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Energie & Technik   
Umweltorganisationen fordern ein Ende des Greenwashings und volle Transparenz zu den Plänen
CO2-freie Alternativen müssen offen diskutiert werden
Die Umweltorganisationen NABU Hamburg, BUND Hamburg, ROBIN WOOD, Deutsche Umwelthilfe (DUH), NaturFreunde Hamburg und Biofuelwatch sehen sich nach dem "Zukunftsdialog" der Hamburger Energiewerke (HEnW) am Donnerstagabend in ihrer Ablehnung der Pläne zur Holzverbrennung im Steinkohlekraftwerk Tiefstack bestärkt. Die HEnW-Vertreter bestätigten die Befürchtungen, dass importierte Holzpellets zweifelhafter Herkunft zum Einsatz kommen könnten.

Spektakuläre Videoprojektion gegen das geplante Verfeuern von Holz im Hamburger Kraftwerk Tiefstack, 02.09.2022
© ROBIN WOOD / Mirko Boll
Lucas Schäfer, Geschäftsführer des BUND Hamburg, der bei der digitalen Diskussionsrunde auf dem Podium saß, kommentiert: "Im Prinzip sind die Hamburger Energiewerke bereits auf dem richtigen Weg. Flusswärmepumpen, die Nutzung von industrieller Abwärme und große Wärmespeicher sind zukunftsweisend. Die Umrüstung auf Holz und Gas wäre jedoch ein fataler Fehler. Allein die Investitionen dafür würden eine Festlegung auf verbrennungsbasierte Fernwärme über Jahrzehnte bedeuten. Es braucht dringend eine auf Hamburg bezogene Analyse aller Einsparmöglichkeiten sowie ehrliche Aussagen darüber, was technisch möglich ist und welche Entscheidungen auf rein wirtschaftlichen Überlegungen basieren."

Der Vorsitzende des NABU Hamburg, Malte Siegert, betont: "Wir sehen bei den HEnW leider eine deutliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Mit dem offenbar für die in Tiefstack verbrannte Holzbiomasse angestrebten Zertifikat des "Sustainable Biomass Programs" sind auch Holzpellets versehen, welche aus ganzen Bäumen durch Kahlschläge in den USA, Kanada oder Estland gewonnen werden - auf Kosten von Wäldern, Biodiversität und Klima. Das steht im krassen Gegensatz zu den Aussagen des Geschäftsführers, man wolle auf gar keinen Fall Frischholz verheizen. Im Biomassekodex sind weder Importe noch Kahlschlagpellets aus ganzen Bäumen ausgeschlossen. Wir fordern hier dringend Klarheit zu den Plänen."

Jana Ballenthien von ROBIN WOOD ergänzt: "Vitale Wälder sind als CO2-Senken unersetzlich für den Klimaschutz. Angesichts der dramatischen Klimakrise müssen CO2-Emissionen schnell reduziert werden, aber Holz stößt pro Energieeinheit nicht weniger CO2 aus als Steinkohle. Die HEnW treiben ein gefährliches Spiel mit dem Feuer und zugleich kennen sie offenbar nicht mal den Stand der Forschung zur Holzverbrennung. Zudem fehlt eine umfassende Information der Öffentlichkeit, z.B. über die HenW-Aufsichtsratsbeschlüsse. Die Einbindung der Zivilgesellschaft läuft bislang ungenügend."

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH kritisiert: "Hamburg braucht ein erneuerbares Wärmesystem, das ohne die Verbrennung von CO2-emittierenden Energieträgern auskommt. Zunächst auf fossiles Gas oder importierte Holzpellets in einem umgerüsteten Kohlekraftwerk zu setzen, darf keine Option sein. Wir fordern, dass die zwei großen Flusswärmepumpen deutlich schneller kommen als bislang geplant und der Öffentlichkeit endlich alle Informationen über den Energiepark Tiefstack zur Verfügung gestellt werden."

Bereits kurz vor der Vorstellung des Konzepts zum "Energiepark Tiefstack" am 16. Juni 2022 hatten sich über 30 deutsche sowie internationale Umweltorganisationen mit einer gemeinsamen Stellungnahme ablehnend zu den Plänen einer Umrüstung auf Holz und Erdgas geäußert. Anfang September 2022, kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament zur Frage, ob die Verbrennung von Primärholz weiter als "erneuerbar" gelten soll, fand eine spektakuläre Protestaktion am Kraftwerk Tiefstack in Hamburg statt.
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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