Wir waren über den Umweltschutz 45 Jahre Freunde. Als ich 1986 nach der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl aus der CDU austreten wollte, sagte Klaus Töpfer: "Franz, bleib in der Partei - wir machen aus der CDU eine Anti-Atompartei." 1995 ermunterte er mich, zusammen mit allen deutschen Umweltverbänden die Aktion "Globaler ökologischer Marshallplan" zu starten. Unsere Hauptforderungen: Eine solare Energiewende, eine ökologische Verkehrswende, eine nachhaltige Wasserwende, eine grüne Waldwende und eine ökologische Landwirtschaftswende. Töpfer war der Antreiber dieser Aktion. Es war sein Verdienst, dass aus Anlass der ersten Klimakonferenz 1995 in Berlin schon damals 750.000 Menschen diese Forderungen unterschrieben haben. Der engagierte Christ Klaus Töpfer war zusammen mit dem Solarpolitiker Hermann Scheer beinahe Dauergast in meinem ersten Umweltmagazin "Zeitsprung", das ich in der ARD moderierte (Foto oben). Häufig zum Missvergnügen von Kanzler Kohl forderte Töpfer schon damals, was später erst die Grünen gefordert haben. Er war ein Öko-Pionier. Auch deshalb drängte Kohl seinen unbequemen Parteifreund, in Nairobi die Präsidentschaft der Umweltorganisation der UNO des UN-Umweltprogramms Unep zu übernehmen. Aber auch von Nairobi aus mischte sich Klaus Töpfer immer wieder in die deutsche Umweltpolitik ein. Angela Merkel wurde in Deutschland Töpfers Nachfolgerin im Bundesumweltministerium. Ein halbes Menschenleben lang hat mich Klaus Töpfer ermuntert, für die solare Weltrevolution weltweit zu kämpfen. Er schrieb mir dazu schon vor Jahrzehnten: "Die Menschheit steht, wissenschaftlich nachgewiesen, vor einem äußerst kritischen Entscheidungspunkt. Wird nicht jetzt gehandelt, so werden die Klimaveränderungen diese zwei Grad überschreiten, die als äußerste Klimaerhöhung wissenschaftlich nachgewiesen sind. Alles, was darüber hinaus geht, wird dem Menschen nicht mehr eine Anpassung erlauben. Besonders die Ärmsten der Armen, die für die Verursachung des Klimawandels nichts beigetragen haben, werden die Opfer sein." Viele Jahre später erst, 2015, hat die ganze Welt in Paris dies anerkannt und als Paris-Ziel formuliert. Der Umweltpolitiker Töpfer war seiner Zeit weit voraus. Sein Vermächtnis: "Es reicht nicht Visionen zu haben. Man muss sie auch umsetzen." Klaus Töpfer war als Mensch bei aller festen Überzeugung immer tolerant und als Politiker kompromissbereit. Er lehrte als Professor an mehreren Universitäten. Das machte ihn unabhängig. Nach Tschernobyl forderte er - in der CDU damals vergeblich - eine Energieversorgung ohne Kernenergie und mittelfristig einen Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft. Er organisierte als Bauminister den Umzug von Bonn nach Berlin und sorgte dafür, dass außer dem Kanzleramt alle Regierungsgebäude nicht neu gebaut werden mussten, sondern renoviert wurden. Er machte Berlin zur ersten solaren Hauptstadt der Welt, alle Ministerien erhielten Solaranlagen. Klaus Töpfer war ein unabhängiger Politiker wie es sie heute kaum noch gibt. Ein Vorbild auch für Journalisten. Danke, lieber Freund!
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