"Lebendige Flüsse und Klimaschutz sind vereinbar" betont Richard Mergner, Vorsitzender des BN. "Die energetischen Potentiale des Wasserkraftausbaus in Bayern sind äußerst gering, die ökologischen Schäden aber wären immens hoch. Das Erreichen des 1,5°C-Kimaschutzzieles und eine 100% erneuerbare Energieversorgung in Bayern braucht keinen Wasserkraftausbau. Sie braucht vor allem Energieeinsparung, Ausbau von Wind- und Sonnenenergie und dezentrale Speicherung. Gerade in Zeiten der Klimakrise mit zunehmenden Trockenzeiten und schweren Veränderungen für die Arten im Wasser brauchen wir möglichst naturnahe Flüsse und angebundene lebendige Auen". Unsere Fließgewässer sind das größte natürliche Biotopverbundsystem, das wir haben, so Norbert Schäffer,Vorsitzender Landesbund für Vogelschutz. Sie haben für wandernde Arten eine besondere Bedeutung. Querbauwerke unterbinden die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Gewässerorganismen und den Geschiebetransport, haben negative Auswirkungen auf die Gewässerstruktur und verändern Gewässerparameter wie Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit und Temperatur. Sie sind Totalbarrieren für eine Vielzahl von Gewässerorganismen wie Krebse, Muscheln oder andere Arten des Makrozoobenthos. Aufstiegshilfen sind, sofern vorhanden und funktionsfähig, oftmals nur eine Einbahnstraße nach oben für die Fische. Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit bei bestehenden Anlagen muss Vorrang vor einer weiteren Erschließung der Wasserkraft haben. "Die Fischbestände in Bayern sind in einem kritischen Zustand", so Albert Göttle, Vorsitzender Landesfischereiverband. "Zahlreiche Arten stehen auf der Roten Liste. Neueste Untersuchungen der Technischen Universität München belegen, dass auch innovative Wasserkraftanlagen an Querbauwerken die Schädigung der Fische nicht nachhaltig mindern. Der Rückbau von Querbauwerken bringt dagegen rasche Erfolge für die Erholung der Fischbestände. Dies zeigt das Beispiel Mitternacher Ohe: Dort haben wir Fischer drei Barrieren entfernt und für die vollständige Durchgängigkeit für Fische und für freies Fließen des Wassers gesorgt. Was nur an wenigen Stellen in ganz Bayern erreicht wird ist dort jetzt Realität: Der Fischbestand wird nach Wasserrahmenrichtlinie-Modus im renaturierten Bereich als 'sehr gut' bewertet." "Der komplette Rückbau von Barrieren ist der Königsweg, um die Durchgängigkeit für alle Lebewesen und Sedimente in Flüssen und Bächen herzustellen", so Stephan Zirpel, Leiter Naturschutz Deutschland, WWF Deutschland. "Obsolete Querbauwerke, insbesondere alte, nicht mehr genutzte Mühlenwehre, müssen verschwinden. Ein Förderprogramm oder Rückbaufonds würde zum einen die Mühlenbesitzer entlasten und zum zweiten einen enormen ökologischen Gewinn für unsere Flüsse und Bäche bedeuten. Das 100-Wilde-Bäche-Programm in Hessen zeigt, wie effizient Kommunen mit finanzieller und fachlicher Unterstützung der Länder den Rückbau an kleinen Gewässern voranbringen können. Analog könnte auch der Freistaat zum Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie beitragen, 25.000 km frei fließende Flüsse zu schaffen." "Gesellschaftlich nachhaltiger Naturschutz ist nur möglich, wenn Menschen Natur erlebt und Wert schätzen gelernt haben", so Oliver Bungers, Präsident Bayerischer Kanu-Verband. "Um eine Überlastung schützenswerter Naturräume durch (wie in der Corona-Pandemie erlebt) mehr Erholungssuchende zu verhindern, helfen dauerhaft nur mehr attraktive, naturnahe Alternativen. Der Rückbau von Querbauwerken z.B. im Rahmen des "Bayerischen Gewässer-Aktionsprogramm 2030" könnte viele, für Mensch und Natur attraktive Fließgewässer-Strecken wiederherstellen und die durch künstliche Eingriffe in die Natur erst entstandenen Interessenkonflikte zwischen Naturschutz und Erholung auflösen!"
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