Zurück zur ECO-World Startseite

Haftungsausschluss
Impressum
Datenschutzerklärung









  Forum
 
 
HOME | Top-Nachrichten | Umwelt & Naturschutz alle Nachrichten
 Hier finden Sie laufend aktuelle Nachrichten aus dem Themenbereich Ökologie.
Wenn Sie Meldungen zu einem bestimmten Thema suchen, steht Ihnen die Navigation links zur Verfügung. - Mit ECO-News, dem Presseverteiler der ECO-World sind Sie immer auf dem Laufenden.

Stichwort    Art 
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 23.03.2022
Moore reinigen Bergbauabwässer
Eine Studie zeigt, dass die Wiedervernässung von Mooren in Bergbauregionen Sulfatbelastung drastisch senken könnte
Die Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässern mit Sulfat und Eisen aus Grubenwasser ist ein weltweites Problem in ehemaligen Bergbaugebieten. Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin (HU-Berlin) sowie vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben im Labor gezeigt, dass Moorboden die Eisen- und Sulfatbelastung von Grubenwasser um über 80 Prozent mindern kann.

Die Wiedervernässung von Mooren wäre eine wirksame Maßnahme zur Verringerung der Verschmutzung durch saures Grubenwasser.
© Marisa04, pixabay.com
Während und nach dem Abbau von Braunkohle reagiert pyrithaltiges Aushubmaterial mit Sauerstoff und Wasser zu Schwefelsäure und gelöstem Eisen. Sulfat und Eisenverbindungen sowie ein saurer pH-Wert sind die Faktoren, die Grubenwasser zu einer Belastungsquelle für Gewässer machen. Es gibt zahlreiche Verfahren zur Behandlung von saurem Grubenwasser, die jedoch oft kostspielig und schwierig umzusetzen sind. Die stark belastete ehemalige Bergbaulandschaft in der Lausitz ist ein Beispiel für die Grenzen von Sanierungsmethoden. Dort finden sich hohe Konzentrationen von Eisen und Sulfat in Flüssen - wie der Spree - Seen und Grundwasserleitern. Punktuelle Behandlungen verbesserten die Wasserqualität nicht.

Warum könnte Moorboden Sulfat und Eisen entfernen?
Naturbasierte Methoden in der Landschaft sind bisher wenig erforscht ist. Die Wiedervernässung von Mooren könnte eine effektive Maßnahme sein. "Unter sauerstofffreien Bedingungen sollte in wassergesättigten Moorböden im Idealfall wieder Pyrit gebildet und gleichzeitig Eisen und Schwefel entfernt werden, um so eine erneute Pyritoxidation zu verhindern. Im Vergleich zu anderen organischen Substraten war bisher jedoch nicht klar, inwieweit der zersetzte Torf aus den oberen Bodenschichten trockengelegter Moorgebiete geeignet ist", erläutert Lydia Roesel von der HU-Berlin, die Erstautorin der Studie.

Eisen- und Sulfatkonzentrationen im Laborversuch um etwa je 80 % reduziert
Die Forschenden simulierten im Laborexperiment die Wiedervernässung von Moorland mit saurem Grubenwasser. Anschließend quantifizierten sie die Eisen- und Sulfatentfernung und die pH-Änderungen bei unterschiedlichen Belastungsraten. Der anfänglich niedrige pH-Wert von 4 stieg auf 6 an, und die elektrische Leitfähigkeit sank um bis zu 47 Prozent. Die Leitfähigkeit des Wassers ist ein Maß für die im Wasser gelösten Teilchen und damit im Süßwasser auch ein Indikator für die Qualität des Wassers. Die anfänglich hohen Konzentrationen von Eisen (mehr als 250 Milligramm pro Liter) und Sulfat (über 770 Milligramm pro Liter) sanken im Durchschnitt um 87 beziehungsweise um 78 Prozent.

"Die Ergebnisse implizieren, dass der mikrobielle Abbau von Sulfat und eine anschließende Ausfällung von Eisensulfiden der wichtigste Mechanismus bei der Reduzierung der Verschmutzungen war", erläutert Dominik Zak, Gastforscher am IGB und Wissenschaftler an der dänischen Universität von Aarhus. Je niedriger die hydraulische beziehungsweise stoffliche Belastung, desto mehr Sulfat wurde entfernt. Die hydraulische Belastung bestimmt die Verweilzeit und je höher diese ist, desto kürzer hat das Grubenwasser Kontakt mit dem Moorsubstrat.

Beispiel Spree: Die Wiedervernässung von Mooren in Bergbauregionen könnte Sulfatbelastung drastisch senken
Die Wiedervernässung von Mooren wäre damit eine wirksame Maßnahme zur Verringerung der Verschmutzung durch saures Grubenwasser. Für den stark belasteten untersuchten Abschnitt der Spree konnten die Forschenden anhand des Vernässungsexperiments und umfangreichen Felddaten abschätzen, dass eine Verringerung der Sulfatbelastung des Flusses um etwa 20 Prozent (36.827 Tonnen pro Jahr) eintreten wird, wenn alle Moore im Teileinzugsgebiet wiedervernässt werden. Das wären 6067 Hektar und entspräche 6,7 Prozent der Gesamtfläche.
"Unsere Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Wiedervernässung von Mooren eine wichtige Maßnahme für den Schutz unserer Umwelt ist. Moore stabilisieren den globale Kohlenstoffhaushalt, sie halten das Wasser in der Landschaft und haben überdies eine wichtige Reinigungsfunktion", sagt Lydia Roesel.

