"Es ist richtig und wichtig, dass Bio im Koalitionsvertrag explizit als Innovationstreiber genannt wird. Doch der Vertrag ist vor allem dort, wo klare Zukunftsstrategien gebraucht würden, mutlos", erklärt Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN. "Die Streichung der 30-Prozent-Bio-Zielmarke bis 2030 ist ein Rückschritt. Ohne klare politische Zielbilder fehlt den vielen engagierten Betrieben in Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel die notwendige Planungssicherheit." "Der Bio-Fachhandel", so Jäckel weiter, "hat seit Jahrzehnten eine tragende Rolle für nachhaltige Ernährung - mit transparenten Lieferketten, fairen Partnerschaften und glaubwürdiger Kennzeichnung. Wer Bio wirklich stärken will, muss auch diesen unabhängigen Handel und die damit verbundene Vielfalt gezielt fördern und einbinden." Positiv bewertet der BNN, dass die Ausweitung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung ausdrücklich erwähnt wird. Städte wie Berlin, München oder Nürnberg zeigen bereits, wie 50 Prozent Bio in Kitas, Schulen oder Kliniken erfolgreich umgesetzt werden können. "Das ist ein Lichtblick", so Jäckel, "und zeigt, wie erfolgreich die Länder in diesem Bereich arbeiten. Jetzt braucht es eine langfristige Absicherung dieser Entwicklung durch den Bund inklusive entsprechender Mittel. Zentral wird sein, alle Akteure von Landwirtschaft über Verarbeitung bis hin zu Handel, Forschung und Bildung zusammenzudenken." Neben der agrar- und wirtschaftspolitischen Perspektive äußert der BNN auch deutliche Kritik an der Grundhaltung des Koalitionsvertrags: "In einer Zeit, in der demokratische Grundwerte unter Druck geraten, enthält dieser Koalitionsvertrag keinerlei Bekenntnis zu einer wehrhaften Demokratie. Als Verband stehen wir für Menschenwürde, ökologische Verantwortung und Vielfalt - und kritisieren diese Tatsache daher ausdrücklich", sagt Jäckel. Der BNN fordert:
Der Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. vertritt die Unternehmen der Naturkost- und Naturwarenbranche. Der Verband verabschiedet besondere Qualitätsrichtlinien für den Naturkost-Fachhandel, die über die gesetzlichen Anforderungen für Bio-Produkte hinausgehen. Die BNN-Mitgliedsunternehmen beschäftigen insgesamt rund 18.000 Mitarbeiter*innen, darunter über 1.000 Auszubildende. Der deutsche Naturkostgroßhandel erzielte 2023 einen Umsatz von 3,15 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln. Für den Naturkost-Facheinzelhandel in Deutschland lässt sich daraus ein Umsatzvolumen von 3,83 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln und Naturwaren hochrechnen.
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