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Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Mode & Kosmetik    Datum: 16.06.2022
Türkische Textilarbeiter*innen verdienen nur ein Viertel dessen, was sie zum Leben brauchen würden
Europa muss Verantwortung übernehmen
1,5 Millionen Menschen beschäftigt die türkische Bekleidungsindustrie. Sie nähen für globale Modeplayer wie Adidas, Banana Republic, Benetton, Boohoo, C&A, Esprit, GAP, G-star, Hugo Boss, H&M, Inditex - Zara, Levi's, Marks & Spencer, Next, Nike, Puma, Primark, Urban Outfitters, VF. Fast jede Modemarke lässt in der Türkei nähen. Die fünf wichtigsten Exportmärkte für Bekleidung "Made in Turkey" sind Deutschland, Spanien, Großbritannien, die Niederlande und Frankreich (in der Reihenfolge ihres Exportanteils). Die Clean Clothes Campaign stellt heute das aktuelle Länderprofil der Türkei (in englischer Sprache) vor.

© Clean Clothes Campaign
Angesichts der akuten wirtschaftlichen und sozialen Krise in der Türkei - allein in 2021 erreichte die Inflationsrate laut unabhängigen Quellen 83 Prozent - hat die türkische Clean Clothes Campaign die aktuellen Lohn- und Arbeitsbedingungen der Modebranche recherchiert. In den letzten zwei Jahren interviewten sie hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern in Istanbul und Izmir, wo die Modeindustrie konzentriert ist. Arbeiter*innen berichteten: "Ich komme kaum zurecht. Ich habe Schulden. Wenn ich keine Überstunden mache, bin ich im Minus. Wenn die Kinder in die Schule kommen, muss ich noch mehr Überstunden leisten, damit wir über die Runden kommen." "Unser Lohn kann unsere monatlichen Kosten nicht decken. Die Kinder müssen in den Schulferien und an den Wochenenden auch nähen gehen." Täglich wird der Lohn weiter entwertet, die Preise steigen. Die Näherinnen und Näher verdienen selbst mit Überstunden meist nur den gesetzlichen Mindestlohn oder geringfügig mehr. Für den Lohnjob müssen Ausbildungen abgebrochen werden: "Weil ich verschuldet bin, hat mein Kind die Schule aufgegeben und arbeitet nun."

Mindestlohnerhöhungen konnten den Verfall der Kaufkraft der Löhne nicht kompensieren. Während der Mindestlohn sich aktuell auf 4.253 Türkische Lira oder 241 Euro netto beläuft, liegt ein Basisexistenzlohn bei 13.000 Türkische Lira oder 880 Euro (Januar 2022). Berechnungen der türkischen Gewerkschaftsförderation Türk-Is kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie die türkische Clean Clothes Campaign. Das bedeutet, dass der Mindestlohn nur ein Viertel der grundlegenden Lebenshaltungskosten finanziert. Trotz Erhöhungen des gesetzlichen Mindestlohnes von zuletzt 51 Prozent können Beschäftigte nur durch ständige Umschuldung und Zweitjobs überleben.

Bego Demir von der türkischen Clean Clothes Campaign betont, dass "wegen der Hyperinflation die Textilarbeiter*innen mit dem fast unlösbaren Problem konfrontiert sind, ihre Familien zu ernähren. Der Staat gibt Unternehmern finanzielle Anreize, aber die Umsetzung des Arbeitsrechts und des Mindestlohnes wird kaum kontrolliert." Und das, obwohl der Textil-, Bekleidungs- und Ledersektor einer der wichtigsten Export- und Beschäftigungsbereiche ist.

Zudem arbeiten 60 Prozent der 1,5 Millionen Beschäftigten ohne Arbeitsvertrag, ohne Sozialversicherung, ohne klare Entlohnungsprinzipien. Die Schattenwirtschaft boomt. Tagelöhner aus aller Herren Länder - Geflüchtete oder Migrant*innen - schuften für globale Modemarken. Häufige Verletzungen von Grundrechten betreffen insbesondere gewerkschaftliche Rechte, Kinderarbeit und Diskriminierung. Überstundenregelungen bleiben durchgängig unbeachtet - und niemand kontrolliert oder ahndet dies. Auch deshalb fordert die Kampagne für Saubere Kleidung als Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz, dass Europa Verantwortung übernimmt und ein wirksames EU-Lieferkettengesetz beschließt, welches Mensch und Umwelt in den Liefer- und Wertschöpfungsketten von Unternehmen konsequent und umfassend schützt.

Auch Bego Demir von der türkischen Clean Clothes Campaign fordert, dass "Modemarken, die in der Türkei Lieferketten haben, sicherstellen müssen, dass ihre Beschäftigten ihre Rechte bekommen."

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