Bolko Zencominierski, Tierarzt in zweiter Generation, berichtete bei der Veranstaltung aus seiner täglichen Praxis: "Schlecht und kurz" lebe ein Schwein in Deutschland. Die Tiere seien gezwungen, in ihren eigenen Exkrementen zu leben und entwickelten chronische Atemwegserkrankungen - die Folge: massive Antibiotikagaben. "Diese Haltungsform ist aus meiner Sicht vollkommen überholt", machte der Tierarzt deutlich. Besser wäre aus seiner Sicht: weniger Tiere auf mehr Platz - so erübrigten sich zu großen Teilen auch die Antibiotika-Gaben, wie man bei Strohschweinen schon jetzt beobachten kann. Der wahre Preis Eine verbesserte Haltung spielt auch in den Ansatz des True-Cost-Accounting mit hinein. Zum wahren Preis von Lebensmitteln, der auch Umweltfolgekosten enthält, forscht Prof. Dr. Tobias Gaugler. "Wir lügen uns in die Tasche - wir können nicht sagen, wir wollen klimaneutral werden, und dann aber dieses Thema vernachlässigen. Die Ernährung hat größere Auswirkungen auf das Klima als der Verkehr", sagte der Ressourcenökonom der TH Nürnberg. "Der Preis ist: Wir gehen langfristig als Menschheit vor den Hund." Die Politik müsse für Landwirte Brücken bauen und sie unterstützen, um so langfristig nachhaltiger und resilienter anbauen zu können. "Mehr Tierwohl - genau das ist die Schwierigkeit", erklärte auch Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Mitglied des Deutschen Ethikrates. Sie sieht die Verantwortung bei allen Akteur:innen, bis hin zur Politik. Grundlegend sei die Frage, welche Beziehung zwischen Menschen und Tieren bestehe. Zur Tierwohlbepreisung betonte Kerstin Schlögl-Flierl: "Es gibt Werte, die nicht in Zahlen abzubilden sind." Insgesamt bestand Konsens darüber, dass die aktuell vorherrschende Form der Intensivtierhaltung sowohl aus ethischer und veterinärmedizinischer Perspektive untragbar als auch aus ökonomischer Sicht nicht zukunftsfähig ist. Vor diesem Hintergrund waren sich die drei Expert*innen einig, dass der Umbau auf den Höfen zwingend erforderlich ist.
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