Politik muss Unternehmen in die Pflicht nehmen und Klimaschutz vorantreiben "Der Erdüberlastungstag macht deutlich, dass wir in grundlegender Weise unsere Art zu wirtschaften überdenken müssen", kommentiert Finn Robin Schufft, Referent für Unternehmensverantwortung bei Germanwatch. "Die EU mit ihrem überdurchschnittlichen Ressourcenverbrauch darf die Kosten zerstörerischer Geschäftspraktiken nicht länger der Umwelt und den besonders Betroffenen insbesondere im globalen Süden aufbürden. Sie muss ihre Unternehmen dazu verpflichten, endlich Verantwortung zu übernehmen und ihre Geschäftsmodelle an den planetaren Grenzen und der Achtung der Menschenrechte auszurichten." Derzeit laufen im EU-Ministerrat die Verhandlungen für ein EU-Lieferkettengesetz, dessen erster Entwurf allerdings nur unzureichende Umweltpflichten enthält. Um etwa der Wucht der Klimakrise angemessen zu begegnen, sei es notwendig, dass Unternehmen 1,5-Grad-kompatible Pläne aufstellen mit kurz- und mittelfristigen Meilensteinen zur Minderung der Emissionen in ihrer Wertschöpfungskette. Deutschland und die EU tragen eine besondere Verantwortung, ihren ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu reduzieren. Anne Gläser, Expertin für CO2-Preise bei Germanwatch: "Eine EU, die die Ziele des European Green Deal ernst nimmt, sollte eine Vorreiterrolle einnehmen und nicht länger auf Kosten künftiger Generationen und des gesamten Planeten leben. Ein Aufbruch beim Klimaschutz ist dafür zentral. Die EU ist gerade mitten im Gesetzgebungsprozess für das größte Klimapaket aller Zeiten, das Fit-for-55-Paket. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich stärker in die Schlussverhandlungen einzubringen, damit das Klimapaket gestärkt und auf keinen Fall weiter verwässert wird. Das Paket sollte beispielsweise sicherstellen, dass der Luftverkehr endlich Zertifikate im Emissionshandel für seine volle Klimawirkung kaufen muss." Hintergrundinformationen zum globalen Erdüberlastungstag Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist, den "Earth Overshoot Day". Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch rund 1,75 Planeten. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären gar 3 Erden nötig. Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,4 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA bräuchten sie 5,1 Erden. Dabei ist der Anstieg des Ressourcenverbrauchs beispiellos in der Menschheitsgeschichte: 1970 überstieg er erstmals die Biokapazität der Erde, im Jahr 2000 lag der Erdüberlastungstag bereits im September. Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie war der Tag 2020 später als 2019. 2021 stellte sich allerdings ein Rebound-Effekt ein und das sprunghafte Wiederansteigen der Emissionen führte dazu, dass der Erdüberlastungstag wieder das Niveau von 2019 erreichte. Hintergrundinformationen zum Erdüberlastungstag: www.germanwatch.org/de/overshoot Daten des Global Footprint Network: www.footprintnetwork.org/resources/data Website des Earth Overshoot Day: www.overshootday.org Stärkere Umwelt- und Klimapflichten im EU-Lieferkettengesetz werden auch im Rahmen einer Kampagne der Initiative Lieferkettengesetz gefordert, an der sich Germanwatch beteiligt. Derzeit werden Unterschriften für eine entsprechende Petition an Bundeskanzler Olaf Scholz gesammelt. Hintergrundinformationen zum Lieferkettengesetz: www.germanwatch.org/de/lieferkettengesetz Germanwatch regt dazu an, über den individuellen Fußabdruck hinauszudenken: Wir zeigen auf, wo und wie jede:r den Handabdruck seines bzw. ihres gesellschaftlichen Engagements vergrößern kann. Der Handabdruck-Test und der Handel-O-Mat sind Instrumente, die zur aktiven Mitgestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft befähigen. Hintergrundinformationen zum Konzept des Handabdrucks: www.germanwatch.org/de/handprint
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