Kleinere Bäche und Gräben machen mehr als 70 Prozent des deutschen Fließgewässernetzes aus. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten sind akut bedroht: Denn viele dieser Arten brauchen saubere und unbelastete Kleingewässer zum Überleben. Momentan werden Kleingewässer in Deutschland jedoch behördlich nicht systematisch überwacht. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Citizen-Science-Projekt "FLOW" wird die bisherigen Arbeiten durch die Mitarbeit von Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mit einer Vielzahl an Daten ergänzen. In den nächsten drei Jahren sind bundesweit mindestens 200 Monitoringeinsätze geplant, bei denen die Gemeinschaft der wirbellosen Tiere (Makrozoobenthos) untersucht und bestimmt wird. Außerdem wird die Gewässerstruktur beurteilt und die chemisch-physikalische Wasserqualität analysiert. Anschließend sollen auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse gemeinsam Maßnahmen zur Reduktion von Pestizideinträgen und zur Verbesserung des Zustands von Gewässern entwickelt werden. Unterstützt werden die Monitoringeinsätze durch die Umweltmobile der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU). "Die Bürgerwissenschaftler*innen, die sich im Projekt FLOW engagieren, werden durch ihre Aktivitäten in den nächsten drei Jahren erheblich dazu beitragen, Gewässer und Lebensgemeinschaften zu untersuchen und den Gewässerschutz zu verbessern," betont Citizen-Science-Expertin Prof. Aletta Bonn von UFZ und iDiv. Nur etwa acht Prozent der deutschen Fließgewässer befinden sich derzeit in einem "guten ökologischen Zustand", obwohl dieses Ziel eigentlich schon 2015 erreicht sein sollte. Dieser Zustand ist laut Umweltbundesamt praktisch unverändert, seit die EU-Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 eingeführt wurde. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, den Pestizideinsatz zum Schutz gesunder Ökosysteme zu reduzieren und besonders gefährliche Wirkstoffe zu verbieten. Kleine Bäche sind durch das geplante Insektenschutzgesetz noch nicht ausreichend vor Pestiziden geschützt. Eine umweltverträgliche Landwirtschaft muss künftig stärker gefördert werden, um unsere Gewässer, die aquatische Biodiversität und somit eine gesunde Umwelt zu schützen. Hintergrund: Das Projekt hat eine Laufzeit von Februar 2021 bis Januar 2024 und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen. Weitere Informationen unter: www.bmbf.de/de/buergerforschung-225.html und www.buergerschaffenwissen.de Mehr Informationen zum Projekt
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