Zurück zur ECO-World Startseite

Haftungsausschluss
Impressum
Datenschutzerklärung









  Forum
 
 
HOME | Top-Nachrichten | Umwelt & Naturschutz alle Nachrichten
 Hier finden Sie laufend aktuelle Nachrichten aus dem Themenbereich Ökologie.
Wenn Sie Meldungen zu einem bestimmten Thema suchen, steht Ihnen die Navigation links zur Verfügung. - Mit ECO-News, dem Presseverteiler der ECO-World sind Sie immer auf dem Laufenden.

Stichwort    Art 
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 01.03.2022
Gipsabbau in Deutschland und in Bayern
Raubbau beenden - Gipsrecycling voranbringen
Das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA stellte heute im nordbayerischen Bad Windsheim die Ergebnisse eines zweijährigen Projektes zum Naturgipsabbau in Deutschland vor. Gemeinsam mit Vertreter*innen des BUND Naturschutz in Bayern besuchte der Bundesvorsitzende der GRÜNEN LIGA die Quelle der Aisch, die infolge benachbarten Gipsabbaus zeitweise versiegte. Beide Verbände betonen, dass eine Ausweitung des Naturgipsabbaus verhindert werden muss. Dazu müssen Recycling, Alternativbaustoffe und eine ressourcenschonende Bauwende vorangetrieben werden. Für eine exzessive Ausweisung neuer Gipsabbaugebiete in der Regionalplanung gibt es keine Grundlage.

Für eine exzessive Ausweisung neuer Gipsabbaugebiete in der Regionalplanung gibt es keine Grundlage. © Frank Weber
"Den wegfallenden Gips aus Kohlekraftwerken durch mehr Abbau von Naturgips ersetzen zu wollen, würde zu einem enormen Raubbau an der Natur führen." stellt René Schuster, Bundesvorsitzender der GRÜNEN LIGA, fest. "Deutschland muss stattdessen den Anteil von Recycling beim Gips dringend erhöhen. Die Nutzung von Sekundärgipsen und Alternativbaustoffen sind nötig. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich zu einer nachhaltigen Bauwende zu bekennen, die den Verbrauch von Ressourcen insgesamt begrenzt", so Schuster.

Hintergrund: In den seit den 1980er Jahren vorgeschriebenen Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) der Kohlekraftwerke entsteht in großen Mengen Gips. In der Folge verdoppelte sich der Gipsverbrauch nahezu von anfangs fünf Millionen Tonnen auf den heutigen Stand des Verbrauches von ca. zehn Millionen Tonnen pro Jahr. Ob der Kohleausstieg zu einer massiven Erschließung neuer Gipstagebaue führen muss, hat die GRÜNE LIGA in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit wichtigen Akteur*innen diskutiert. In dem 40-seitigen Bericht "Gips: Rohstoff und Lebensraum" wurden Ergebnisse aus Interviews, Fachgesprächen, Exkursionen und zwei öffentlichen Tagungen mit den Beteiligten aus Industrie, Forschung, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammengefasst. Dieser wurde heute erstmals in einer der betroffenen Abbauregionen vorgestellt.

"Während der Kohleverstromung ist eine Verwendung des entstehenden Nebenproduktes Gips natürlich nötig und sinnvoll. Allerdings wurde diese Nachfrage künstlich erzeugt. Die Notwendigkeit, wegfallende Mengen Gips eins zu eins durch Naturgips zu ersetzen, kann aus dem bisherigen Verbrauch also nicht abgeleitet werden", resümiert Schuster.

In Bayern konzentrieren sich die Gipsvorkommen auf die Landkreise Ansbach, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Kitzingen, Würzburg, Main-Spessart, Schweinfurt, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen und damit auf Mittel- und Unterfranken.

"Wir haben in den letzten Jahren bereits feststellen müssen, dass die Gipsindustrie in Nordbayern riesige Flächen als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete in den Regionalplänen festsetzen ließ. Der BUND Naturschutz sieht hier den Versuch, den Raubbau an Rohstoffen auf viele weitere Jahrzehnte festzuschreiben", so Tom Konopka, Regionalreferent des BN für Mittel- und Oberfranken. "Richtig wäre auch in Bayern das Recycling von Gips, zum Beispiel aus Gipskartonplatten. Nur unter fünf Prozent werden wiedergenutzt, das meiste landet auf Bauschuttdeponien und ist verloren. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz", so Konopka.

Dass der Gipsabbau auch das knappe Wasser in der Trockenregion Westmittelfranken beeinträchtigen kann, zeigte der Abbau Burgbernheim-Nord des Gipskonzerns Knauf 2019: "Die Quelle und ein Kilometer des Flusses bei Burgbernheim führten Ende 2019 und Anfang 2020 kein Wasser mehr. Ursache für das Versiegen war nicht die Trockenheit, sondern nachweislich ein kurz zuvor eröffneter Gipssteinbruch der Firma Knauf bei Burgbernheim. Die für die Gipsgewinnung nötigen Sprengungen führten zur Zerstörung der grundwasserführenden Schichten und bereits wenige Monate später zur Veränderung der Grundwasserströme", so Sigrid Pfund, Vorstandsmitglied BN-Kreisgruppe Neustadt/A.-Bad Windsheim.

