu groß geraten sind, in der Form etwas abweichen, eine Druckstelle haben oder anderweitig aus der Norm fallen. Vor dem Hintergrund ökologischer und sozialer Krisen ist das aus Sicht von Slow Food ein inakzeptabler Zustand. Deswegen macht sich die Bewegung seit mehreren Jahrzehnten für die Wertschätzung von Lebensmitteln und deren Erzeuger*innen stark.

Suppe für alle
Gerade vor einer Woche hat Slow Food Deutschland den Ursula Hudson Preis 2025 an "Supp_optimal - Essen für Alle" verliehen, einer Initiative der Bürgerstiftung Stuttgart. Das Projekt verteilt vollwertige, vegetarische und biologische Mahlzeiten, die zu 95% aus geretteten Lebensmitteln zubereitet werden, im öffentlichen Raum an Menschen in prekären Situationen. Damit wirkt die Initiative aus Slow-Food-Sicht in beispielhafter Weise gegen Ernährungsarmut und Lebensmittelverschwendung und setzt ein wichtiges Zeichen für eine nachhaltige, solidarische Gesellschaft.

Eine Aufgabe für die nächste Regierung
Lebensmittel zu retten, bevor sie entsorgt werden, ist wichtig, reicht aber nicht aus. Lebensmittelverschwendung beginnt schon auf dem Acker und steigt entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette. Im Koalitionsvertrag der zukünftigen Bundesregierung wird vor allem beabsichtigt, gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln zu unterstützen. Slow Food Deutschland fordert daher die neue Regierungskoalition auf, auch die Sektoren Primärproduktion, Verarbeitung, Groß- und Einzelhandel sowie Außer-Haus-Verpflegung stärker im Blick zu haben - auch hinsichtlich der Reduzierungspotentiale, die in privaten Haushalten Wirkung zeigen können - und das 2019 gesetzte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, bis 2030 die Lebensmittelabfälle in Deutschland zu halbieren und Lebensmittelverluste zu verringern.

"Die schwierigen Zeiten, die wir alle gerade durchleben, mögen den täuschenden Eindruck erweckt haben, dass es andere wichtigere Themen als Lebensmittelverschwendung gibt. " betont Dr. Rupert Ebner, Vorsitzender von Slow Food Deutschland e.V.. "Aber in unserem Umgang mit Lebensmitteln spiegelt sich unser Verhältnis zur Umwelt, in der wir leben. Daher kann nur ein verändertes Bewusstsein für das, was unser Essen an natürlichen Ressourcen und Arbeitskraft kostet, zu mehr Verantwortung im Umgang mit Lebensmitteln führen. Das kann eine verantwortungsbewusste Politik aktiv fördern: durch gezielte Kampagnen und Maßnahmen, mit Beteiligung aller Akteur*innen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette und aus der Zivilgesellschaft. Slow Food Deutschland setzt sich unverändert mit seiner langjährigen Expertise und seinen Projekten für mehr Wertschätzung für Lebensmittel und für eine Idee von Genuss ein, die von Verantwortung - für die Menschen und für den Planeten - nicht trennbar ist."

Slow Food hat sich zum Ziel gesetzt, eine Welt zu schaffen, in der Ernährung auf fairen Beziehungen basiert, die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit fördert und es allen Menschen ermöglicht, ein Leben in Würde und Freude zu führen.Als globales Netzwerk mit Millionen von Menschen setzt sich Slow Food für gutes, sauberes und faires Essen für alle ein. Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet und ist mit vielfältigen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen auf lokaler, nationaler sowie europäischer Ebene aktiv. Mit handlungsorientierter Bildungsarbeit stellen wir Ernährungskompetenz auf sichere Beine. Ziel unseres politischen Engagements ist ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem, das Mensch und Tier, Umwelt und Klima schützt.
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.slowfood.de
presse@slowfood.de
    

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