Zukünftig erforschen, warum Schadstoffabbau nachlässt und wie Grubenwasser auf Moore wirkt
Die Forschenden betonen, dass die Laborversuche nicht ohne Weiteres auf großskalige Freilandbedingungen übertragen werden können.
"Zukünftig muss untersucht werden, ob der Schadstoffabbau in zersetzten Torfschichten aufgrund von Versauerung oder dem Mangel an bioverfügbarem Kohlenstoff - oder beidem - im Laufe der Zeit abnimmt und wie sich die Wiedervernässung mit saurem Grubenwasser langfristig auf die Wiederherstellung der wichtigen weiteren Funktionen von Mooren auswirkt", sagt Dominik Zak.

Das Moor ins Labor geholt:
Biogeochemische Prozesse in Mooren unterliegen natürlicherweise einer hohen zeitlichen und räumlichen Variabilität. Die wesentlichen Gründe dafür sind Temperaturschwankungen und hydrologische Änderungen im Jahresverlauf sowie kleinräumige Unterschiede in den physikalischen und chemischen Bodeneigenschaften. Die Bedeutung von einzelnen Steuergrößen für die Reinigung von Bergbauwässern lässt sich daher zunächst am besten unter kontrollierten Laborbedingungen untersuchen. Die Übertragung der Ergebnisse auf das Freiland ist dann unter bestimmten Annahmen möglich und sollte aber durch weitere Untersuchungen im Labor und Freiland unterlegt werden.

Warum Moor wichtig ist:
Moore haben als Übergangs- und Pufferzonen zwischen terrestrischen und aquatischen Ökosystemen eine wichtige Funktion für den Stoff- und Wasserhaushalt in der Landschaft. Wachsende bzw. nicht entwässerte Moore sind wichtige Senken für Kohlenstoff, Phosphor und Stickstoff. Die gleichzeitige Speicherung von Wasser hat zur Bezeichnung "Nieren in der Landschaft" beigetragen. Fallen Moorflächen trocken, können sie im Gegenzug Nährstoffe und Treibhausgase freisetzen.

Publikation:
Lydia K. Roesel, Dominik H. Zak: Treating acid mine drainage with decomposed organic soil: Implications for peatland rewetting. Journal of Environmental Management, Volume 311, 2022, 114808, ISSN 0301-4797

Diskussion

  Login



 
 
  Aktuelle News
  RSS-Feed einrichten
Keine Meldung mehr verpassen

24.04.2025
Symbolkarten als Seelenhelfer 111 Symbolmittel für mentale, emotionale und seelische Gesundheit


Für Klima, Luft, Boden: Multitalent Wald schützen VERBRAUCHER INITIATIVE zum Tag des Baumes am 25. April

22.04.2025
Earth Day 2025 Deutsche verlieren Interesse am Klimaschutz


12 Jahre nach Rana Plaza Gewerkschafter in Bangladesch inhaftiert, Lieferkettengesetz vor der Abschwächung


Von Kopf bis Fuß: Pilze sind natürlich nachhaltig Als hochwertiges Nahrungsmittel und als Werkstoff der Zukunft


Ausgezeichnet! Reformierter Tierschutzforschungspreis stärkt tierversuchsfreie Wissenschaft Kommentar

Weniger Kunststoffe im Bioabfall ab Mai 2025 Neue Vorgaben der Bioabfallverordnung treten in Kraft.


ÖDP ruft bundesweit zu Aktionstag am "Tag des Baumes" auf Naturschutzpartei fordert "konsequenten Schutz der Wälder": "Jeder gepflanzte Baum sichert uns eine lebenswerte Zukunft."


Gut geschützt die Frühlingssonne genießen VERBRAUCHER INITIATIVE mit Tipps zu Sonnenschutzmitteln


17.04.2025
Photovoltaik-Ausbau landwirtschafts- und umweltgerecht gestalten AbL legt neuer Bundesregierung Vorschläge für Photovoltaik-Ausbau vor

"Noch mehr Trinkwasserbrunnen für Rheinland-Pfalz" Trinkwasserversorgung

Bilanz des Koalitionsvertrags Transparency Deutschland fürchtet deutliche Einschränkungen demokratischer Beteiligungs- und Kontrollrechte

Hummel-Challenge begeistert - Über 11.000 Beobachtungen Ergebnis Citizen Science Projekt

In tiefer Trauer: Der SFV nimmt Abschied von Wolf von Fabeck Eine große Persönlichkeit der Energiewende ist verstorben.


Tag der Landlosen: FIAN weist auf wachsende Landkonzentration hin Forderungen an die deutsche Entwicklungszusammenarbeit

16.04.2025
Carsharing-Anbieter lassen die verkehrsentlastende Wirkung ihrer Angebote überprüfen Carsharing ist ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität

Projekt "Trinkbecher für Trinkwasser" 100.000-Euro-Spendenrekord für sauberes Wasser in Afrika


15.04.2025
Evaluierung der Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes Eine aktuelle Studie evaluiert die Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes und entwickelt Vorschläge für deren Weiterentwicklung

Videonewsletter der Möbelmacher Nr. 216 Newsletter 216: Actionhelden F. Kusz, D. Scheck, U. Plank; Küche in Lindau; elektrisches Schrankbett; Sommerzudecken; Hifirack in Elsbeere; Wozi und Sessel bei Übriges;


PRISMA in Frankfurt Ein nachhaltiges Bürobestandsgebäude als gesellschaftlicher Impulsgeber