Für Landwirt Miguel Vargas hat der Blick auf die Region, in der sich die mit Plastik überzogenen Solargewächshäuser dicht an dicht drängen, einen ganz eigenen Wert. "Wenn man auf diese Landschaft schaut, dann sollte man einige Fakten kennen. Wir erzeugen in solchen Gewächshäusern in der Region rund 4,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse pro Jahr. In den Wintermonaten versorgen wir so rund 500 Millionen Menschen in Europa mit schmackhaften Vitaminen. Wenn wir diese Menge ohne diese Gewächshäuser produzieren wollten, würden wir fast die 30-fache Fläche benötigen. Und nicht nur das: Wasser ist hier bei uns in Südspanien ein äußerst knappes Gut. Ohne die Gewächshäuser, die höchst effiziente Tröpfchenbewässerung und die Regenwasserrückgewinnung müssten wir viel mehr Wasser für die Bewässerung aufwenden; unter Folie können wir dagegen einen weitgehend geschlossenen Wasserkreislauf erreichen." Innovative Technologien Seine Solargewächshäuser stecken voller Hightech und cleverer Details, die Vargas seinen Besuchern gerne zeigt. Das beginnt damit, dass die Sonne fast die komplette Energieversorgung sicherstellt. "Daher stammt auch der Name ,Solargewächshaus'", berichtet er. Um das kostbare Wasser unter den trocken-heißen Bedingungen Südspaniens so effizient und sparsam wie möglich nutzen zu können, wird das Regenwasser in Auffangbecken gesammelt. Von dort wird es den wachsenden Pflanzen über Tröpfchenbewässerung ganz gezielt und bedarfsgerecht zugeführt. Sensoren im Inneren der Gewächshäuser schlagen Alarm, wenn Wasser fehlt oder die komplett natürliche Lüftung anders eingestellt werden sollte, um optimale Bedingungen bei Temperatur und Luftfeuchte zu schaffen. "Der Wasser-Fußabdruck unserer Gartenbauprodukte ist dank der Gewächshäuser und der hier genutzten Technik 19-mal kleiner als in der restlichen spanischen Landwirtschaft. Wir können ohne Übertreibung sagen, dass Almeria und die Küste Granadas zu den technologisch am besten und effizientesten bewässerten Gebieten Spaniens gehören", erläutert der Landwirt. Großteils in Eigenleistung In Zeiten, in denen der EU-Agrarhaushalt und die damit verbundenen Subventionen an die Landwirtschaft zunehmend in der gesellschaftlichen Kritik stehen, ist dem Chef der Genossenschaft noch eines sehr wichtig: Dass nämlich Almeria und Granada heute eine solche Rolle bei der Versorgung Europas hätten, sei weitestgehend dem Engagement und den Investitionen der beteiligten Familienbetriebe zu verdanken. "Finanzielle Hilfen aus dem EU-Agrarhaushalt machen bei uns nur 1,9 Prozent der betrieblichen Einkünfte aus. Das ist beispielsweise im spanischen Oliven- (33 %) und Getreideanbau (53 %) ganz anders", so Vargas. Zufrieden geht der Blick des Landwirts von den vollen Erntekisten auf dem Hof seines Betriebs zu den umstehenden Solargewächshäusern und zurück. "Natürlich ist unsere "Plastiklandschaft" gewöhnungsbedürftig. Allerdings nutzen wir nur 3,4 Prozent des Territoriums von Almeria auf diese Weise. Und weil wir dies so effizient tun, können wir 40 Prozent der Provinz als vollständig geschützten Naturraum so belassen, wie er ist. So nachhaltig und umweltschonend einen maßgeblichen Beitrag zu der gesunden Ernährung in Europa leisten zu können, macht uns schon stolz" sagt der Landwirt - und nickt seiner Tochter Claudia zu, die gerade die nächste volle Erntekiste versandfertig macht. Steckbrief:
Obst und Gemüse aus Südspanien im Überblick:
Über CuTE SOLAR: CuTE Solar (Cultivating the Taste of Europe in Solar Greenhouses) ist eine von der Europäischen Union (EU) mitfinanzierte Informations- und Förderkampagne, die vom Dachverband andalusischer Obst- und Gemüseanbauverbände APROA-Spanien, dem branchenübergreifenden spanischen Obst- und Gemüseverband HORTIESPAÑA und dem europäischen Obst- und Gemüseproduktions- und Handelsverband EUCOFEL getragen wird. Ziel der Informations- und Förderkampagne ist es, Verbraucher über die nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionsmethoden in den Solargewächshäusern zu informieren. Insbesondere geht es dabei um die Produktqualität und die Anbaumethoden für Obst und Gemüse aus der EU, basierend auf dem Respekt vor Mensch und Umwelt. Die Kampagne läuft bis 2022 in den Zielländern Belgien, Deutschland und Spanien. Kontakt: CuTE SOLAR, Álvaro de Mingo | ademingo@admmr.com | cutesolar.eu Text: Andreas Frangenberg | a.frangenberg@factum-est.de
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