"Die Proteste sind in keiner Hinsicht gerechtfertigt! Wenn der Staat aus guten Gründen einen Teil der schädlichen Agrarsubventionen kürzen will, legen die Landwirt:innen ganz Deutschland lahm und bedrohen Politiker. Sie pochen dabei auf einen Sonderstatus, der keiner anderen gesellschaftlichen Gruppe zugestanden wird. Nein liebe Landwirt:innen, mit diesen unsäglichen Auftritten werdet ihr nicht erreichen, dass die Menschen eure Arbeit mehr wertschätzen - im Gegenteil! Im Gegensatz zu den vielgescholtenen Klimaklebern geht es euch vor allem um eure eigenen wirtschaftlichen Vorteile und Privilegien. Statt nachzugeben, muss die Politik auf Bundes- und EU-Ebene die mächtige Agrarlobby endlich in die Schranken weisen und die fehlgeleiteten Agrarsubventionen neu ausrichten. Kein Wirtschaftsbereich wird so stark mit öffentlichen Geldern gefördert. Mit 387 Milliarden fließt mehr als ein Drittel des Gesamthaushalts der EU in die Landwirtschaft. Diese horrenden Subventionen machen fast die Hälfte des Einkommens der Landwirt:innen aus - und diese steigen. Im letzten Wirtschaftsjahr stieg ihr durchschnittliches Einkommen um 45 Prozent. Auf der anderen Seite würde die Abschaffung der Diesel-Steuererleichterung die Einkommen der Landwirt:innen um gerade einmal vier Prozent im Schnitt mindern. Doch es geht nicht nur darum, dass die Proteste ungerechtfertigt sind. Es geht auch um die immensen Schäden, die durch diese fehlgeleiteten Agrarsubventionen entstehen. Die mächtige Agrarlobby hat dafür gesorgt, dass der Löwenanteil der Gelder immer noch hauptsächlich an Großbetriebe geht. Diese betreiben zumeist konventionelle Landwirtschaft und industrielle Tierhaltung. Statt im Sinne der Allgemeinheit die Biodiversität auf Feldern und Wiesen zu fördern, Moore wieder zu vernässen und nachhaltige pflanzliche Eiweißträger anzubauen, werden viele Landwirt:innen dadurch reich, dass sie Tiere und Böden ausbeuten und die Umwelt mit Pestiziden belasten. Für die Folgeschäden kommt am Ende die Allgemeinheit auf. Die Politik muss endlich diese unsägliche Klientelpolitik beenden. In den Parlamenten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene entscheiden immer noch Landwirte als Abgeordnete über die Subventionen, von denen sie selbst profitieren. Dieser skandalöse Filz muss schleunigst entflochten werden. Außerdem muss der Tierschutz ein eigenes Ministerium erhalten. Unter dem Dach des Landwirtschaftsministeriums, das völlig konträre Interessen verfolgt, haben Fortschritte im Tierschutz keine Chance. Das Szenario multipler Krisen zeigt uns überdeutlich, wie dringlich der grundlegende Systemwechsel unseres Landwirtschafts- und Ernährungssystems ist. Statt die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der Tiere weiter zu zementieren, brauchen wir endlich eine echte Agrarwende weg von der Tierhaltung, hin zum nachhaltigen Anbau pflanzlicher Eiweißträger! Es geht hier um unser aller Zukunft." Mehr zu den Forderungen des Verbandes für eine Agrar- und Ernährungswende lesen Sie hier.
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