Nur durch einen öffentlichen Aufschrei wurde der Gipskonzern gezwungen, einen Behelfsdamm zu schütten, der den Grundwasserstrom so änderte, dass die Quelle nun wieder Wasser führt. Der Gipsabbau wurde aber nicht eingestellt, wie dies aus Vorsorgegründen eigentlich notwendig gewesen wäre. Der BN hatte die Gefahr für die Aischquelle bereits 2013 im Genehmigungsverfahren für den Gipsabbau gesehen: In seiner Stellungnahme an das zuständige Bergamt wies der Verband auf diese Gefahr eindringlich hin und forderte Schutzmaßnahmen, wie eine rechtzeitige Untersuchung der Grundwasserströme und die Beweissicherung mithilfe eines Messstellennetzes. Trotzdem genehmigte das Bergamt Nordbayern den Abbau ohne diese Auflagen. "Es ist ein unrühmliches Kapitel des Bergamtes Nordbayern, das den Rohstoffabbau regelmäßig höher gewichtet als die Sicherung des Allgemeinwohls", sagt Tom Konopka.

Fast 4.000 ha Vorrang- und mehr als 5.000 ha Vorbehaltsgebiete für den Abbau von Bodenschätzen sind allein in Westmittelfranken festgesetzt worden. Der BN lehnt das klar ab und hat dies auch in einer Stellungnahme zur Regionalplanfortschreibung vom 04.02.2021 deutlich gemacht.

"Im Vergleich zur Fläche unseres Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim mit 126.755 ha werden Gipsabbauflächen von 4.865 ha überplant. Dies entspricht 3,8 Prozent unserer Landkreisfläche mit Schwerpunkt auf wenige Gemeinden. Diese erfahren eine komplette Umgestaltung der Landschaft. Ca. 11 Prozent der Flächen dieser Gemeinden sind für Gipsabbau reserviert. Das beeinträchtigt in erheblichem Maße die Entwicklung der Kommunen, das Landschaftsbild, die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen und sämtliche Ziele des Naturschutzes", so Moni Nunn von der BN-Kreisgruppe Neustadt/Aisch -Bad Windsheim.

Diskussion

  Login



 
 
  Aktuelle News
  RSS-Feed einrichten
Keine Meldung mehr verpassen

04.07.2025
Neue Logix Studie: Logistikimmobilien können signifikanten Beitrag zur Kommunalen Wärmewende leisten Vielfältige Potenziale von Logistikimmobilien bei der Unterstützung der Wärme- und Energiewende


Seit 15 Jahren: ÖDP-Initiative sorgt für rauchfreie Restaurants und Kneipen Mit Volksentscheid initiierte die Naturschutzpartei ÖDP Gesundheitsschutz in Restaurants für alle.


03.07.2025
Neue Gas-Öfen trotz Hitzewelle: Regierung verweigert Politik fürs Volk Zu heiß für kühle Köpfe? ÖDP kritisiert "Kopf-in-den-Sand-Politik" statt kluger Klimaschutz-Entscheidungen durch die Merz-Mannschaft.


30.06.2025
Agrarökologische Praxis Allianz gegründet - Ein wegweisender Schulterschluss für die sozial-ökologische Transformation Stärkung sozial gerechter und ökologisch nachhaltiger Strukturen

"Hohe Wassertemperaturen können ökologisches Gleichgewicht in Gewässern empfindlich stören" Der Rhein hat die Marke von 25 Grad Celsius überschritten

"Kommunen engagieren sich landesweit für Klimaschutz" Zwischenbilanz des Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI) nach einem Jahr: Hundert Projekte bereits umgesetzt

Brisantes Energiewendemonitoring Deutsche Umwelthilfe deckt mit vertraulichem Auftragsdokument geplante Klimaschutz- und Innovationsblockade von Katherina Reiche auf

Nachhaltigkeitslösungen von tec4U-Solutions erhalten TOP 100-Auszeichnung Ranga Yogeshwar würdigt Innovationskraft von tec4U-Solutions im Rahmen des Mittelstands-Summits


Kleidung clever nutzen Neues Themenheft der VERBRAUCHER INITIATIVE


29.06.2025
Klima-Allianz Deutschland warnt Untätigkeit beim Klimaschutz könnte Deutschland 33 Milliarden Euro kosten

27.06.2025
AbL kritisiert Rollback in der Agrarpolitik Langfristige Perspektive für Landwirtschaft, Natur und Tiere braucht mehr als Bürokratieabbau

Ist Völkerrecht noch das Recht der Völker? Macht sich die UNO selbst überflüssig?

Zweifelhafter Handel mit seltensten Tieren unter dem Deckmantel des Artenschutzes Pro Wildlife kritisiert Rolle Deutschlands bei fragwürdigen Deals

26.06.2025
Der Krötennachwuchs ist da Jetzt achtsam sein

50 Jahre CITES: Erfolge und Versäumnisse beim Kampf gegen das Artensterben Forderung nach mutigeren Schritten zum Jubiläum der wichtigsten Artenschutzkonvention

Für eine nachhaltige Zukunft und stabile Märkte AöL plädiert für Erhalt des Naturwiederherstellungsgesetzes

Klimaklage BUND und SFV legen bei Verfassungsbeschwerde nach

Umfrage deckt auf: Bauernhofkatzen oft vernachlässigt Deutscher Tierschutzbund fordert sofortige Maßnahmen gegen das stille Leid auf dem Land

Klimaverhandlungen in Bonn Noch keine gemeinsame Vision für erfolgreiche Weltklimakonferenz

75 Jahre Deutscher Naturschutzring 75 Jahre gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft