Dazu erklärt Prof. Dr. Heribert Hirte, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland: "Die Cum-Ex-Geschäfte haben dem deutschen Steuerzahler mindestens 10 Milliarden Euro gekostet. Grundsätzlich wirft das Verhalten des Justizministers Limbach im Rahmen der Cum-Ex-Ermittlungen Fragen auf. Neben der Entscheidung, die Hälfte der Fälle an einen in Sachen Cum-Ex unerfahrenen Staatsanwalt abzugeben, bleibt ebenfalls unklar, warum die Kölner Ermittlungsakten nicht frühzeitig an den Hamburger Untersuchungsausschuss durch das NRW Justizministerium weitergeleitet wurden. Wir können es uns als Gesellschaft schlichtweg nicht leisten, dass die Cum-Ex-Ermittlungen versanden. Das würde das Vertrauen in unseren Rechtsstaat untergraben." Der Europäische Gerichtshof war in seiner Entscheidung vom 27.05.2019 zu der Erkenntnis gekommen, dass die Staatsanwaltschaften in Deutschland der Gefahr ausgesetzt seien, unmittelbar oder mittelbar Anordnungen oder Einzelweisungen seitens der Exekutive unterworfen zu werden; deshalb können sie keinen wirksamen Europäischen Haftbefehl ausstellen. Dazu Prof. Dr. Johannes Caspar, Vorsitzender des Beirats von Transparency Deutschland: "Das Weisungsrecht des Justizministeriums gegenüber den Staatsanwaltschaften widerspricht dem europäischen Recht und ist ein Fremdkörper im System einer rechtsstaatlichen Strafrechtspflege. Die unabhängige und funktionsfähige strafrechtliche Untersuchung von Vorgängen gerade im politischen Raum sowie von Regierungshandeln setzt eine Firewall zwischen Ermittlungsbehörden und politischer Leitungsebene voraus. Das zeigt sich exemplarisch im vorliegenden Fall der systematischen Steuerkriminalität, in dem auch der politische Einfluss auf die unterlassene Rückforderung von Millionenbeträgen durch Finanzbehörden im Raum steht. Die ministerielle Weisungsgebundenheit der Staatsanwaltschaft sollte daher endlich durch eine Reform des Gerichtsverfassungsgesetzes im Sinne einer wirksamen Gewaltenteilung abgeschafft werden." Über Transparency Deutschland Transparency International Deutschland e.V. arbeitet deutschlandweit an einer effektiven und nachhaltigen Bekämpfung und Eindämmung der Korruption. Gemäß dem Leitsatz der "Koalition gegen Korruption" strebt die Organisation die Zusammenarbeit von Akteuren aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein über die schädlichen Folgen der Korruption zu schärfen sowie Instrumente und Maßnahmen im Kampf gegen Korruption zu entwickeln. Transparency Deutschland ist das nationale Chapter der Dachorganisation Transparency International.
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